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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer
Autoren: Peter F. Hamilton
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Pensionierung in ruhiges Fahrwasser bringen würde. Fünfzehn Jahre harte Arbeit hatten ihn gelehrt, dass das Leben die Angewohnheit hatte, so etwas mit einem zu machen.
    »Die sind bis morgen alle wieder nüchtern«, erwiderte Sid und wandte seinen Blick wieder auf die Straße.
    »In dieser Stadt?«, fragte Ian zweifelnd.
    »Wir haben jetzt alle Jobs.«
    Sid war ebenso überrascht wie jeder andere gewesen, als Northumberland Interstellar am Freitagmorgen schließlich bekanntgegeben hatte, sie würde Aufträge für den Bau von fünf neuen Fusionsstationen im Ellington-Energiekomplex nördlich der Stadt vergeben. Die hätten eigentlich schon vor Jahren gebaut werden sollen, aber offenbar war es bei allen großen Projekten so, dass jahrzehntelange Verzögerungen standardmäßig in Firmenentscheidungen implementiert waren.
    Und das war, bevor Regulierungsbehörden und Politiker sich einzumischen begannen, um der Welt ihre Wichtigkeit zu beweisen. Was hieß, dass die in die Jahre gekommenen Tokamaks in Ellington, die derzeit das Newcastle-Gateway nach St Libra versorgten, erheblich länger in Betrieb bleiben mussten, als es ihrer ursprünglich vorgesehenen Lebensdauer entsprach. Obschon das niemanden scherte und euphorische Geordies das ganze Wochenende lang über die Verlautbarung gejubelt hatten. Bedeutete diese Nachricht doch nichts anderes als einen neuerlichen Anstieg der gewaltigen Geldflut, die ohnehin schon durch die Straßen der Stadt strömte; Geld, das von allen Ecken und Enden nach St Libra geleitet wurde und als Vergütung in Form von unersetzlichem Bioil zurück zur alten Heimatwelt floss. Bioil, das wiederum die Autos und Lastkraftwagen auf den immer noch bedeutenden Handelsadern von Grande Europe in Betrieb hielt. Und teure Destillate ermöglichten es Flugzeugen zu fliegen und Schiffen zu fahren. Diese Aufträge waren zwar nicht mehr als eine leichte Kräuselung auf dieser Flut, nichtsdestotrotz versprachen sie zusätzliche Einnahmen für die verarbeitende Industrie und die Dienstleistungsbetriebe der alten Kohlestadt. Newcastle würde den digitalen Cash mit gewinnorientiertem Heißhunger verschlingen, um schwächelnde Wachstumskurven auf den Marktdiagrammen ihrer Firmen zu befeuern. Neue Arbeitsplatzangebote auf allen Ebenen würden dem folgen. Glückliche Zeiten brachen von Amts wegen herein.
    Niemand wusste das besser als Newcastles umfängliche Sekundärwirtschaft, bestehend aus Privatsalons, Pubs, Clubs, Zuhältern und Drogendealern, denen allesamt schon allein ob dieser Aussicht der Sabber aus dem Mund lief. Wie der Rest der Stadt konnten sie sich auf eine neue Dekade freuen, in der sie dem Heer von mittelständischen Unternehmern und den auf Gehalts- plus Sonderbonusbasis Beschäftigten, die über sie hereinbrechen würden, die eine oder andere Annehmlichkeit bieten durften. Um diese neue Ära einzuläuten, waren am ganzen Wochenende überall die ersten Getränke aufs Haus gegangen und die zweiten zum halben Preis ausgeschenkt worden.
    Über mangelnden Absatz konnte sich weiß Gott niemand beklagen.
    »Da ist es«, sagte Ian Lanagin. Er deutete auf eines der auf der Windschutzscheibe wechselnden Symbole, als sie auf die Mosley Street einbogen.
    Im nächsten Moment schimmerte nicht weit vor ihnen, an der Kreuzung mit der Grey Street, das blau-grüne Geflacker der Krankenwagenstrobos auf dem gebrochenen Eis, warf bizarre Schatten an die Mauern. Die irritierenden Warnsignale wetteiferten mit dem aus Clubeingängen und Schaufenstern sickernden Lichtdunst darum, die Szene zu beleuchten. Das große Fahrzeug war in einem Winkel abgestellt, dass es die halbe Straße blockierte. In der Absicht, hinter dem Ambulanzwagen zu parken, schob Sid sich vorsichtig daran vorbei. Das Annäherungsradar stellte auf der Windschutzscheibe bereits knallrote Warnklammern dar, als die vordere Stoßstange nur ein paar Zentimeter vor dem von den Räumpflügen aufgeworfenen Schneehaufen zum Halten kam. Sid zog sich seine Wollmütze über die Ohren und den Reißverschluss seiner Stepplederjacke bis zum Kinn hoch, bevor er in die bittere Kälte ausstieg.
    Die eisige Luft trieb ihm augenblicklich Tränen in die Augen, die er rasch wegblinzelte, während er sich auf das, was er sehen konnte, konzentrierte. Die Temperatur machte dem Ring von Smartcells um seine Iris herum nichts aus; zuverlässig strahlten sie winzige Laserimpulse an seine Sehnerven ab und überlagerten die Straße mit gestochen scharfen grafischen Darstellungen,
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