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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer
Autoren: Peter F. Hamilton
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Ambulanzwagen konnte Sid eine Frau kichern hören. Er schaffte es, ein Stirnrunzeln zu unterdrücken. »Sie machen das schon, Kenny. Bleiben Sie einfach korrekt und bei der Wahrheit. Warten Sie auf Ihren Anwalt. Alles Weitere wird sich dann regeln.«
    Ansetal formte die Lippen zu einem »Danke«.
    Mit ein paar gemurmelten Anweisungen erteilte Sid über seine E-I den Sanitätern die offizielle Freigabe, den Tatort zu verlassen, und ging dann zurück zu Kraemer. »Ich habe Ansetals Abtransport ins Krankenhaus bewilligt. Fahren Sie mit und nehmen Sie seine Aussage auf.«
    »Alles klar, Sir, wird erledigt.«
    »Geben Sie ihm Zeit, sich behandeln zu lassen und ein bisschen zu sich zu kommen. Die Burschen haben ihn ganz schön vermöbelt.« Er brachte ein freundliches Lächeln hervor. »Dann sind Sie auch für ’ne Weile im Warmen.«
    »Das wär nicht schlecht, Mann.«
    »Und dann brauche ich Sie morgen, um die Erinnerungen der ganzen lokalen Netzsensoren auszulesen.« Er deutete mit einer ausholenden Geste auf die Gebäude ringsum. Mauerwerk und Beton waren mit Smartdust überzogen, von dem ein Teil vielleicht noch nicht durch den vielen Schnee in seiner Funktion eingeschränkt war. »Senden Sie sie an meine Fallakte. Er ist versichert, wir können also für die Fahndung nach den Tätern bei der Gesellschaft eventuell ein Budget herausschlagen.«
    »Recht haben Sie, Mann.«
    Sid musste fast schmunzeln – der Geordie-Akzent des jungen Constable war beinahe so stark wie Ians. Kurz darauf schlossen die Sanitäter die Türen des Ambulanzwagens und fuhren unter lautem Sirenengeheul los. Ian sprach immer noch mit den übrig gebliebenen Zeugen. Beide jung und beide weiblich, wie Sid, ohne im Geringsten darüber überrascht zu sein, feststellte. Ian war jetzt schon seit zwei Jahren sein Partner – sie kannten sich inzwischen besser als Brüder. Soweit es Ian betraf, war Polizist schlechterdings der perfekte Beruf, um Frauen kennenzulernen. Das Jagen und Stellen von Gesetzesbrechern rangierte bei ihm bestenfalls unter ferner liefen. Nicht ganz ohne Neid musste Sid zugeben, dass Ian in seinem so definierten Job ziemlich gut war. Ein achtundzwanzig Jahre junger Fitnessfanatiker, der sein komplettes Gehalt für Klamotten und Körperpflege ausgab, beherrschte er alle Register.
    Beide »Zeuginnen« hingen förmlich an seinen Lippen, als Sid zu ihnen hinüberging. Im Gegensatz zu den anderen Zaungästen, die sich inzwischen zerstreuten, trugen sie ihre Mäntel offen und stellten ihre besten Nachtclubkleidchen zur Schau – sofern man bei dem wenigen Stoff von Kleidern überhaupt sprechen konnte. Sid stellte fest, dass er so langsam alt wurde, denn sein erster Gedanke war, wie entsetzlich die armen Dinger wohl frieren mussten. »Irgendwas Brauchbares bei den Zeugenaussagen, Detective?«, fragte er laut.
    Ian wandte sich um und sah ihn spöttisch an. »Ja sicher. Tut mir leid, Ladies, mein Boss muss mal wieder nerven. Aber was will man machen?«
    Beide Mädchen kicherten, offensichtlich beeindruckt davon, wie selbstbewusst und couragiert er in dessen Beisein von seinem Vorgesetzten sprach. Sid verdrehte die Augen. »Sieh zu, dass du ins Auto kommst, Mann. Wir sind hier fertig.«
    Ians Stimme senkte sich um ein oder zwei Oktaven. »Ich werde Sie beide wegen wichtiger Angaben noch anrufen. Zum Beispiel was Ihr Lieblingsclub ist und wann Sie wieder dorthin gehen.«
    Sid verschloss seine Ohren vor weiteren Ausbrüchen von albernem Gekicher.
    Im Wagen war es herrlich warm. Die Bioil-Brennstoffzelle produzierte einiges an überschüssiger Hitze, welche die Klimaanlage hungrig aufnahm, um sie gleichmäßig an die Lüftungsschlitze zu verteilen. Sid öffnete den Reißverschluss seiner Jacke und gab seiner E-I gleichzeitig den Befehl, zu dem Straßenraub eine neue Fallakte zu öffnen. Ein Subdisplay am unteren Rand des Rasterfelds seiner Iris-Smartcells zeigte daraufhin die sich ansammelnden Dateidaten.
    »Oh yeah!«, stieß Ian begeistert aus, als er erneut auf dem Beifahrersitz Platz nahm. »Ich bin wieder da, Mann. Hast du die beiden Schnallen gesehen? Die waren heiß drauf, alle beide.«
    »Unsere Krankenversicherung bezahlt nicht unbegrenzt Penizillin.«
    Ian lachte. »Weißt du, was der größte Widerspruch in sich auf der Welt ist?«
    »Glücklich verheiratet zu sein?«, erwiderte Sid müde.
    »Mit einer, Kumpel. Mit einer.«
    »Der Fall ist ’ne Luftnummer. Er wurde von Lork Zai ausgeraubt – besser gesagt, von zweien
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