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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3
Autoren: Colin Forbes
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Mitteilung.
    Doch einen letzten, bitteren Trost hatte sie ihm zukommen lassen.
    Einerlei welch dringender Fall es gewesen sein mochte, den sie für
»Le Monde«
recherchierte, sie hatte fest daran geglaubt, daß er der Mann war, der weitermachen konnte, falls das Ärgste passierte.
    Und dieses Ärgste war passiert.
    Procane.
    Howard hatte den Namen erwähnt, dann aber mit wenig Überzeugungskraft geleugnet, etwas über Procane zu wissen. Newman goß sich schwarzen Kaffee nach, zündete sich eine Zigarette an und ging durch, was er wußte. Verdammt wenig.
    Adam Procane, wer immer das war. Ein Schiff, das von irgendwo – wahrscheinlich vom Hafen von Helsinki – um 10.30 Uhr abfuhr.
    Das bedeutete 10.30 Uhr morgens. Alexis hätte sonst »22.30«
    geschrieben. Ein Schiff mit welchem Ziel? Doch um Gottes willen nicht Leningrad.
    Archipel. Welcher? Es gab den Schwedischen Archipel, also die Inselkette, die sich von Stockholm bis zum Archipel von Abo – oder Turku, wie die Finnen Abo nannten – erstreckte. Und dieser Archipel von Turku war der zweitgrößte der Welt, ein Labyrinth von Inseln und Inselchen, manche wenig mehr als ein aus dem Meer herausragender Felsen. Warum war ein Archipel so wichtig?
    Und welchen hatte sie gemeint?
    Und schließlich waren da noch zwei Dinge. Der Name eines Hotels in Helsinki, wo Alexis gewohnt haben mußte. Und dieses unheimliche Schloß im Hintergrund, als dieses Schwein von einem Fahrer sie überfuhr. Es würde ihm wieder einfallen, wo er dieses eigenartige Bauwerk gesehen hatte, an erhöhter Stelle über einer Stadt.
    Er beglich seine Rechnung und ging zu seiner Wohnung zurück.
    Inzwischen war es 8.30 Uhr, und London rüstete sich zu einem neuen Tag voll Plage, Streit und Hader. Etliche Fußgänger strebten eiligst irgendwelchen Zielen zu. Daß etwas passiert war, ahnte er sofort, als er den Wagen mit dem Blaulicht auf dem Dach vor Chasemore House stehen sah.
    Tweed war selten wütender als jetzt. Etwas später als sonst in der Zentrale des SIS – des Secret Intelligence Service – eingelangt, war er von Howard soeben über Newmans Besuch am frühen Morgen informiert worden. Jetzt stand der etwas füllige Mann mittleren Alters hinter dem Schreibtisch seines Büros in der ersten Etage, von dem aus man den Park Crescent überblicken konnte. Die beiden Männer waren allein im Zimmer.
    »Ich fand, er hätte ein Recht darauf, den Film zu sehen«, sagte Howard zu seinem Stellvertreter. »Falls Sie es vergessen haben«, fügte er mit einem Anflug von Sarkasmus hinzu, »Alexis war seine Frau.«
    Tweed nahm seine Hornbrille ab und begann, die Brillengläser mit dem Zipfel seines Taschentuches sauberzureiben. Dabei starrte er Howard an, der, ihn mit seinen 1,85 Metern weit überragend, vor ihm stand, wie immer tadellos gekleidet, in einem dunkelblauen Chester-Barrie-Anzug. Howard, bartlos und glattrasiert, wurde unter dem Blick seines Gegenübers nervös und begann mit dem Kleingeld in der Hosentasche zu klimpern. Mit betonter Sorgfalt hakte Tweed die Bügel seiner Brille hinter den Ohren ein. Dann zog er einen Briefumschlag aus der verknüllten Jackettasche und legte ihn langsam auf den Schreibtisch.
    »Ich weiß, daß Alexis seine Frau war«, begann er. »Und ich halte es für einen Akt äußerster Brutalität, daß man ihm den Film zeigte.«
    »Ich habe hier die Entscheidungen zu fällen«, entgegnete Howard steif.
    »Nicht im Falle Procane«, korrigierte ihn Tweed, immer noch in gewohnt sanftem Ton. »Ich wurde heute morgen zur Premierministerin beordert. Sie lesen am besten einmal den Brief in diesem Umschlag hier.«
    »Nicht schon wieder so eine verdammte Weisung, Sie hätten uneingeschränkte Befugnis, hoffe ich«, schnarrte Howard.
    Er riß das gefaltete Blatt aus dem Umschlag, las es schnell und warf es auf den Tisch zurück. »Das ist schon die zweite. Ich werde Protest einlegen.«
    »Sie kennen den Beschwerdeweg.«
    Das klang so unbekümmert und interessenlos, daß Howard Tweed genauer ins Auge faßte. Er fuhr sich mit seiner manikürten Hand durchs Haar, das silbrige Strähnen aufwies. Dann ging er zu einer Landkarte hinüber, die Monica, Tweeds Assistentin, am Morgen an der Wand befestigt hatte. Die Karte zeigte Skandinavien von der Westküste Dänemarks bis Finnland mit seiner Grenze gegen die Sowjetunion im Osten.
    »Wofür ist das?« wollte er wissen.
    »Das ist wahrscheinlich das Schlachtfeld.«
    »Schlachtfeld?«
    Howard schwang auf den Absätzen herum, fuhr mit der
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