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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer
Autoren: Peter F. Hamilton
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Komplettcheck durchführte und die Stellen, an denen die Smartcells Verletzungen anzeigten, vorsichtig abtastete. Ansetals Reaktionen nach zu schließen hatte er ein paar derbe Tritte in die Rippen und gegen ein Knie abbekommen. Er war, als er am Boden lag, noch zusammengetreten worden, wie Ian konstatierte. Das Übliche halt bei einem Dreizehn-Fünf.
    »Sir, können Sie mir sagen, was passiert ist?«
    Diesmal schaffte es Kenny Ansetal, seinen Blick auf ihn zu fokussieren. »Die Schweine«, zischte er.
    »Versuchen Sie, Ihren Kiefer nicht zu sehr zu bewegen«, warnte ihn der Sanitäter, während er eine Wangenwunde versiegelte.
    Sid kannte die Wut und gab seiner E-I einige gemurmelte Befehle, die daraufhin unter Verwendung eines offiziell nicht erlaubten Fixes, der sich rein zufällig in seinem Cache befand, das Polizei-Log gehorsam stoppte. »Haben Sie die Angreifer erkannt?«
    Ansetal schüttelte den Kopf.
    »Wie viele waren es?«
    Eine Hand hob sich, zwei Finger ausgestreckt.
    »Männlich?«
    Ein Nicken. »Verfluchte Chinesen. Scheißkinder waren es.«
    Sid schüttelte leicht den Kopf, zufrieden mit sich, weil er Ansetals Antworten richtig vorhergesehen hatte. Natürlich waren sie mehr oder weniger die Regel. Ansetal mochte es vielleicht nicht wissen, aber eine ethnische Zuordnung in Verbindung mit Schimpfworten wurde juristisch als Kennzeichen für Rassismus eingeordnet. Es wäre Ansetal im Falle einer Gerichtsverhandlung ein ganzer Haufen Kummer daraus entstanden, wenn die Verteidigung ein Log mit derartigen Äußerungen in die Finger bekommen hätte.
    »Haben sie etwas entwendet, Sir?«
    Ansetal zuckte, als weiteres Versiegelungsmittel auf seine Wange aufgetragen wurde. »Mein Apple – ein i-3800.«
    Das neueste Personal-Transnet-Handymodell, und oberste Preiskategorie. Wie konnte man so bescheuert sein und um diese Zeit mit so einem Gerät in der Innenstadt herumrennen? Aber Blödheit an sich war ja kein Verbrechen. »Wenn Sie erlauben, würde ich gern kurz Einblick in Ihre visuellen Aufzeichnungen nehmen, Sir.«
    »Von mir aus.«
    Sid hielt eine Hand dicht vor Ansetals Stirn und befahl seiner E-I, die visuelle Erinnerung abzurufen. Seine Handfläche verfügte über diverse für die Netzrezeption konfigurierte Smartcells plus Fixes, die mit den meisten Formaten zurechtkamen. Die Kurzzeiterinnerungen von Ansetals Iris-Smartcells wurden in das Polizeinetz heruntergeladen. Sid schaute sich an, was Ansetal gesehen hatte, schloss seine eigenen Augen, damit er die Gesichter in dem Rasterfeld besser erkennen konnte. Die Aufzeichnung war aufgrund der Bewegung undeutlich und verschwommen. Zwei schemenhafte Gestalten tauchten plötzlich auf, die Kapuzen gegen die Kälte tief in die Gesichter gezogen. Dann, als das Prügeln und Treten losging, geriet das Bild zu einem Drunter und Drüber aus verwaschenen Schlieren.
    Sids E-I führte eine optische Erfassung durch, die ihm zeigte, dass beide Angreifer die gleichen Gesichter besaßen. Sid ächzte beim Anblick der vertrauten Züge leise auf: Lork Zai, ein chinesischer Zone-Media-Star, der zurzeit die Hot Lists sämtlicher Boulevardmagazine anführte.
    »Okay«, sagte Sid. »Und jetzt, Kenny, gebe ich Ihnen ganz inoffiziell einen Rat. Es ist besser, wenn Sie sich zunächst nicht weiter äußern.«
    Ansetal schaute ihn verwirrt an. Sid konnte fast hören, wie die Rädchen seines Verstandes bei den Mittelklasse-Denkprozessen hinter seiner blutbemalten Stirn klickerten und klackten. Ich bin hier das Opfer, wieso warnt die Polizei mich ? Die Antwort war ganz einfach, obwohl Kenny es vermutlich nicht verstehen würde: Sag niemals etwas, was einen Anwalt vor Gericht an Boden gewinnen lassen könnte – also sag einfach überhaupt nichts mehr.
    »Haben Sie eine Rechtsschutz-Vollversicherung?« Ging man von der relativ teuren Kleidung des Mannes aus, so war dies eine rein rhetorische Frage.
    Ein vorsichtiges Nicken.
    »Gut. Nehmen Sie sie in Anspruch. Rufen Sie die Notfallstelle Ihrer Versicherung an. Man wird Ihnen einen Pflichtanwalt ins Krankenhaus schicken. Der Agency-Constable wird Sie jetzt dorthin begleiten, um Ihre vollständige Aussage aufzunehmen. Aber machen Sie die erst, wenn Ihr Anwalt da ist. Das Recht haben Sie. Ebenso wie das Recht, eine Analyse Ihrer Blutzusammensetzung zu verweigern. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich denke …«
    Sid legte einen behandschuhten Finger an die Lippen.
    Ansetal, inzwischen sichtlich beunruhigt, nickte. Von irgendwo hinter dem
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