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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition)
Autoren: Nate Reynolds
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ihn.
    Als er damit fertig war, winkte
er einen Mann, mit weißem Overall, Haarnetz und Maske herbei.
    „Sie fassen an den Beinen
an“, instruierte er ihn, während er selbst am Kopfende des Toten Stellung
bezog.
    Auf das Kommando des Gerichtsmediziners
packten beide den Leichnam und drehten ihn vorsichtig auf den Bauch.
    Der Mann am Fußende des
Toten wandte sich schaudernd ab. Er war so bleich geworden, dass man ihn glatt
hätte mit der Leiche verwechseln können.
    „Anfänger“, seufzte Kasper,
bevor er den Blick von seinem jungen Kollegen nahm und sich der Leiche
zuwandte.
    Der Rücken des Leichnams war
vollständig in Violett getaucht, an einigen Stellen in dunkles Blau. Am Boden
befand sich eingetrocknetes Blut, verschmiert durch das Gewicht der Leiche, die
darauf gelegen hatte.
    Starks Augen wanderten den
Körper ab wie ein Scanner. Die Totenflecken waren stark ausgeprägt, was darauf
schließen ließ, dass der Mann seit mehreren Stunden tot war. An mehreren Stellen
war das Gewebe gerissen und dickflüssiges Blut ausgetreten.
    „Sehen Sie sich diese
dunklen Flecken an“, erklärte der Gerichtsmediziner mit ruhiger Stimme, „In
ihrem Zentrum befinden sich millimetergroße Leichenfleckblutungen, sogenannte
Vibices, was das Blut unter dem Leichnam erklärt. Vibices kommen hauptsächlich
bei Erstickungsfällen und Todesfällen durch Drogen, wie zum Beispiel Heroin,
vor.“
    Er hielt ein
Vergrößerungsglas dicht an die Wunde um seine Dienstalter Augen zu schonen: „Es
könnte bedeuten, wir haben es mit dem selben Täter zu tun, wie bei den anderen
beiden Morden“, sagte der Gerichtsmediziner, ohne die Augen vom Opfer zu
nehmen.
    „Es scheint fast so“,
antwortete Stark.
    Binnen drei Tagen drei Tote
war die blutige Bilanz des unbekannten Täters.
    „Sehen Sie Inspektor“,
analysierte der Gerichtsmediziner trocken, während er mit dem Zeigefinger auf
den Nacken des   Opfers deutete, „hier
haben wir unseren Einstich, genau in den linken Musculus trapezius.“
    Stark begutachtete den
Einstichkanal intensiv, ehe er sich aufrichtete und einem uniformierten
Kollegen zuwandte: „Wer hat das Opfer gefunden?“
    „Der Butler, er lebt im
Nebengebäude.“
    „Besteht der Verdacht eines
Einbruches?“
    „Nein, scheinbar nicht. Die
Kollegen von der Spurensicherung sind zwar noch nicht fertig, aber nichts
deutet darauf hin. An den Schlössern sind keine Spuren zu finden und fehlen
dürfte auch nichts.“
    Stark schloss die Augen und
ging für einige Momente in sich. Drei Morde, drei abgetrennte Finger, drei Mal
eine Überdosis Heroin verabreicht. Die dunkle Vorahnung, die an ihm genagt
hatte, war nun tödliche Gewissheit geworden, ein Serienmörder war hier am Werk.
    Während Stark angestrengt
nachdachte, zogen Mitarbeiter der Spurensicherung Kunststoffbeutel über Hände
und Füße der Leiche und verschnürten sie an den Gelenken mit Gummibändern.
Danach hoben die Männer in Weiß den Toten in einen schwarzen Kunststoffsack und
zogen den Zipp mit einer gleichmäßigen Bewegung zu.

Kapitel 3
    Tanja Pavlova schlenderte
gedankenverloren die Alser Straße entlang. Ihr Blick schweifte über die
Altbauten, mit ihren grauen, rissigen Fassaden, die sich lückenlos aneinanderreihten.
Der Asphalt, der an einen Flickenteppich erinnerte, flimmerte unter der Sonne
Wiens. Die heiße Sommerluft stand zwischen den hoch aufragenden Bauten, als
hätte man eine Glasglocke darübergestülpt. Die Alser Straße hatte neben jeder
Menge Gemeindebauten, ein paar Geschäften, dem einen oder anderen Beisel und
der Straßenbahn nicht viel zu bieten, aber für Tanja war diese Gegend zu einem
neuen zu Hause geworden, seit sie ihre Heimat verlassen hatte und nach Wien
gegangen war.
    Rechter Hand schob sich der
enorme Bau des Wiener allgemeinen Krankenhauses in ihr Blickfeld, der hoch über
die Dächer der sanierungsbedürftigen Wohnhäuser emporragte.
    An einer Fußgängerampel, die
gerade auf rot sprang, blieb sie stehen. Sie warf ihre braunen langen Haare in
den Nacken und sippte genüsslich an ihrem Eiskaffee.
    Tanja hatte diese tanzenden
Augen aus denen Humor und Lebensfreude sprachen. Was das Materielle anging, war
sie alles in allem ein sehr genügsamer Mensch, aber auf der geistigen Ebene war
sie jemand, der täglich die Herausforderung suchte, so wie das Wasser den
schnellsten Weg nach unten. Sie trug Bluejeans, feste Schuhe und ein weißes
T-Shirt ohne jegliche Aufschrift oder Muster.
    Es war August 2013 und ein
Ende der
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