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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer
Autoren: Peter F. Hamilton
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Störungen auf. Und die 5Norths schließlich neigten dazu, nicht sehr lange zu leben. Gerüchten zufolge sollten, nachdem die ersten 5er aufgetaucht waren, die 4er still und diskret von der Familie sterilisiert worden sein.
    Nichtsdestotrotz waren die Drillinge außergewöhnliche Männer. Sie waren es gewesen, die die Innovation der transräumlichen Verbindung mit offenen Armen begrüßt hatten, als diese sich noch in ihren Entwicklungsjahren befand. Sie waren das Risiko eingegangen und hatten die Northumberland Interstellar Corp gegründet, die in der Folge schließlich das Gateway nach St Libra gebaut hatte. Und Northumberland Interstellar hatte auch die Algenfelder auf der anderen Seite des Gates eingeführt, die jetzt einen so immensen Teil des Bioil-Verbrauchs Grande Europes deckten. Sie waren die Männer an den Schalthebeln, die als Triumvirat über fünfzig Jahre lang die Richtung in dem mächtigen Unternehmen vorgaben; bis schließlich Bartram und Constantine aus ihren Ämtern schieden, um ihre jeweils eigenen Ziele zu verfolgen, und Augustine die Leitung des Bioil-Riesen überließen.
    Aber es waren 2Norths, die in der Unternehmensverwaltung die Führungspositionen einnahmen. 2Norths, die hingebungsvoll für ihre Bruder-Väter die Geschäfte regelten. 2Norths, die festgezimmerte Verbindungen zu den Machtzentralen von Grande Europes Politik und Wirtschaft besaßen. 2Norths, die ihr Lehen Newcastle mit milder Totalität regierten. 2Norths, die würden wissen wollen, wer einen ihrer Brüder umgebracht hatte, und warum. Und dies möglichst rasch.
    Denk nach! , ermahnte sich Sid und schloss die Augen, um den Anblick seines angestrahlt und reglos unter dem wirbelnden Schnee liegenden Karrierekillers auszuradieren. Dienstvorschrift. Die Dienstvorschrift ist König. Immer.
    Er holte tief Luft und versuchte, die Dinge ruhig und sachlich zu sehen: der durch nichts zu erschütternde Mann, der alles im Griff hatte. Ein Phantasieprodukt tausender langweiliger Problemmanagementseminare, wie ein klischeehafter Zone-Media-Cop.
    Sid öffnete die Augen.
    Der tote North-Klon stierte blind in die wogenden Farben des borealisgebeutelten Himmels. Seine Augen waren zerstört. Ein Fisch? Kein schöner Gedanke. Ratlos betrachtete Sid die seltsame Wunde im Brustkorb – als ob der Todesfall an sich noch nicht reichte, war ihm völlig schleierhaft, was zum Teufel so ein Einstichmuster hinterlassen haben mochte. Immerhin war es, wenn etwas Derartiges dem Opfer ins Herz geschnitten hatte, ein schneller Tod. Der North hatte nicht viel gelitten. Ganz fraglos war es der Wille des Schicksals, dass er dies allen anderen erzählte.
    Sid hielt eine Hand über das Gesicht der Leiche und befahl seiner E-I, einen Link zu dem Bodymesh des toten Mannes zu suchen. Den Smartcells, die in dem kalten, fühllosen Fleisch eingebettet waren, war es egal, dass es ihren Träger dahingerafft hatte. Sie sollten eigentlich immer noch Kraft aus den feinabgestimmten Adenosintriphosphat(ATP)-Molekülen ziehen, die den Kern ihres Energietransfersystems bildeten; ein oxidativer Prozess, der damit fortfahren würde, genau wie natürliche Zellen Fette und Kohlenhydrate zu verwerten, bis der menschliche Körper schließlich anfing zu verwesen.
    Es erfolgte keine Reaktion. Sämtliche Verbindungsicons in Sids Rasterfeld blieben grau unterlegt. Der North hatte kein aktives Bodymesh.
    »Bodymesh nicht mehr vorhanden. Er wurde geripped«, sagte Sid. Die letzten paar Augenblicke von Norths Leben nachzuvollziehen – zu sehen, wie der Killer ihm durchs Herz stach – hätte den Fall vermutlich sofort gelöst. Sid wusste aus Erfahrung, dass es niemals so einfach war, aber Dienstvorschrift … Er beugte sich vor und starrte der Leiche in die verschandelten Augen. Es war nicht ganz leicht in dem harten Licht der Bootsscheinwerfer, dennoch konnte er gerade noch die winzigen Schnitte in der Linse des Augapfels ausmachen, als ob ein Insekt sie weggeknabbert hätte. »Sogar mehr als geripped. Sieht so aus, als hätten sie auch die Smartcells extrahiert.«
    »Oh Mann, da waren wohl Profis am Werk«, sagte Ian.
    »Ja. Drehen Sie bitte seine Hände herum«, bat Sid die Taucher mit ihren Gummihandschuhen. An jeder der weiß gefrorenen Fingerspitzen fehlte die Haut. Irgendjemand hatte da versucht, die Identifikation zu erschweren, was bei einem normalen Tatopfer ja noch Sinn ergeben hätte, aber bei einem North …?
    »Okay«, sagte Sid jäh. »Hol den Coroner runter. Er kann die Leiche
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