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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
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säßen. Ich blieb angesichts der Möglichkeit,
daß dem wirklich so wäre, ebenfalls nicht stehen und hielt mich dicht hinter
ihm, hauptsächlich weil er die Kerze hatte und weil mir der Gedanke, allein im
Dunklen zurückzubleiben, ein schlimmeres Schicksal erschien, als bei Trendex mit einer Sendung unter dem Beliebtheitsgrad Null
zu rangieren. Schließlich blieb er stehen, öffnete eine Tür und winkte mir
dann, ihm in das Zimmer dahinter zu folgen. In dem flackernden Kerzenlicht
konnte ich erkennen, daß es sich um einen kleinen, mit Spinnweben überzogenen
Raum handelte; und in Anbetracht der dicken Staubschicht auf dem altertümlichen
Bett mit den vier Pfosten mußte der letzte Schläfer hier einer dieser
rundköpfigen Kavaliere oder so was gewesen sein.
    »Soll das ein Gag sein ?« sagte ich heiser. »Ich habe schon viel von der englischen
Gastfreundschaft gehört, aber das ist lächerlich! Wenn Sie sich einen
Augenblick lang einbilden, daß ich den Rest der Nacht hier zubringe...«
    In diesem Augenblick gingen mir
die Worte aus, denn während ich geredet hatte, war Onkel Silas zur nächsten Wand hinübergehüpft, hatte an einem Backstein in ihrer Mitte
herumgefummelt, und nun hatte sich ein ganzer Teil der Wand geöffnet und ein
mit tiefster Dunkelheit ausgefülltes Rechteck enthüllt, ausreichend groß, um
mindestens zwei Leichen zu verbergen.
    »Was, zum... ?« begann ich mit erstickter Stimme.
    »Schnell !« Er winkte mir, in das schwarze Loch von Fearsome Grange zu treten. »Ich werde es hinter dir schließen, und dann wirst du
sicher sein .«
    »Hören Sie zu — Sie verrückter Wykes -Jones !« fauchte ich. »Wenn
Sie sich einbilden, ich werde in dieses Mauseloch kriechen, sind Sie noch viel
irrer, als ich gedacht habe !«
    Von irgendwo draußen auf dem
abgelegenen Korridor drang ein tiefer pfeifender Laut herein. Meine Kehle
preßte sich zusammen, und ich fühlte, wie mein Rückgrat erstarrte, während ich
hörte, wie das gespenstische, un -menschliche Pfeifen
langsam erstarb.
    »Er kommt !« Der Alte kreischte wie eine Strip- tease -Tänzerin, die
in der Arktis ohne ihren G-String ertappt worden ist. »Ich habe ihn nicht so
bald erwartet. Schnell, Bastard, schnell, bevor es zu spät ist !«
    Noch bevor mir klar wurde, was
ich tat, hatte ich mich automatisch dem Druck seiner Hand gefügt und war in das
klaffende schwarze Loch getreten. Im nächsten Augenblick schlug der offene Teil
der Wand hinter mir zu, und ich blieb in völliger Finsternis zurück. Ich hätte
geschrien, aber mein Hals war nach wie vor wie zugeschnürt; und der einzige
Laut kam von meinen Knien her — sie schlugen in einer Art verrücktem Rock- and -Roll-Rhythmus gegeneinander.
    Nach etwas, das mir wie eine
Lebensspanne erschien — wahrscheinlich waren es zwei Minuten —, während der ich
hoffnungslos gegen die massive Backsteinwand gestoßen hatte, schaffte ich es,
mich so weit zu beruhigen, daß das Stadium nackten Entsetzens dem zitternder
Panik wich. Logische Überlegungen machten mir klar, daß ich nicht mehr in das
Zimmer an der anderen Seite der Wand gelangen würde, sofern Onkel Silas nicht plötzlich seinen Sinn änderte, was ich
bezweifelte, selbst wenn ihn dieser pfeifende Gottseibeiuns nicht ohnehin schon
geholt hatte. Hier bist du also, Larry Baker, sagte ich mir beruhigend, sicher
vor dem pfeifenden Gespenst, fest in der Wand eingeschlossen. In diesem
Augenblick wünschte ich mir, ich hätte noch nie etwas von meinem Lieblingsautor
Edgar Allan Poe gehört.
    Nach einiger Zeit lehnte ich
mit dem Rücken gegen die Wand und streckte vorsichtig die Arme vor mir aus.
Meine Hände stießen gegen eine andere massive Wand. Dann streckte ich die Arme
seitlich aus, und meine Linke traf auf eine weitere verdammte massive Wand,
aber meine Rechte stieß nur in Luft. Ich wandte mich nach rechts, legte die
Hand gegen die Wand und streckte die Linke gerade vor mich aus. Dann begann ich
langsam zu gehen. Nachdem ich ein halbes Dutzend Schritte gemacht hatte,
verspürte ich den erregenden Reiz wissenschaftlicher Entdeckerfreude, als mir
klar wurde, daß ich mich in einem Geheimgang befinden mußte. Das war ein
verdammter Gedanke und veranlaßte mich, zwei Schritte auszulassen, da mir der
Gedanke kam, es könne sich eine Falltür unter meinen Füßen befinden.
    Ich schlurfte weiter wie ein Blinder
und spürte vage, daß der Gang in einer Kurve abwärts führte. Ich hielt mir
selber den Daumen, daß ich nicht schließlich in einem
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