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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades
Autoren: Colin Kapp
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Regen ausblieb und sie nicht mit dem gelblichen Sprühnebel zu kämpfen hatten.
    Ancor setzte das robuste Gehäuse des Empfängers ab und benutzte es als Podest, um den Stecker zu erreichen. Die Arbeit ging zügig von der Hand. Er und Tez hatten alle benötigten Leiter bereits in der Shellback vorbereitet, und Sine stand neben ihnen und leuchtete ihre Arbeitsfläche mit dem Scheinwerfer aus. Ancor benötigte für die gesamte Verkabelung lediglich zehn Minuten, da der Wind so weit abgeflaut war, daß er ohne Unterbrechung durcharbeiten konnte. Sie trugen den Empfänger an die nächste Stütze und befestigten ihn mit Gurten und Seilen. Ein kurzer Check ergab, daß das Gerät einwandfrei funktionierte. Sie schützten den Empfänger mit schweren, wasserdichten Planen gegen den Regen, der bald wieder einsetzen würde.
    Dann war die ruhige Zone vorübergezogen, und der plötzliche Schlag einer gewaltigen Böe riß sie taumelnd zu Boden. Sie hatten sich allerdings durch die relativ milden Bedingungen nicht in falscher Sicherheit wiegen lassen und trugen ausnahmslos Gesichtsmasken und schwere Arbeitsanzüge, deren Sicherungskarabiner mit der Leine an der Shellback verbunden waren. Ohne diese Sicherheitsvorkehrungen hätte sie der Sturm auf jeden Fall mitgerissen, denn die Windgeschwindigkeiten nahmen derart zu, daß es unmöglich war, weiterhin zu stehen. Der Wind peitschte auch Regen mit sich, der den Boden auf der Stelle in rutschigen Schlick verwandelte. Doch Ancors Planung hatte selbst diesen Fall berücksichtigt. Die Sicherungsleine mündete in einer Winde, mit deren Hilfe Carli die drei vornübergebeugten Gestalten sehr langsam und vorsichtig zurück ins Schiffsinnere zog.
    Tez erreichte als letzter die Shellback, und die Servo-Mechanismen mußten mit voller Kraft arbeiten, um gegen den Sturm anzukommen und die Luke zu schließen. Die Schleuse war mit Schlamm gepflastert, und die verschmierten, keuchenden Gestalten, die aus ihr hervortraten, ähnelten Wesen, die gerade aus den Tiefen eines grotesken Meeres aufgestiegen waren. Die Shellback zitterte zwar bei jedem Windstoß des immer brutaler werdenden Sturms, aber das Felsgestein, an das sich die Grav-Fesseln klammerten, schien zumindest für einige Zeit dem Druck standzuhalten. Cherry dagegen hatte ein Problem. Der Wirbelsturm, dessen Gewalt bereits jetzt die des vorherigen überstieg, kam aus einer gefährlichen Richtung: Sobald der Illusionist die Grav-Fesseln löste, drohte der Sturm das Schiff zu packen und gegen das stählerne Ei zu schleudern. Aber noch während sich Cherry den Kopf darüber zerbrach, wie er die Shellback unversehrt aus dieser Lage herausbringen konnte, kündigte sich eine neue, höchst besorgniserregende Entwicklung an.
    In unmittelbarer Nähe schlug ein violett leuchtender Feuerball ein, ließ den Boden unter der Shellback schaukeln und riß einen gigantischen Krater in den Fels, der beinahe bis zum Schiff reichte. Dann schossen Streifen weißglühenden Metalls in alle Richtungen.
    »Was, zum Teufel, war das?« fragte Ancor.
    »Ein Raum-Wächter im Kamikazeflug. Fiel mit einer Geschwindigkeit aus dem Orbit, die ihn glühen, aber nicht verdampfen ließ. Und da, wo er herkommt, gibt es jede Menge Nachschub.«
    »Dann laß uns verschwinden, Cherry.«
    »Ich kann das Risiko nicht eingehen, bei dieser Windrichtung die Grav-Fesseln zu lösen. Ein paar Sekunden später würden wir platt gegen das Ei gedrückt.«
    »Wenn wir hier bleiben, sind wir so gut wie tot. Die Raum-Wächter können nur während der ersten Flugphase zielen. Wenn die Reibungshitze sie zu schmelzen beginnt, versagt die Steuerung, und die Masse bleibt auf ihrer einmal eingeschlagenen Flugbahn. Sie können also ein unbewegliches Ziel mit einiger Genauigkeit treffen, aber bei einem beweglichen Ziel sieht das schon ganz anders aus. Alle Mann in die Rettungskokons!«
    »Wie willst du es anstellen, Maq?«
    »Fahr die Triebwerke hoch, aber laß die Grav-Fesseln eingeschaltet. Dann löse die Fesseln im letzten Augenblick. Wir müßten wie ein Sektkorken aus der Flasche schießen.«
    »Das wird das Schiff in Stücke reißen.«
    Ein zweiter Feuerball schlug in ähnlicher Entfernung wie sein Vorgänger ein und erfüllte die Atmosphäre mit seinen glühenden Trümmern.
    »Sie schießen sich ein. Der nächste Feuerball ist ein Volltreffer.«
    Der zitternde Holo-Illusionist im Cockpit hatte bereits selbst ihre Chancen ausgerechnet und kannte die einzig mögliche Antwort. Er schaltete die
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