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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Beobachten ummünzen zu wollen."
    Sie schüttelte den Kopf. „So ist es nicht, Ich bin nicht hysterisch, Ich bilde mir ein, mit beiden Füßen fest im Leben zu stehen. Ich weiß, wie ich aussehe, und ich weiß, wie man darauf reagiert. Ich habe gelernt, ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit als selbstverständlich hinzunehmen. Aber ich kann sehr wohl zwischen dem unterscheiden, was Sie freundlicherweise Bewunderung nennen, und dem anderen, das mich frösteln läßt."
    „Richtet sich Ihr Verdacht gegen einen bestimmten Menschen?"
    „Nein. Ich sagte Ihnen doch bereits, daß es nichts Greifbares, Konkretes gibt, um meine Befürchtungen zu untermauern. Das Gefühl der Angst ist nur zu jeder Stunde um mich, es ist da, wenn ich nachts erwache, und es ist da, wenn ich einen Einkaufsbummel durch die Regent Street mache. Manchmal ist es so stark, daß ich plötzlich stehenbleibe und die Gesichter der Passanten betrachte. Nie finde ich das Gesicht, das ich suche."
    „Es ist also ein bestimmtes Gesicht . . . ein Gesicht, das nur in Ihrer Einbildung existiert?"
    Constance Britton sah gequält aus. „So kann man es umschreiben. Ich fühle, daß ich es erkennen würde, wenn ich es sähe."
    „Wie lange beabsichtigen Sie sich in London aufzuhalten?"
    „Noch drei Wochen."
    „Trotz Ihrer Furcht?"
    „Britta hat solange hier zu tun. Sie muß viele Daten Zusammentragen, um eine wissenschaftliche Arbeit abschließen zu können. Ich will sie dabei nicht mit meinen Sorgen belästigen . . . vielleicht beruhen sie tatsächlich nur auf Einbildungen."
    „Aber Sie sind im tiefsten Inneren davon überzeugt, daß Sie kein Opfer einer überreizten Phantasie geworden sind?"
    Sie blickte ihm ernst in die Augen. „Ja, davon bin ich überzeugt."
    Er beugte sich ihr ein wenig zu. „Kann ich Ihnen helfen?" fragte er eindringlich. „Ich bin bereit, alles zu tun, um Sie von Ihren Kümmernissen zu befreien."
    Sie lächelte leise. „Wie sollten Sie mir helfen können? Ich danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen. Eigentlich ärgere ich mich, das Thema überhaupt angeschnitten zu haben. Wahrscheinlich amüsieren Sie sich über mich und sagen jetzt diese Amerikanerinnen! Nach außen hin keß und selbstsicher, aber innerlich völlig unausgereifte Kinder! Ist es nicht so? Ich kann dazu nur erklären, daß ich früher weder an düsteren Vorahnungen, noch an Furcht litt. Ich will nicht behaupten, daß es unmöglich gewesen wäre, mich zu erschrecken . . . aber das, was ich jetzt und hier durchmache, ist für mich ein völlig neues Leben . . . und leider kein sehr angenehmes. Immerhin bin ich froh, daß Sie mir erlaubt haben. Sie mit meinen dummen Sorgen zu belästigen. Wenn einem Gelegenheit gegeben wird, seine Gedanken in Worte zu kleiden, wird vieles klar und deutlich..."  
    „Trifft das auch für diesen Fall zu?"
    Traurig schüttelte sie den Kopf. „Nein."
    Sie öffnete das goldschimmernde Brokathandtäschchen und nahm einen Schein heraus, den sie dem Mixer hinschob. Dann glitt sie vom Barhocker und lächelte Ashton Cabott in die Augen. „Ich glaube, es wird Zeit, daß ich mich zurückziehe. Britta und ich wollen morgen nach Brighton fahren. Wir haben uns vorgenommen, früh aufzustehen. Gute Nacht, Mr. Cabott!"
    „Wie schade!" sagte er ehrlich enttäuscht. „Ich hatte gehofft, Sie würden mir gestatten, Ihnen noch ein wenig Gesellschaft zu leisten.“
    „Vielleicht ein andermal." Sie gab ihm die Hand. „Gute Nacht . . . und nochmals vielen Dank für Ihr geduldiges und verständnisvolles Zuhören!"
    Er blickte ihr hinterher, als sie aufrecht und selbstsicher auf den Ausgang zustrebte, ein schönes und elegantes Mädchen, dem kein Mensch anmerkte, wie es in ihrem Inneren aussah. Ashton wandte sich seufzend seinem Glas zu. Es war leer.
    „Noch einen Whisky!" bat er.
    Als der Mixer das Glas vor ihm hinstellte, fragte Ashton: „Kennen Sie die Schwester von Miß Britton?"
    „Ja, ich habe sie einmal gesehen, oben im Restaurant. In die Bar kommt sie nicht."
    „Ist sie genauso schön wie Miß Constance?"
    „Nein . . . aber sie ist enorm attraktiv. Ernster, gesammelter. Dabei blendend gewachsen. Eine aufregende Dame, daran gibt es keinen Zweifel."
    „Wie alt ist sie?"
    „Keine Ahnung. Ich würde sagen, daß sie gerade die fünfundzwanzig überschritten hat." Ashton nickte zerstreut und führte das Glas an die Lippen. Seine Gedanken waren schon wieder bei Constance und ihrem Schmuck.
    Dreihunderttausend Dollar!
    Selbst wenn man annahm, daß die
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