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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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war entschlossen, sich dabei keinen Fehltritt zu leisten.  
    Ein schiefes Lächeln stahl sich auf seine Züge. Zu denken, daß er vielleicht schon in wenigen Monaten mit der schönen Constance Britton, die dann freilich den Namen Cabott tragen würde, ein gemeinsames Schlafzimmer zu teilen beabsichtigte!
    Aber noch war er nicht soweit, noch war er nichts anderes als ein Krimineller, der sich mit klopfendem Herzen um die Verwirklichung seiner Pläne bemühte.
    Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Obwohl er die Finsternis, die in den Ecken und Winkeln hockte, nicht zu durchdringen vermochte, bemerkte er jetzt das Bett, das mit seiner Stirnseite zwischen den beiden Balkontüren stand. Das einfallende Licht zauberte schwache Lichtreflexe auf die weißen Laken. Ashton ging unendlich langsam auf das Bett zu. Nachdem, was Constance ihm verraten hatte, mußte er annehmen, daß der Schmuck auf dem Nachtschränkchen neben dem Bett lag.
    Er bewegte sich mit größter Vorsicht, da er von Constance gehört hatte, wie sensibel und geräuschempfindlich sie war. Endlich hatte er das Kopfende des Bettes erreicht. Er brauchte nur die Hand auszustrecken und seine Finger würden die weiche, zarte Haut des schlafenden Mädchens berühren. Nun, er hatte nicht die Absicht, eine Dummheit zu begehen, aber es kostete ihn Mühe, den wahnsinnigen Wunsch zu unterdrücken, seinen Mund auf die Lippen der Schlafenden zu legen.
    Er vernahm jetzt deutlich ihre Atemzüge . . . sie schlief offenbar ganz fest und ruhig. Er knüpfte die Gesichtsmaske ab und wischte sich mit dem weichen, schwarzen Tuch über die schweißnasse Stirn.
    Dann griff er nach der Schatulle, die er jetzt als schwarzen Fleck auf dem Nachtschränkchen stehen sah. Sie war nicht verschlossen. Er hob den Deckel. Seine Finger tasteten über den weichen Samt, mit dem die Schatulle ausgeschlagen war.
    Er merkte, wie ihn ein scharfer Schmerz der Enttäuschung durchzuckte.
    Die Kassette war leer. Was war schiefgegangen . . . und warum? Was hatte er falsch gemacht?
    Er ertappte sich dabei, daß er laut und scharf atmete. Die Wut über die fehlgeschlagene Expedition hatte ihn unvorsichtig werden lassen. Rasch öffnete er den Mund. Dann band er sich das Tuch um, während seine Gedanken einen irren Tanz vollführten.
    Er glaubte zu wissen, was geschehen war. Constance hatte seine Warnungen allzu rasch beherzigt und den Schmuck in das Hotelsafe gegeben! Er hätte vor Zorn aufschreien mögen, aber er wußte natürlich, daß er sich diesen gefährlichen Luxus nicht leisten konnte. Vorsichtig näherte er sich der Tür und lauschte. Draußen war alles ruhig. Er betrat den Korridor und riß sich die Maske vom Gesicht. Mit wenigen Schritten hatte er eines der Zimmer erreicht, das die Stubenmädchen zur Aufbewahrung der Wäsche benutzen. Mit Hilfe eines Nachschlüssels gelangte er hinein. Dann stieg er durch das Fenster in den Lichtschacht und schaffte es ohne Mühe, das Erdgeschoß zu erreichen. Fünf Minuten später spazierte er durch die nächtlichen Straßen. Er war sicher, von niemand gesehen worden zu sein und rauchte eine Zigarette, um sich zu beruhigen.  
    Jetzt, wo die Spannung verklungen war, fühlte er sich beinahe wohl. Er hatte zwar die erste Phase der Auseinandersetzung verloren, aber er war keineswegs bereit, deshalb den Kampf aufzugeben. Im Gegenteil. Die aufgetretenen Schwierigkeiten hatten; lediglich zur Folge, daß sein Ehrgeiz noch weiter angestachelt wurde.
    Ein paar Straßenzüge weiter stieg er in seinen dort abgestellten Wagen. Als er vor seinem Haus in Chelsea den Wagenschlag hinter sich schloß, zeigten sich die ersten trübgrauen Streifen des herauf dämmernden Tages am Horizont. Er ging zu Bett und schlief bis elf Uhr. Als er erwachte, fühlte er sich frisch und ausgeruht. Er nahm eine kalte Dusche, absolvierte dann die tägliche Morgengymnastik und klingelte schließlich dem Butler, um sich das Frühstück servieren zu lassen.
    Er konnte bereits über den Ausgang des nächtlichen Abenteuers lächeln, obwohl es ihn noch immer wurmte, mit leeren Händen aus dem ,Carlton‘ weggegangen zu sein.
    Nach dem Frühstück kleidete er sich an. Es war ein leidlich hübscher Tag; nicht ganz wolkenlos, aber doch recht sonnig, und so beschloß er, seinen Schneider aufzusuchen. Gerade, als er die Wohnung verlassen wollte, klingelte das Telefon. Der Butler war nicht in der Nähe und so nahm Ashton das Gespräch selbst an.
    „Mister Cabott?" fragte eine spröde,
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