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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition)
Autoren: Nate Reynolds
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anhaltenden Hitzewelle war nicht absehbar.
    So wie jeden Morgen, war sie
auf dem Weg zur Arbeit.
    Eigentlich hätte sie bequem
die Straßenbahn nehmen können, die genau an ihrem Ziel, dem virologische
Institut Wien, hielt, aber sie bevorzugte es, die Strecke zu Fuß zurückzulegen.
Das ermöglichte ihr den Kopf freizubekommen, bevor sie sich in die Arbeit
stürzte.
    Sie überquerte einen
Zebrastreifen, ging vorbei an einem Bettler, den sie einen Euro in den Hut warf,
und verschwand dann in einem Gebäude mit der Aufschrift virologisches Institut
Wien. Auch wenn das Gebäude alt und schäbig wirkte, die Steinstufen
abgeschlagen waren, der Putz an manchen Stellen von der Wand rieselte, sollte
dieser Umstand jedoch nicht über die technischen Möglichkeiten hinwegtäuschen,
die Tanja hier tagtäglich vorfand.
    Sie nahm die Stufen in den
ersten Stock, die direkt in ihr Büro führten. Die steril weißen Wände, die kühl
und distanziert wirkten, hatte sie kurze Zeit nach Antritt ihrer Stelle als
Virologin mit farbkräftigen Bildern, frischen Blumen und selbst gebastelten Dekorationsobjekten
aufgelockert. Im direkt angeschlossenen Labor, das durch eine Glastür von ihrem
Büro getrennt war, huschte ein junger Mann in weißem Kittel umher. Tanja legte
die Handtasche am Schreibtisch ab, streifte ihren eigenen Mantel um und betrat
das Labor. Der vertraute Geruch von Desinfektionsmittel stieg ihr in die Nase.
Am liebsten hätte sie tief Luft geholt und wäre damit verschmolzen, denn das
hier, das war ihre Welt.
    Ein herzliches Lächeln
umspielte ihre Lippen: „Hallo Moriz, so früh schon auf den Beinen?“
    „Der Nasen-Rachen-Abstrich,
den Sie mir gestern gegeben haben, ich wollte den Antikörpernachweis fertig haben,
bevor Sie hier sind.“
    Tanja nickte und fragte sich
im Stillen, wie sie ohne Moritz‘ Hilfe ausgekommen war.
    Moriz Gerngroß hatte vor
Kurzem sein Medizinstudium abgeschlossen und seine Turnusausbildung begonnen.
Neben sämtlichen anderen Fachabteilungen durchlief er dafür auch die Virologie.
So unscheinbar und schüchtern Moritz auch war, so zielstrebig und fleißig war
der rot gelockte Nachwuchsmediziner.
    „Wie lautet das Ergebnis?“
    „Positiv“, spannte er sie
nicht lange auf die Folter, „sehen Sie selbst.“
    Tanja gesellte sich zu ihm
und begutachtete die Befunde.
    „Gute Arbeit Moriz.“
    Bevor sie fortfahren konnte,
ging die in geölten Angeln laufende Tür fast geräuschlos auf, und ein Mann mit
silbergrauem Haar und schwarzem Anzug betrat das Labor.
    „Hallo Doktor Pavlova“,
grüßte er sie mit einem lächeln und kam auf direktem Weg zu ihr ins Labor.
    Sein Händedruck war fest,
versprühte trotzdem Freundlichkeit und Zuversicht.
    Der Mann sah sich im Raum
um: „Ich liebe Labors! Die Geräte, die ständige Spannung beim Warten auf
Ergebnisse, der Geruch“, er sah Moritz an und grinste, „aber noch viel mehr
liebe ich die Klimaanlage hier.“
    Moritz und Tanja lachten
laut auf.
    „Ach, was waren das für
Zeiten, als ich selbst noch täglich in den weißen Kittel schlüpfte“, schwelgte
er in Erinnerungen, „Aber jetzt ist mein Alltag von Finanzen und
Personalplanung bestimmt und ich trage Anzüge mit viel zu gen geschnürten
Krawatten“, er ließ den Rest in der Luft schweben,
    bevor er erneut zum Wort
ansetzte, „Doktor Gerngroß, ich hoffe Sie fühlen sich wohl bei uns“,
adressierte er Moritz, der beim Anblick des groß gewachsenen Mannes, der hier
als Ikone galt, nur zögerlich zu Worten fand.
    „Danke Doktor Haslauer, es
ist mir eine Ehre hier lernen zu dürfen“, stammelte er verlegen.
    „Sehr gut“, zwinkerte ihn Haslauer
zu, „es war immer eines der obersten Prioritäten dieses Hauses, jungen Menschen
unser Wissen zu vermitteln und seien Sie sich sicher, Sie lernen bei der besten
Virologin die wir haben.“
    Tanjas Blick wanderte
verlegen zum cremefarbenen Linoleum das den Boden bedeckte.
    „Wie Sie wahrscheinlich
bereits wissen, Doktor Gerngroß, beginne ich den Tag am liebsten mit einem Gang
durch das Gebäude. Ich denke der direkte Kontakt zu den Mitarbeitern ist
essenziell für den Erfolg dieser Abteilung.“
    Moritz nickte hastig.
    „Nun Doktor Pavlova,
erzählen Sie mir, woran arbeiten Sie hier gerade?“
    „Eine Anforderung von der
Gerichtsmedizin. Es handelt sich um eine Probe mit Verdacht auf Influenza.“
    „Ich verstehe“, sagte Haslauer,
während er am Bügel seiner Brille kaute, „und das Ergebnis?“
    „Laut Antigentest positiv,
in der Probe
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