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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Autoren: H kan Nesser
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gefahren und hat ihn in einem Waldgebiet verbuddelt. Er hat mir die Stelle beschrieben, aber das hat vielleicht noch zwei Tage Zeit.«
    »Sicher«, sagte Moreno. »Der Frost wird ihn schon konservieren. Hier wird es jetzt Winter. Und wie hat er den Rollentausch bewerkstelligt?«
    »Ganz einfach. Ehe er Keller vergraben hat, hat er dessen Schlüssel und Brieftasche einkassiert. Ist zurück nach Boorkheim gefahren, in Kellers Wohnung gegangen und ... ja, hat dessen Identität an sich gerissen, könnten wir wohl sagen. Sie haben sich ziemlich ähnlich gesehen, das war dem Kommissar ja aufgefallen, und wer zum Teufel sieht schon aus wie sein Passbild? Am Freitag hat er den Flug nach New York
gebucht, hat gegen Mittag den Roller geholt und ist damit nach Sechshafen gefahren. Hat eine Nacht im Flughafenhotel verbracht und sich dann in den Flieger gesetzt. Kein Problem bei der Passkontrolle ... automatisch erteiltes Touristenvisum für zwei Monate und weiße Hautfarbe lösen alle Probleme, möchte ich meinen. Hat sich in diesem Hotel in der Lower East einquartiert, ja, das weißt du ja, hat dort aber nur eine Nacht verbracht. Hat sich bei den Russen draußen in Coney Island eine kleine Wohnung genommen. Sah einfach ein Schild in einem Schaufenster. Warum er sich nichts Besseres gesucht hat, weiß der Teufel, er hatte doch Geld genug ... Aber es war alles nicht so leicht, wie er erwartet hatte.«
    »Allein mit seinem Gewissen?«, fragte Moreno.
    »Vermutlich«, sagte Reinhart. »Er hat sich bei seiner Schwester gemeldet und ihr gesagt, er habe ein Problem, das war vor meinem ersten Besuch bei ihr. Sie hat ihn dann gewarnt, aber sie hatte wohl nicht begriffen, wer ich war, und er konnte nicht mehr allein sein. Er hat ihr nicht erzählt, was er getan hatte, sondern nur, dass er Sorgen hat. Hat sie besucht, wenn er glaubte, dass die Luft rein war ... aber das war sie ja nun diesmal nicht. Muss sich entsetzlich isoliert gefühlt haben. Je mehr Menschen in einer Stadt wohnen, umso mehr Platz haben sie, um einsam zu sein. Ich glaube, er hatte auch reichlich Medikamente eingeworfen, und wahrscheinlich hat er deshalb alles geschafft ... scheint erst jetzt zu erfassen, dass er wirklich vier Menschen umgebracht hat.«
    »Am Rande des Zusammenbruchs?«, fragte Moreno.
    »Glaube schon«, sagte Reinhart. »Wir reden weiter, wenn ich wieder da bin. Kannst du übrigens dem Kommissar Bescheid sagen? Ich komme morgen Abend mit Clausen, und da wäre es doch gut, wenn er seine Wünsche äußert. Oder was meinst du?«
    »Alles klar«, sagte Moreno. »Auf jeden Fall gibt es die letzte Runde, von der er gesprochen hat.«
    »Sieht so aus«, sagte Reinhart. »Na ja, over and out und überhaupt.«
    »Bis dann«, sagte Moreno.
     
    Am Mittwochmorgen schneite es wieder. Sie saßen zu viert im Wagen zum JFK; Bloomguard und Reinhart vorne, Clausen und ein riesiger farbiger Polizist namens Whitefoot auf dem Rücksitz, die beiden Letzteren mit Handschellen aneinander gekettet, deren Schlüssel Whitefood in der Tasche hatte, während in Reinharts Brieftasche ein Reserveexemplar lag. Es war deutlich, dass Weihnachten näher rückte, sie brauchten nur eine gute halbe Stunde zum Flughafen, und in dieser Zeit hörten sie zweimal »White Christmas« und dreimal »Jinglebells« im Autoradio. Reinhart hatte Heimweh.
    »Nett, dich kennen gelernt zu haben«, sagte Bloomguard, als sie vor der Sicherheitskontrolle standen. »Wir rechnen in drei oder vier Jahren mit einem Trip nach Europa, Veronique und ich. Und Quincey natürlich. Vielleicht können wir uns auf einen Kaffee treffen? In Paris oder Kopenhagen oder so?«
    »Sicher«, sagte Reinhart. »Sowohl als auch. Du hast meine Karte.«
    Sie schüttelten einander die Hände, und Bloomguard kehrte in die Abflughalle zurück. Clausen schien mit jeder Stunde, seit sie ihn gefunden hatten, lebloser zu werden, und Whitefood konnte ihn nur mit größter Mühe ins Flugzeug schaffen. Reinhart war im Grunde dankbar dafür, dass nicht er auf diesem sieben Stunden langen Flug an den Mörder gekettet dasitzen musste. Er hatte natürlich angeboten, den Arzt allein nach Hause zu bringen, aber damit war er auf taube Ohren gestoßen. Whitefood hatte schon häufiger solche Reisen unternommen und wusste, worauf er zu achten hatte. Er drückte Clausen auf den Fensterplatz, setzte sich daneben und überließ Reinhart den Gangplatz. Er erklärte Clausen, dass er ihn zur Toilette begleiten werde, mehr nicht, und dass er seinen
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