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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Autoren: H kan Nesser
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die auf ihren Schoß gesprungen war. Der bellende Hund schien ins Nachbarhaus zu gehören, ab und zu konnten sie ihn heulen oder knurren hören.
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte sie schließlich. »Warum sollte er zu mir kommen? Wir haben seit fünfzehn Jahren keinen Kontakt mehr. Es tut mir Leid, aber ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
    Ihr Englisch war schlechter als seins, wie er feststellte.
    Vielleicht sprach sie mit Mr. Ponczak, falls ein solcher vorhanden war, Polnisch. Zu Hause schien dieser Mann im Moment jedenfalls nicht zu sein.
    Ja ja, dachte Reinhart. Das wäre das.
    Er selber hatte nicht die Wahrheit gesagt. Aber was war mit ihr? Das konnte er nicht beurteilen. Während seines Vortrags hatte er ihre Reaktionen genau beobachtet, nichts jedoch hatte darauf hingewiesen, dass sie etwas verhehlte oder irgendeinen Verdacht hegte.
    Wenn sie nur nicht so phlegmatisch wäre, überlegte er sich gereizt. Solche dicken trägen Menschen hatten nie Probleme, wenn sie etwas verbergen wollten. Das hatte er schon häufiger überlegt. Die konnten einfach leer vor sich hinglotzen, wie sie das sonst auch immer machten.
    Als er wieder auf der Straße stand, wusste er, dass das eine ungerechte Verallgemeinerung gewesen war. Ungerecht und unangebracht. Aber zum Teufel, er war doch mit dieser einen Trumpfkarte über den Atlantik gereist. Mit einer jämmerlichen Trumpfkarte, die er ausgespielt und mit der er nicht den kleinsten Stich gemacht hatte.
    Er wanderte zu Bloomguard und dem Wagen.
    »Na, wie ist’s gelaufen?«, fragte Bloomguard.
    »Nada«, sagte Reinhart. »Leider.«
    Er ließ sich auf den Beifahrersitz sinken.
    »Können wir irgendwo einen Kaffee trinken? Mit Koffein?«

    »Sicher«, sagte Bloomguard und ließ den Motor an. »Plan B?«
    »Plan B«, seufzte Reinhart. »Vier Tage, wie gesagt, dann scheißen wir darauf. Ich habe so viel Zeit, wie ich brauche. Und es steht fest, dass du weiter mitmachen kannst?«
    »Aber sicher«, sagte Bloomguard begeistert. »Und du brauchst auch nicht selber den Spion zu spielen. Wir haben in dieser Stadt allerlei Ressourcen, es weht jetzt sozusagen ein anderer Wind als vor fünfzehn Jahren. Zero Tolerance, anfangs war ich ja skeptisch, das gebe ich zu, aber Tatsache ist, dass es funktioniert.«
    »Das habe ich gehört«, sagte Reinhart. »Aber ich will hier nicht den Touristen spielen. Außerdem müssen wir das rund um die Uhr machen, sonst können wir es gleich sein lassen.«
    Bloomguard nickte.
    »Du bekommst ein Auto gestellt«, sagte er. »Wir machen einen Zeitplan, und du kreuzt die Zeiten an, die du übernehmen willst. Um den Rest kümmere ich mich. Okay, compadre?«
    »No problem«, sagte Reinhart.
     
    Als es dann so weit war, verschob er seine erste Schicht auf den Sonntag. Bloomguard sagte, ab vier Uhr am Samstagnachmittag werde an der Ecke 44th Street und 6th Avenue ein Wagen mit zwei Zivilfahndern Posten stehen. Reinhart verbrachte den Nachmittag und den Abend mit einem Streifzug durch Manhattan. Soho. Little Italy. Greenwich Village und Chinatown. Am Ende landete er bei Barnes & Noble. Das war sozusagen unvermeidlich. Er las. Trank Kaffee und aß Schokoladenkuchen und hörte sich Dichterlesungen an. Kaufte fünf Bücher. Um halb zehn ging er wieder los und fand die richtige U-Bahn zum Columbus Circle. Als er die U-Bahnstation verließ, schneite es.
    Was mache ich hier, dachte er. In dieser Stadt gibt es über sieben Millionen Menschen. Wie kann ich mir einbilden, dass
ich jemals den Richtigen finden werde? Eher verirre ich mich selber und verschwinde, als dass ich etwas entdecke.
    Im Fahrstuhl fiel ihm ein, dass es der Kommissar gewesen war, der ihn davon überzeugt hatte, dass dieser Plan gelingen könnte, aber im Moment war das ein ziemlich schwacher Trost. Zumindest jetzt und in der Einsamkeit des Samstagabends.
    Als er anrief und Winnifred zum zweiten Mal hintereinander nachts weckte, erzählte sie, dass auch in Maardam der Schnee fiel.

37
    Moreno war mit Marianne Kodesca im Roten Moor zum Mittagessen verabredet. Laut Inspektor Rooth war das Rote Moor ein Stammlokal von Frauen zwischen vierunddreißigeinhalb und sechsundvierzig, die sich von Möhren und Keimen ernährten, elegante Damenzeitschriften lasen und einen oder zwei Kerle auf den Schrotthaufen der Geschichte geworfen hatten. Moreno hatte noch nie einen Fuß in dieses Restaurant gesetzt und war ziemlich sicher, dass Rooth auch noch nie dort gewesen war.
    Frau Kodesca (in zweiter Ehe mit einem
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