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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Autoren: H kan Nesser
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Baxter ausgetauscht worden, der aussah wie eine gelungene Kreuzung zwischen einer Bulldogge und einem jungen Robert Redford, und nach kurzer Überlegung stieg der Sergeant aus dem Wagen und folgte Mrs. Ponczak zur 5th Avenue. Der Sohn lief in die genau entgegengesetzte Richtung, nach Westen, auf die 7th Street zu, aber Reinhart hielt ihn für weniger interessant (auch in diesem Land besuchten Kinder wohl die Schule, nahm er an) und blieb in Baxters Auto sitzen.
    Eine Stunde und zehn Minuten vergingen, bis dann wieder etwas passierte. Baxter rief aus einem Warenhaus unten am Pacific (noch immer Brooklyn) an und berichtete, dass er Kaffee trank (mit Koffein), und zwar in einer Cafeteria, die der Drogerie, in der Mrs. Ponczak offenbar arbeitete (zumindest an diesem Tag), genau gegenüberlag.
    Da 602 verlassen zu sein schien (Mr. Ponczaks Existenz wirkte mit jeder Stunde unwahrscheinlicher) beschloss Reinhart, dass Baxter weiter Kaffee trinken und das bewegliche Objekt
bewachen sollte, während er sich um das weniger bewegliche Haus am Sunset Park kümmerte.
    Herrgott, dachte er nach dem Gespräch mit Baxter. Hab ich vor fünfundzwanzig Jahren auch schon so was gemacht?
    Um halb eins hatte er sechzig Seiten von James Ellroys My Dark Places gelesen und fragte sich abermals, in was für einem Land er sich hier befand. Um ein Uhr verließ er für einige Minuten den Wagen, um sich im Minimarkt an der Ecke 6th und 45th Street etwas zu essen zu holen. Er kaufte Bananen, eine Flasche Mineralwasser, einen Schokoladenkuchen und einige Bagels; offenbar lag an jeder Straßenecke so ein Minimarkt, er hatte die freie Auswahl. Als er zum Auto zurückging, spürte er, dass die Luft ein wenig milder geworden war, und eine Viertelstunde darauf fing es an zu regnen. Er schaute sich weiter in Ellroys morbider Welt um und telefonierte zweimal mit Baxter und Bloomguard. Um halb vier kam Ponczak jr. zusammen mit einem rothaarigen Schulkameraden nach Hause, und eine halbe Stunde später wurde Reinhart abgelöst.
    Montag, dachte er auf dem Weg nach Manhattan. Noch zwei Tage.
    Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?
     
    Obwohl die schmutzige Dämmerung bereits in der Luft hing, fuhr er mit der Fähre nach Staten Island hinüber. Erwischte gerade noch den Bus nach Snuck’s Harbor, wo er dann eine Stunde zwischen verrottenden Blättern herumwanderte — vor fünfzehn Jahren war er mit einer jungen Frau hier gewesen, deshalb war er wieder hergekommen, aber es war nicht dasselbe Gefühl. Damals war es dreißig Grad über Null gewesen, und die Blätter hatten an den Bäumen gehangen.
    Sie hatte Rachel geheißen, hieß hoffentlich immer noch so, und er wusste noch, dass er sie vier Tage lang leidenschaftlich geliebt hatte. Mit Kopf, Herz und Schwanz. Am fünften Tag hatte der Kopf (und vielleicht auch das Herz) ein Veto eingelegt,
und nach dem sechsten hatten sich Rachels und seine Wege getrennt.
    Den Abend verbrachte er zusammen mit Bloomguard in einem asiatischen Restaurant in der Canal Street. Bloomguard hätte ihn auch gern ins Police Plaza mitgenommen, um ihm die neuesten technischen Errungenschaften in Bezug auf Verbrechensbekämpfung zu zeigen (elektronische Abhöranlagen, Laser-Sweeper und so weiter), aber Reinhart lehnte so höflich wie möglich ab.
    Gegen Mitternacht war er wieder im Hotel. Winnifred hatte ein Fax mit Joannas Handumrissen und der Mitteilung geschickt, dass sie ab dem 27. vierzehn Tage lang über Professor Gentz-Hilliers Haus in Limbuijs verfügen könnten.
    Er schob das Fax unter das Kopfkissen und schlief ein, ohne zu Hause anzurufen.
     
    Als er am Dienstagmorgen zum Sunset Park kam, begriff er zunächst nicht, was Sergeant Pavarotti zu ihm sagte.
    »Der Ficker ist drinnen.«
    »Was?«, fragte Reinhart.
    »Da. Der Arsch. Drinnen im Haus.«
    Er deutete über seine Schulter nach hinten.
    »Wer?«
    »Der Kerl, den du suchst, Mann. Was glaubst du eigentlich, warum wir hier sitzen?«
    »Was sagst du da, zum Teufel«, sagte Reinhart. »Was ... ich meine, was hast du gemacht? Woher weißt du, dass er im Haus ist?«
    »Weil er vor meinen Augen hineingegangen ist, natürlich. Vor einer Viertelstunde. Er kam die 5th herunter ... vermutlich mit der U-Bahn bis zur 45th. Latschte an mir vorbei, ging die Treppe hoch, klingelte und ... dann hat sie ihn reingelassen. Der Junge war erst vor fünf Minuten zur Schule gegangen. Die sind drinnen, wie gesagt.«
    »Jesusfuckingchrist«, sagte Reinhart als Beweis dafür, dass
er begriffen
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