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Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast
Autoren: S Jones
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Spaß«, sagte er. »Und gleichzeitig gab es dieses furchtbare Zugunglück in der Nähe von Whorley.«
    Bei dieser Bemerkung erstarrten alle, unterbrachen sich mitten im Gehen, sodass Edward ohne es zu bemerken ein oder zwei Schritte allein weiterging.
    »Ein Zugunglück?«, erkundigte sich Charlotte mit schwacher Stimme.
    »Ja, und zwar ein schweres. Fünfzig Menschen kamen ums Leben, wie George mir sagte. Männer, Frauen und Kinder – alle Insassen eines Waggons, und im nächsten gab es zahlreiche Verletzte. Es heißt zwar, in den Augen Gottes sind wir alle gleich, aber es waren ausschließlich Passagiere der dritten Klasse, die ums Leben kamen. Ein unfairer Nachteil. Die einzige Ausnahme bildete ein Pechvogel aus der ersten Klasse.«
    Er empfand ihr Schweigen nicht als merkwürdig, schließlich war es eine schockierende Neuigkeit. Einen Augenblick später flüsterte Emerald: »Und was war mit den anderen?«
    »Welchen anderen?«
    »Den anderen aus dem Zug. Den Überlebenden?«
    »Die wurden nach Whorley gebracht, glaube ich. Dort gibt es ein Hotel und einen Gasthof. George sagte, die Eisenbahn musste ganz auf die Schnelle einen Motorbus und mehrere Pferdefuhrwerke für die Fahrt besorgen. Es muss furchtbar enervierend gewesen sein. Alle standen natürlich unter Schock, wie ihr euch denken könnt.«
    Sie selbst standen inzwischen in der Halle und versuchten, diese Neuigkeit über das Zugunglück zu verarbeiten, aber keiner von ihnen machte Anstalten, über seine Empfindungen zu sprechen.
    »Sollen wir dann?«, sagte Charlotte schließlich. Und sie setzten ihren Weg fort.
    Bei hellem Tageslicht, und angesichts ihrer eigenen konkreten Sorgen, die sie beschäftigten, ist es vielleicht nicht so seltsam, dass ein Zugunglück anderswo, das nur Fremde betraf, für Emerald, Charlotte und Clovis, die wissen wollten, ob es gelungen war, das Haus zu retten, keine große Bedeutung hatte. Auch nicht für Ernest, der nur an Emerald dachte, oder für Patience, die den Blick nicht von Clovis wenden konnte. Edward war nach Manchester gefahren, um sich um die Rettung von Sterne zu kümmern. Jetzt war es an der Zeit herauszufinden, ob es ihm gelungen war.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte er. »Es handelt sich um eine Familienangelegenheit und ist ein wenig heikel, da es finanzielle Dinge betrifft.«
    »Dann werden wir gehen«, sagte Ernest.
    »Nein – wir werden gehen. Wir gehen ins Frühstückszimmer, wenn es allen Recht ist.«
    »Selbstverständlich«, sagte John, als die Familie das Zimmer verließ. Nur Smudge blieb zurück, da sie wusste, dass sie bei diesen Dingen nicht erwünscht war.
    »Smudge!«, rief Charlotte ihr im Gehen zu.
    Smudge wusste nie, ob ihr Name »Geh weg« oder »Komm her« bedeutete. Für gewöhnlich Ersteres.
    »Komm her!«, rief Charlotte und umarmte sie, als sie es tat.
    »Wir werden jetzt über erwachsene Dinge sprechen«, sagte sie. »Aber wenn du wartest, bis wir fertig sind, sollen wir dann anschließend gemeinsam etwas unternehmen?«
    Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Smudge wäre die Letzte gewesen, die das Geschenk der Aufmerksamkeit ihrer Mutter näher in Augenschein nahm. Sie nickte, überwältigt von atemberaubender, überraschter Wonne.
    »O ja, Mutter«, sagte sie.
    »Patience, würde es dir etwas ausmachen, dich ein wenig um Imogen zu kümmern und vielleicht ein Haarband für sie zu suchen?«, fuhr Charlotte fort.
    Natürlich war Patience entzückt, mit dieser Aufgabe betraut zu werden, streckte Smudge gut gelaunt die Hand hin und zog sie mit sich. Clovis sah ihr nach und fragte sich, wie es ihm gelingen sollte, sie am Montag frohgemut in die Kutsche nach Berkshire zu setzen. Sie war für ihn eine Art Droge geworden.
    »Mrs Trieves«, trällerte Charlotte. »Sie gehören natürlich auch dazu. Kommen Sie.«
    Und Florence Trieves folgte ihnen in respektvollem Abstand.
    Es war seltsam für die Familie, nach den Abenteuern der vergangenen Nacht das sonnendurchflutete Frühstückszimmer erneut zu betreten, dieses Mal angeführt von Edward Swift, dem Stiefvater. Alle setzten sich, Florence am weitesten entfernt, hinter Charlotte, während die anderen sich vor dem Kamin um Edward gruppierten.
    Emerald bemerkte eine blau-weiße Teetasse, die gefährlich nah an der Kante eines hohen Regalbretts balancierte.
    »Wie es scheint, ging es auf deinem Geburtstag recht ausgelassen zu, Emerald«, sagte Edward, vor dem Kamin stehend, den einen Arm auf dem Rücken.
    »Ausgelassen ist vielleicht
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