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Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast
Autoren: S Jones
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eine schmale Scherbe zwischen Daumen und Zeigefinger und schien zu hören, wie der Ruf »Geben Sie das Glas weiter, geben Sie das Glas weiter« von der Wandverkleidung zurückgeworfen wurde. Charlie Traversham-Beechers hatte sich über die Naturgesetze von Leben und Tod hinweggesetzt, um sie ins Verderben zu stürzen, und doch … liebte er sie. Sie hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie sein Gesicht auf der Treppe unter dem Huf des Ponys gesehen hatte, sie zweifelte nicht daran, dass er es war, der sie und Smudge und das Pony gerettet hatte. Sie zitterte. Das Lachen ihrer Familie drang aus der Ferne zu ihr, während ein eisiger Hauch sie einhüllte. Wo war er jetzt?, fragte sie sich. Und wohin war er gegangen, als sie ihn gebannt hatte? Sie wusste, dass die unschuldigen Passagiere erlöst worden waren und nun in Frieden ruhten, aber was konnte einen Mann wie Charlie Traversham-Beechers vom ewigen Warten erlösen?
    So wie Emerald und Ernest sich Zeit allein miteinander wünschten, so brauchte Charlotte, mitgenommen von ihrem Martyrium, das Alleinsein, damit sie ihr inneres Gleichgewicht zurückgewinnen konnte. Sie schlüpfte aus dem Haus und ging, wie Emerald am Tag zuvor, an der Rabatte entlang, die nun voller Löcher und von vielen Füßen zertrampelt war, bis sie das Tor zum Hof hinter der Sattelkammer und dem Stall erreichte.
    »Großer Gott!«, rief sie laut und unvermittelt. »Wo um alles in der Welt sind Robert und Stanley abgeblieben?«
    Die Bäume rund um die Lichtung, auf der sie stand, reckten blasse Gliedmaßen in den enteneierblauen Himmel, ihre giftig grünen Blätter bewegten sich, im Sonnenlicht aufleuchtend, im leisen Wind. Und dieser Wind trug das Geräusch von Hufen und Rädern zu ihr.
    »Edward!« Sie drehte sich um und lief zurück zur Auffahrt.
    Alle kamen gleichzeitig aus dem Haus gelaufen, als das Fuhrwerk vorfuhr, gezogen von Ferryman, gelenkt von Robert. Stanley saß hinten, während Edward, aufrecht und gesund und munter, neben Robert auf dem Kutschsitz hockte. Das Fuhrwerk kam vor der Haustür zum Stehen.
    »Wir sind so froh, euch zu sehen«, sagte Emerald und strahlte den Pferdeknecht und seinen Jungen an, als Robert abstieg, um alle zu begrüßen.
    Charlotte, die nervös an ihren Haaren herumnestelte, langte bei ihnen an.
    »Wir haben keine Passagiere angetroffen«, sagte Robert.
    »Wo um alles in der Welt waren Sie die ganze Zeit?«, wollte Emerald wissen, während ihre Mutter zu ihrem Ehemann lief und ihm, an seinem Ärmel zupfend, das Gesicht entgegenhob, damit er sie küssen konnte.
    »Nun …« Robert wirkte durcheinander. »Stanley?«
    Stanley hob Edwards Koffer von der Ladefläche herunter. »Es hat geregnet«, sagte er und hielt inne. »Wir haben an der Stelle gewartet, die man uns genannt hatte, und dann …« Unsicher verstummte er. »Dad?«
    »Wir waren eine Zeit lang im Wald«, sagte Robert. »Mr Edwards Zug war pünktlich«, beendete er den Satz, als wäre dies das Ende der Geschichte. Und er und sein Sohn schienen in einer Art Träumerei zu versinken.
    Edward war vom Fuhrwerk gestiegen, legte seiner Frau den Arm um die Taille und lächelte allen zu. Er strahlte die Freude eines heimkehrenden Soldaten aus, das Wohlwollen eines Prinzen.
    »Es war ein bisschen ungewöhnlich, mit dem Fuhrwerk abgeholt zu werden, wo wir doch eine Kutsche haben«, lächelte er.
    Charlotte klammerte sich an ihn, während er die Männer mit Handschlag und Patience mit einem ehrerbietigen Lüften des Hutes begrüßte.
    »Ich habe es sehr bedauert, an deinem Geburtstag nicht da sein zu können«, sagte er zu Emerald. »War es schön?«
    »Ich muss vielleicht verhauen werden«, kam es leise von Smudge, die sich hinter dem Rock ihrer Mutter hervorwagte.
    »Weswegen?«, fragte er streng. »Du weißt, dass ich es tun werde.« (Nie im Leben.)
    »Weil sie Lady ins Haus geschleppt hat«, sagte Charlotte und machte ihm mit den Augen ein Zeichen.
    »Nach oben?«
    »Nach oben«, sagte Emerald.
    »Dann ist die Sache ja wirklich ernst. Ich habe das als Junge auch einmal getan, und wir mussten Brian Doonan mit seiner Winde holen. Es war ein furchtbares Desaster, aber das arme Pony hat es überlebt.«
    »Wie hat es geheißen?«, wollte Smudge wissen.
    »Godfrey.«
    Smudge nickte.
    »Es war ein Großes Unterfangen«, sagte sie.
    »Das bezweifle ich nicht«, lautete seine Antwort.
    Alle gingen ins Haus, während ihm berichtet wurde, wie sie das Pony wieder nach unten geschafft hatten.
    »Was für ein
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