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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer
Autoren: Peter F. Hamilton
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die dem entsprachen, worauf er gerade blickte, und gleichzeitig die entsprechenden Ortskoordinaten für das visuelle Log lieferten, das er mitlaufen ließ.
    Gemäß Protokoll suchte Sids Bodymesh – das interkonnektive Netz, das seine Smartcells in ihrer Gesamtheit erzeugten – eine Verbindung zu Ian, um dafür zu sorgen, dass sie permanent in Kontakt blieben. Ian wurde von einem kleinen Icon im äußersten Winkel seines Sichtfelds repräsentiert. Außerdem lud das Bodymesh das visuelle Log auf die Speicherelemente des Einsatzwagens und von dort in das Polizeinetzwerk hoch.
    Ein Constable der NorthernMetroServices-Agentur antwortete auf seinen Signalcode. Sid konnte ihn nirgendwo hinstecken, aber er kannte den Typ nur zu gut. Die in sein Bodymesh integrierte persönliche Electronic-Identity (E-I) gab das Gesichtserfassungsbild eines Mannes wieder, der so gerade in seinen Zwanzigern war – und mit einer Wichtigkeit herumstolzierte, dass man schlagartig schlechte Laune bekam. Gib ihm eine Uniform und ein bisschen Autorität, und er wird glauben, dass ohne ihn in der Stadt überhaupt nichts mehr läuft.
    Die E-I des Agentur-Constable wies ihn als einen Mann namens Kraemer aus. Sofort suchte sie nach Sids E-I, die daraufhin dessen Rang angab und gleichzeitig die in seine Jacke eingearbeitete Erkennungsmarke aktivierte, die nun dezent bernsteinfarben glühte. »Sie waren als Erster hier?«, fragte Sid.
    »Ja, Sir. Bin fünfzig Sekunden nach Eingang der Meldung zur Stelle gewesen.«
    Deutlich innerhalb der vertraglich vereinbarten Reaktionszeit der Agentur, dachte Sid, was, wenn es um eine Verlängerung des Vertrags ging, ihre Statistik wieder ein bisschen besser aussehen lässt. Natürlich hing es davon ab, wann der Anruf offiziell registriert worden war. NorthernMetroServices betrieben auch die Newcastle-Notrufzentrale. Es war nichts Unbekanntes, dass die Zentrale ein oder zwei Minütchen, bevor sie einen Anruf im Log eintrug, gerne mal einen Agency-Constable alarmierte, sodass deren Leute immer unter der zeitlichen Vorgabe blieben.
    »Schwerer Dreizehn-Fünf. Täter sind vor meinem Eintreffen getürmt.«
    »Müssen ja echte Sprinter gewesen sein«, brummte Sid. »Ich meine, so schnell, wie Sie hier gewesen sind.«
    »Reinhauen und einsacken, Mann.«
    »Name des Opfers?«
    »Seine E-I gab auf meine Anfrage Kenny Ansetal an. Er selbst war kaum noch bei Bewusstsein, die Burschen haben ihm ganz schön einen verplättet. Die Sanitäter haben ihn mitgenommen.«
    »Okay.« Sid ging um den Krankenwagen herum zur Rückseite des Fahrzeugs, wo die Rettungshelfer das Überfallopfer auf der Heckplattform abgesetzt hatten, um die Schwere der Verletzungen festzustellen. Der Mann war etwa Anfang dreißig. Seine Gesichtszüge deuteten Sids bestem Ermessen nach auf eine Mischung aus teils asiatischer, teils südmediterraner Abstammung hin – was vermutlich noch zu einigem Kopfkratzen führen würde, wenn es ans Ausfüllen der Spalte ›Ethnische Zugehörigkeit‹ in der Fallakte ging. Natürlich wurde die Stichhaltigkeit dieser Einschätzung durch das ganze Blut, das aus der klaffenden Wunde über der Augenbraue des Opfers strömte, eingeschränkt. Auch waren da tiefe Fleischwunden an seinen Wangen, die nach Sids Dafürhalten von einem Schlagring herrührten. So viel Blut hatte die Tendenz, die feineren Gesichtszüge eines Menschen ein wenig undeutlich zu machen.
    »Hallo, Sir«, sprach er den Mann laut an. »Wir sind von der Stadtpolizei. Können Sie mir sagen, was passiert ist?«
    Kenny Ansetal hob schwach seinen Blick und kotzte ihm prompt vor die Füße. Sid sprang zurück. Die Spritzer verfehlten seine Schuhe um Haaresbreite.
    »Ich bin dann mal Zeugenaussagen sammeln«, sagte Ian, bereits aus dem Wagen aussteigend.
    »Arschloch«, grunzte Sid.
    Ian grinste, blinzelte und wandte sich um. Trotz der schneidenden Kälte hatte der Überfall eine kleine Schar von Schaulustigen angezogen, die immer noch gaffend herumstanden. Wozu, hatte Sid niemals verstanden. Auch nach all diesen Jahren bei der Polizei war dies ein Aspekt der menschlichen Psychologie, den er schlichtweg nicht kapierte: Die Leute konnten einfach nicht widerstehen, dem Unglück anderer zuzusehen.
    Er wartete einen Augenblick, während die Sanitäter die Wunde an Ansetals Stirn mit Blutgerinnungsschaum versorgten; dann kümmerte sich einer der Männer um seine Wangen, indessen ein anderer mithilfe der Informationen, die er von Ansetals Bodymesh erhielt, einen raschen
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