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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Autoren: H kan Nesser
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her, und er glaubte nicht, dass Frau Ponczak ihn wiedererkennen
würde. Mit Wollmütze, dickem Schal und altem Militärmantel sah er wie irgendein Penner aus, wie eine dieser vom Winde hin und her getriebenen Existenzen, die sich nicht einmal ein Auto leisten könnten, um sich hineinzusetzen und auf den Tod zu warten.
    Es war zehn nach elf, als Frau Ponczak aus dem Haus kam. Pavarotti war noch nicht wieder zurück, obwohl er schon vor über einer Stunde aufgebrochen war. Reinhart dachte kurz nach und beschloss dann der Frau zu folgen.
    Sie ging die 5th Avenue entlang und bog dann nach links ab. Mit leichtem Watschelgang und ein wenig hinkend. Einen Moment lang glaubte er, sie sei zur U-Bahnstation in der 42th Street unterwegs ... aber dann verschwand sie im Minimarkt an der Ecke. Reinhart ging vorbei und stellte sich auf die andere Straßenseite. Stopfte sich mit Fingern wie Eiszapfen eine Pfeife.
    Nach fünf Minuten kam sie mit einer Plastiktüte in jeder Hand wieder zum Vorschein. Ging auf demselben Weg über die 5th Avenue, auf dem sie gekommen war. Bog wieder in die 44th Street ab und war eine Minute darauf zu Hause in Nummer 602.
    Reinhart setzte sich ins Auto. Ja ja, dachte er. Vermutlich der dramatische Höhepunkt des Tages. Mrs. Ponczak goes shopping . Klang wie ein englisches Sozialdrama.
    Auf jeden Fall hatte er richtig getippt, wie sich herausstellte. Weder Frau Ponczak noch ihr träger Sohn mochten an diesem eiskalten, windigen Dezembersonntag das Haus verlassen, und warum hätten sie das auch tun sollen? Es gab doch zum Beispiel den Fernseher. Irgendein eventueller Herr Ponczak ließ sich nicht sehen, und Reinhart nahm an, dass er irgendwo im Haus herumlungerte und Zeitung las oder seinen Rausch ausschlief, wenn es ihn denn wirklich gab. Er an Herrn Ponczaks Stelle hätte das jedenfalls getan.
    Er selber wanderte im Sunset Park herum oder saß neben dem düsteren Pavarotti im Auto. Er griff die Frage auf, wie sie
sich verhalten sollten, falls ihr Fahndungsobjekt noch einmal das Haus verließe. Pavarotti meinte, das Haus sei das Fahndungsobjekt, nicht seine Besitzerin, das habe Bloomguard klar gesagt. Ausdrücklicher Befehl. Um unnötige Missverständnisse zu vermeiden, rief Reinhart Bloomguard zu Hause in Queens an und ließ sich neue Instruktionen geben. Falls Objekt Ponczak (Mrs.) Objekt Ponczak (Haus) verließe, solle Pavarotti Erstere beschatten. Reinhart solle unter allen Umständen an der besagten Straßenecke warten, da er für Verfolgungsaufgaben in einer Stadt von sieben Millionen Einwohnern, von denen ihm sechs Personen, zwei Parks und fünf Gebäude namentlich bekannt waren, als nicht hundertprozentig geeignet erschien.
    Gegen zwei Uhr holte Pavarotti für jeden einen Karton Junkfood, um vier Uhr hatte Reinhart das erste der bei Barnes & Noble erstandenen Bücher gelesen — Sun Dogs von Robert Olen Butler — und um Punkt 18.00 Uhr wurden sie von der Nachtschicht abgelöst.
    Ansonsten geschah nichts, weder in Haus Nummer 602 noch in der Umgebung.
    Wenn ich auf dem Rückweg ins Hotel nicht überfahren oder überfallen werde, dachte Reinhart, dann kann hier absolut die Rede von einem ruhigen Sonntag sein.
     
    Ihm passierte weder das eine noch das andere. Nachdem er seine Körpertemperatur so ungefähr auf Normalniveau hochgebadet hatte, rief Bloomguard an, um ihn zu einer kleinen Zwischenmahlzeit einzuladen, aber er lehnte dankend ab. Machte einen langen und dunklen Spaziergang durch den Central Park (abermals, ohne überfallen oder überfahren zu werden), aß in einem italienischen Restaurant auf der 49th Street zu Abend und kehrte gegen elf Uhr zum Hotel und zum nächsten Buch zurück.
    Einem so dünnen Faden bin ich wohl noch nie gefolgt, dachte er. Noch drei Tage. Vergeudet, wie Rosen für eine
Ziege. Ohne den Kommissar und seine verdammte Intuition, da ...
    Er stellte den Wecker auf 02.15 Uhr, und als der schellte, hatte er anderthalb Stunden geschlafen. Er brauchte eine Weile, um sich daran zu erinnern, wie er hieß, wo er sich befand und warum er hier war. Und warum er sich hatte wecken lassen.
    Danach führte er ein transatlantisches Telefongespräch und hörte die morgenmuntere Stimme seiner Tochter.

38
    Der Montag verlief ein wenig ereignisreicher als der Sonntag.
    Aber nur ein wenig. Reinhart hatte eben erst am Sunset Park Position bezogen, als sowohl Mutter als auch Sohn Ponczak aus dem Haus kamen. Pavarotti war für diesen Tag gegen einen um einiges optimistischeren Sergeant
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