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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern
Autoren: Nora Roberts
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irgendwelche Jungs fertig.“
    Beinahe hätte sie gelacht. „Du hast recht. Sie werden sich bald melden, da bin ich sicher. Ich wüsste, wenn ihnen etwas passiert wäre. Ich würde es spüren.“ Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, rührte sie aber nicht an. „Weißt du, sie sind die einzige Familie, die ich noch habe. Und wahrscheinlich sind sie seit sehr langer Zeit meine einzige wirkliche Familie. Ich habe mir nur vorgemacht, dass es anders sein könnte.“
    „Du bist nicht allein, Bailey. Das weißt du.“
    Nein, sie war nicht allein. Er war hier, er wartete auf sie. „Du solltest dich hinlegen, Cade.“
    Er grinste. „Komm mit.“
    „Um dich auszuruhen“, entgegnete sie lachend.
    „Ich bin nicht müde.“
    Ihr Lächeln verblasste, ihr Blick wurde dunkel und ernst. „Du hast mir das Leben gerettet“, flüsterte sie. „Von dem Moment an, als ich in deines getreten bin. Ohne dich wäre ich vollkommen verloren gewesen. Und heute hast du mich beschützt, du hast dein Leben riskiert, um meines zu schützen.“
    „Ich wollte schon immer mal eine Jungfrau in Not retten. Du hast mir die Gelegenheit dazu gegeben.“
    „Cade, hier geht es nicht um tapfere Ritter in glänzender Rüstung oder um Sam Spade.“ Ihre Stimme klang heiser. „Das Blut war echt. Mein Bruder, der dich mit einem Messer angegriffen hat, war echt.“
    „Er hat auch dich angegriffen“, erinnerte er sie. „Du kannst nichts für das, was passiert ist. Und du bist auch viel zu klug, um das zu glauben.“
    „Ich bemühe mich. Aber wenn es anders gelaufen wäre und du jetzt tot wärst, wem könnte ich sonst die Schuld geben? Schließlich bin ich zu dir gekommen. Ich habe dich da mit reingezogen.“
    „Das ist schließlich mein Job.“ Als er sich aufrichten wollte, zuckte er zusammen. „Stört dich das? Meine Arbeit? Die Risiken, die ich eingehe?“
    „So weit habe ich noch gar nicht gedacht. Mir geht es im Moment nur darum, was du für mich getan hast. Ich stehe tief in deiner Schuld, und das ist eine Schuld, die ich niemals werde begleichen können.“
    Mit einer ungeduldigen Bewegung strich er sich das Haar zurück. „Also wirklich, Bailey. Langsam gehst du mir auf die Nerven.“
    „Ich sage nur, was gesagt werden muss. Du hast mir von Anfang an geglaubt. Du hast mich hier wohnen lassen. Du hast mir eine Haarbürste gekauft. Für manche Menschen mag das nichts zählen, aber für mich bedeutete es die Welt. Du hast mir zugehört und versprochen, mir zu helfen. Du hast dein Versprechen gehalten, und dafür hast du beinahe mit dem Leben bezahlt.“
    Plötzlich wurde sein Blick scharf. „Willst du jetzt von mir hören, dass ich für dich sterben würde? Ja, vermutlich würde ich das. Dass ich für dich töten würde? Auf jeden Fall. Du bist nicht einfach nur irgendein Hirngespinst für mich, Bailey. Du bist das, was die Realität erst richtig real gemacht hat. Durch dich habe ich das Gefühl, endlich im Leben angekommen zu sein.“
    Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Jetzt war er wieder sauer auf sie. Seine Augen blitzten ungeduldig in seinem von Blutergüssen verunzierten Gesicht. Sein Arm, der vom Ellbogen bis zur Schulter bandagiert war, musste höllisch schmerzen.
    „Und ich verstehe nicht, warum das so ist.“
    „Du willst etwas mit dem Verstand begreifen, was mit dem Verstand nicht zu begreifen ist. Hier geht es nicht um rationale Gründe, Bailey.“ Er seufzte. „Der erste Stern bedeutet Liebe, nicht wahr? Genauso ist es.“
    So einfach, dachte sie. So simpel. Und doch so stark. Entschlossen ging sie einen Schritt auf ihn zu. „Ich bin Bailey James“, begann sie. „Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt und lebe in Washington. Von Beruf bin ich Gemmologin. Ich bin Single.“ Sie hielt einen Moment inne. „Ich bin ordentlich. Eine meiner besten Freundinnen behauptet, Ordnung wäre meine Religion, und ich befürchte, sie hat recht. Ich mag es, wenn alles an seinem Platz ist. Ich koche gerne, aber nicht oft, weil ich allein lebe. Ich mag alte Kinofilme.“ Er grinste jetzt, aber sie schüttelte den Kopf. „Lass mich nachdenken“, murmelte sie. „Ich habe eine Schwäche für italienische Schuhe. Ich würde lieber einen Monat lang aufs Mittagessen verzichten als auf ein hübsches Paar Schuhe. Ich mag schöne Kleider und Antiquitäten. Dieselbe Freundin bezichtigt mich deshalb eines Hangs zum Snobismus. Und auch damit hat sie recht.“
    „Ich nehme dich trotzdem.“
    Sie schüttelte wieder den Kopf. „Ich bin noch
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