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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer
Autoren: Peter F. Hamilton
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Säulenfassade des Gerichtshofs erreichten. »Ich meine, so unmittelbar vor deren Haustür und so.«
    »Verdächtig heißt nicht vorsätzlich«, erinnerte ihn Sid. »Und diese Kälte ist wirklich krass.« Er deutete mit dem Daumen auf den dunklen Fluss auf der anderen Seite des Wagens. »Wenn du da heute Nacht reinfällst, hast du’s hinter dir. Schneller, als du glaubst.«
    Bei dem Regierungsgebäude bogen sie rechts ab. Die Fußgängerstraße, auf die sie gelangten, hatte wenigstens seit dem Nachmittag keinen Schneepflug mehr gesehen. Das Radar zeigte an, dass der Schnee inzwischen über zehn Zentimeter hoch lag und sich darunter eine feste Eisschicht befand. Sid verringerte das Tempo auf annähernde Kriechgeschwindigkeit. Nicht weit vor ihnen wölbten sich die Doppelbögen der Millennium Bridge mit der Anmut von Schwanenhälsen über den Fluss – die vor Kurzem erst sanierte perlweiße Außenfläche des oberen Bogens leuchtete matt unter dem farblich wechselnden Licht, das ihn illuminierte. Strobos auf den Autodächern von zwei Streifenwagen und dem Van eines Coroners flackerten durch den in dichten Flocken fallenden Schnee. Sid brachte ihr eigenes Fahrzeug hinter den drei anderen zum Stehen.
    Als er aus dem Wagen stieg, herrschte um ihn herum eine unerwartete Stille. Nicht einmal der Pub keine vierzig Meter weiter die Quayside hinab trug etwas zu dem Gemurmel der drei am Promenadengeländer wartenden Agency-Constables bei. Kein anderes Geräusch war zu hören. Die Blicke der Beamten waren nach unten auf das Polizeiboot gerichtet, das gerade an der Kaimauer des verglasten Brückenpiers anlegte (der die Angelpunkte und deren Hydraulik beherbergte, mittels welcher die gesamte Konstruktion um ihre Längsachse rotiert werden konnte, um größere Schiffe passieren zu lassen). Ein weiterer Constable befragte in einem Streifenwagen ein junges Pärchen.
    Sid wartete, bis sein Bodymesh sich in den Ringlink eingeklinkt hatte – den die wartenden Constables eingerichtet hatten – und vergewisserte sich, dass das Log mitlief. Ein Zwei-Null-Fünf war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Seine E-I identifizierte die Constables und übermittelte ihm die Namen, zusammen mit dem des amtlichen Coroners, der soeben aus seinem Van ausstieg.
    »Also, was haben wir bis jetzt?«, fragte Sid.
    Der Mann, den Sids E-I als Constable Saltz ausgemacht hatte, schnappte ein Bündel auf, das von dem Polizeiboot aus hochgeworfen wurde. »Zwei Nachtschwärmern, die über die Brücke gegangen sind, ist etwas aufgefallen, das an den Führungen da draußen hängengeblieben ist«, sagte er. »Da es wie eine Leiche ausgesehen hat, haben sie sofort die Polizei verständigt. Sind fast noch Kinder, nichts Verdächtiges an ihnen.«
    Sid ging zu dem Geländer hinüber. Er war wohl schon an die hundert Male die Quayside-Promenade entlangspaziert. Eine Mischung aus alten und modernen Gebäuden säumte den Fluss, allesamt förmlich vollgesogen mit Geld, um die Art Charme und den Nimbus von Wohlstand zu schaffen, wie sie seit dem Viktorianischen Zeitalter vor zwei Jahrhunderten in Nordengland nicht mehr zu sehen gewesen war. Dieses Gebiet um den Fluss herum war ein Bereich, den der Stadtrat niemals auch nur ansatzweise würde herunterkommen lassen; es war das Herz der Stadt, das Vorzeigestück. Mit seinen Kultbrücken und der gewölbten Glaskonstruktion seines kulturellen Mittelpunkts, des über hundert Jahre alten Konzert- und Veranstaltungsgebäudes The Sage , spiegelte der Stadtteil Newcastles Status als fünftreichste Stadt (pro Kopf) Europas wider.
    In dieser Nacht konnte Sid nicht einmal das Gateshead-Ufer auf der anderen Seite sehen, wo das Sage-Bauwerk über den Tyne emporragte. Das Einzige, was er auf dem dunklen Wasser ausmachen konnte, waren das Polizeiboot und dahinter, in der Mitte des Flusses gerade noch zu erkennen, zwei Reihen von Pollern, welche die tiefe Fahrrinne markierten: Wie ein flach auf dem Wasser liegendes Gleis stellten sie sicher, dass große Schiffe die Bögen der Millennium Bridge genau zentriert passierten, wenn diese in ihre höchste Position gekurbelt waren.
    »Wo genau hatte sich die Leiche verhakt?«, fragte Sid.
    »Auf dieser Seite«, erwiderte Constable Mardine. Sie sah die beiden Detectives mit bitterem Lächeln an. »Wir haben Ebbe, also schwer zu sagen, wie weit sie vorher flussabwärts getrieben ist.«
    Inzwischen hatte Saltz es geschafft, das Bootstau festzuzurren. Sid kletterte über das Geländer und stieg
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