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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition)
Autoren: Nate Reynolds
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abgesetzt habe!“
    Danach stapfte er zur
Absperrung.
    Richter, sichtlich
verunsichert, schätzte geduldig den Abstand ein, ehe er sich zaghaft in
Bewegung setzte und Stark hinterherdackelte. An der Absperrung schnippe Stark
sei Lederetui erneut auf, worauf der untersetzte Polizist, der dort Wache
hielt, das Absperrband hochzog, um Stark und dessen Schatten passieren zu
lassen.
    Im Studierzimmer der Villa herrschte
eine Geschäftigkeit wie in einem Ameisenhügel. Spurensicherer in weißen
Overalls und Masken vor dem Mund suchten mit Puder und weichen Pinseln nach
Fingerabdrücken und Streifenpolizisten sicherten den Raum, während ein älterer
Mann vor einem nackten, leblosen Körper kniete. Geschäftig untersuchte er die
Leiche und sprach dabei in sein Diktiergerät, dass er an einem Band um den Hals
trug: „Aufgrund der Anordnung der Blutspritzer im Raum und der Blutlache neben
der Leiche, gekennzeichnet mit den Beweismittelnummern eins und zwei, und der
entleerten Spritze, gekennzeichnet mit der Nummer drei, sowie der Lage der
Leiche, gehe ich davon aus, dass sich hier der primäre Tatort befindet.“
    In einer Ecke des Raumes presste
der Polizeifotograf den Sucher seiner digitalen Spiegelreflexkamera gegen sein
Auge und fotografierte jedes noch so kleine Detail penibel genau.
    Ein Paar Latexhandschuhe
überstreifend, schritt Stark an den alten Mann heran, der noch immer fleißig in
sein Diktiergerät sprach.
    „Guten Morgen“, unterbrach
Stark.
    Der Mann seufzte tief und
drückte die "Stopp" Taste an seinem Aufnahmegerät: „Sie müssen wohl
Bezirksinspektor Stark sein, nicht wahr?“, antwortete der Mann, ohne sich Stark
zuzuwenden.
    „Genauso ist es“, verneigte
sich Stark kurz, „Mein Ruf scheint mir vorauszueilen.“
    Der Mann rollte mit den
Augen: „Er überrollt einen förmlich. Aber lassen Sie sich eines gesagt sein,
solange hier noch Spuren gesichert werden, ist dies mein Tatort!“
    Robert Kasper stand kurz vor
seiner Pensionierung und blickte auf fünfunddreißig Jahre als Gerichtsmediziner
zurück. Er hatte schon so manches erlebt, woran andere gar nicht zu denken
wagten, aber es waren Leute wie Stark, die ihm den letzten Nerv zogen, keine
Leiche der Welt konnte das besser.
    Stark ignorierte den Mann und
umkreiste die Leiche wie ein Hai einen über Bord gegangenen Matrosen, ehe er
sich bückte. Er begutachtete die leblose Hülle, wie ein Winzer sein erstes Glas
Zweigelt der Saison.
    Kasper schüttelte
resignierend den Kopf und widmete sich wieder seiner Arbeit.
    Stark hob die Hand des
Opfers an und begutachtete die Schnittfläche, an der der kleine Finger
abgetrennt worden war, von allen Seiten.
    „Es dürfte wieder ein
Fleischerbeil gewesen sein“, warf der alte Mann ein, ohne aufzublicken, „aber
genaueres gibt’s wie immer erst nach der Obduktion.“
    „Ich verstehe“, antwortete
Stark.
    Ein Blick auf die
blassblauen Lippen des Opfers verriet Stark, dass es sich um einen
Erstickungstod gehandelt haben musste.
    Der halb geöffnete Mund der
Leiche war zu einem stillen, letzten Todesschrei verzogen.
    Neben dem leblosen Körper
befand sich eine entleerte Spritze mit aufgesteckter Kanüle.
    „Wo ist der Einstichkanal?“,
wollte Stark wissen.
    „Da ich ihn bis jetzt noch
nicht gefunden habe, gehe ich davon aus, dass wir ihn irgendwo am Rücken des
Opfers finden werden“, antwortete der alte Kauz mit monotoner Stimme.
    „Und der fehlende Finger?“
    „Den konnten wir nicht
sicherstellen. Es scheint, als ob der Mörder auch hier den Finger als Trophäe mitgenommen
hätte. Alles in allem, Sie wissen ich bin kein Profiler, aber ich denke, man
kann davon ausgehen, dass wir es mit dem dritten Opfer desselben Mörders zu tun
haben.“
    Stark nickte bestätigend.
    Stillschweigend stand
Richter hinter Stark und lauschte dem Gespräch gelehrig.
    „Wurde der Finger vor oder
nach Einsetzen des Todes amputiert?“, fragte Stark.
    „Anhand der Gerinnung des
Blutes würde ich sagen, dass zuerst der Finger amputiert wurde und dann die
Überdosis verabreicht. Genaueres kann ich aber erst berichten, wenn wir die
Blutproben analysiert haben.“
    Kasper nahm eine Plastikröhre
aus seinem silbernen Koffer, schob das darin eingebettete Wattestäbchen heraus
und tränkte es in der Blutlache am Boden. Als sich die Watte mit   Flüssigkeit vollgesaugt hatte, zog er das
Stäbchen zurück in die Röhre und verschloss sie mit einem Pfropfen luftdicht. Danach
packte er alles in einen Beutel und beschriftete
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