Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der übersehene Mann: Roman

Der übersehene Mann: Roman

Titel: Der übersehene Mann: Roman
Autoren: Christina McKenna
Vom Netzwerk:
in einem Laden an der Westküste von Mutton Head Horn Bay gestrandet wäre, als der Himmel plötzlich seine Schleusen geöffnet hatte und alles vollkommen dunkel geworden war.
    »Was für ein schönes Zimmer«, rief Lydia begeistert.
    »Vielen Dank, Lydeea. Aber wissen Sie, ich und mein Paddy, wirbenutzen es kaum, denn eine Frau braucht ein Zimmer im Haus, das nett und sauber ist, wenn Gäste kommen.«
    »Da haben Sie vollkommen recht, Rose.«
    »Gott segne und schütze uns, Lydeea, James wird sich unheimlich freuen, wenn er Sie sieht.« Rose stand auf einem spinatgrünen Berberteppich vor dem künstlichen Feuer. Die Schürze mit der Schafherde hatte sie gegen ein butterblumengelbes Hauskleid eingetauscht. Als grelles i-Tüpfelchen hatte sie über der linken Brusttasche eine rote Samtsonne über zusammengeballten Cordwolken appliziert.
    »Wissen Sie«, fuhr sie fort, »wie ich schon am Telefon gesagt hab, ich sag Ihnen, er war schwer enttäuscht, ja das war er. Denn Sie müssen wissen, dass er ein wirklich weiches Herz hat, falls Sie verstehen, was ich meine. Also meine Mutter, Gott segne sie, war genauso. Konnte noch nich mal unseren Herrn am Kreuz inner Kirche ansehen, ohne gleich mit Heulen anzufangen.« Rose bekreuzigte sich bei dem Gedanken an ihre weinende Mutter und Lydia nutzte die entstehende Pause.
    »Rose, was ich James zu erzählen habe, wird ihn sehr glücklich machen. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Rose strahlte. Sie platzte vor Neugier; im Geiste nähte sie schon den Spitzeneinsatz des seidenen Hochzeitskleides, mischte schon die Zutaten für den dreistöckigen Hochzeitskuchen.
    »Ich versteh Sie ganz und gar, Lydeea«, sagte sie, »James’ Ohren sollen die ersten sein, auf die die frohe Botschaft fällt.« Rose rieb sich die Hände, sie konnte vor Freude kaum an sich halten. »Und wie wärs bis dahin mit einem Schlückchen Tee und ein paar Keksen, solang wir warten? Mein Paddy ist schon unterwegs, also sollten er und James gleich da sein.«
    Drei Minuten vor sieben kam Paddys Morris Minor an Jamies Pforte zum Stehen. Er hupte wie immer, aber die Hupe übertönte kaum Sheps aufgeregtes Gebell. Der Hund rannte wie verrückt ums Auto herum.
    Auf der anderen Hofseite, hinter der verschlossenen Schuppentür, leerte Jamie den Black Bush Whiskey und leckte die letzten Krümel mit feuchten Fingern aus der zerrissenen Papiertüte.
    Paddy hievte sich aus dem Fahrersitz. »Is ja gut, Shep«, sagte er und beugte sich herunter, um den Hund zu streicheln. »Gott, was bist du aufgeregt heute Abend. So geht’s Jamie auch gleich, wenn er erst hört, wer bei uns auf ihn wartet.«
    Wie üblich wollte er die Tür mit Paketschnur an den Griff des Kofferraums binden. Doch heute zog er zu kräftig daran.
    Die Schnur riss.
    Im Schuppen kletterte Jamie lächelnd auf einen Heuballen.
    Verärgert öffnete Paddy den Kofferraum. Irgendwo war doch noch ein Stück Schnur, nur wo?
    »Warte mal, das haben wir gleich«, murmelte er vor sich hin, während er in dem vollgestopften Kofferraum herumwühlte.
    Shep sprang hilflos unter lautem Gebell und Gejaule zur Schuppentür. Dann lief er wieder zu Paddy zurück und sprang fiepend an ihm hoch, aber Paddy scheuchte ihn davon und fuhr mit seiner Suche fort.
    Im Farmhaus der McFaddens nahm Lydia die erste von vielen Tassen Tee von Rose entgegen. Paddy fand schließlich, wonach er gesucht hatte. Und hinter der Holztür zum Schuppen legte sich James Kevin Barry Michael McCloone die Schlinge um den Hals.
    Als er die Tür endlich festgezurrt hatte, klopfte Paddy an die Haustür und schlurfte nach kurzem Warten hinein. In der guten Stube der McFaddens entschied sich Lydia für eine Kokosmakrone aus Roses reichhaltigem Angebot. Auf der Duntybutt Farm krachte ein Dachbalken mit Getöse in der Mitte entzwei.
    Nachdem Paddy das Haus leer vorgefunden hatte, stand er wieder im Hof und versuchte herauszufinden, wo Jamie bloß steckte. Auf einmal hörte er einen lauten Krach wie einen Donnerschlag – gefolgt von einem leisen Fluch: »Jesus Christus!« Er rannte zur Schuppentür und riss sie auf. Zu seiner Überraschung saß sein Freund auf dem Boden und starrte zu einem geborstenen Dachbalken hinauf, von dem eine Schnur herabhing.
    »Um Himmels willen, was ist denn hier los, Jamie?«
    Jamie war noch ganz benommen von seinem Sturz und starrte Paddy sprachlos an. War er schon im Paradies angekommen? Und wenn ja, was hatte Paddy McFadden dann hier zu suchen?
    Doch als Shep wie wild hereingesprungen kam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher