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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades
Autoren: Colin Kapp
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Triebwerke auf Vollast, versicherte sich, daß die Besatzung die Rettungskokons aufgesucht hatte, und löste die Grav-Fesseln.
    Die Belastungen während diese Manövers für Schiff und Mannschaft waren wahrscheinlich die schlimmsten, die beide bisher erlebt hatten, und es war nur den umsichtigen Konstrukteuren der Shellback zu verdanken, daß Mensch und Maschine sie überstanden. Die Leistungsfähigkeit der Triebwerke überstieg die herkömmlicher Exosphärenschiffe um ein Vielfaches, und dazu war die Shellback noch wesentlich kleiner. Das Schiff wurde wie von einer Explosion von seinem gefährlichen Standort weggefegt, ignorierte die neunhundert Stundenkilometer schnellen Böen und stieg auf grellen Feuerzungen in den Himmel. Fast im selben Augenblick schlug ein weiterer Feuerball exakt an der Stelle ein, an der sich das kleine Schiff noch Sekunden vorher befunden hatte. Sein Aufprall hätte die Shellback zweifellos völlig zerstört.
    Jetzt schlingerten sie auf einem willkürlichen Kurs durch den Sturm, während Cherry versuchte, die Herrschaft über das Schiff wiederzuerringen. Die Wucht der Beschleunigung hatte dem Holo-Illusionisten beinahe das Genick gebrochen, und er pries in Gedanken die Konstrukteure seines Sicherheitssessels, deren Umsicht ihm das Leben gerettet hatte. Ancor war ähnlich geschützt, hatte aber den Vorteil, sich auf seiner Sicherheitsliege ausstrecken zu können. Die übrigen hatten sich in die Rettungskokons zurückgezogen und spürten nur wenig von der gewaltigen Beschleunigung.
    Bald ließ der zermalmende Andruck nach, und Cherry steuerte die Shellback zuversichtlich in einen langen Bogen. Die Feuerbälle regneten weiter aus dem Raum herab. Ancor schätzte, daß mindestens zweihundert der gigantischen Raumschiffe, die normalerweise die Proto-Sonnen instandhielten, geopfert worden waren. Der Tyrann mußte eine mögliche Flucht der Shellback einkalkuliert haben, denn die weißglühenden Mengen geschmolzenen Metalls deckten ein immer größeres Gebiet ab. Da der Sturz der Wächter bis zu ihrem Aufschlag mehrere Minuten dauerte, mußte die Entscheidung über das Zielgebiet noch vor dem Start des kleinen Schiffs getroffen worden sein. Die Shellback konnte jetzt dank ihrer Geschwindigkeit nur noch einem Zufallstreffer zum Opfer fallen, was jedoch angesichts der atemberaubenden Zahl der glühenden Geschosse nicht auszuschließen war.
    Ancor schnallte sich los und setzte sich an den Fernradar, der ihm zeigte, wie sich das Muster dieses phantastischen Bombardements hoch über ihnen entfaltete. Die Präzision, mit der die Feuerbälle trotz der heftigen Turbulenzen in Bodennähe einschlugen, bewies, was für eine gewaltige Rechenleistung für diese Aufgabe eingesetzt wurde. Ancor wünschte, er hätte die Zeit gehabt, den Schiffscomputer für die Vorausberechnung der tödlichen Flugbahnen einzusetzen, um einen sicheren Kurs für die Shellback zu bestimmen. Statt dessen hatte er das Gefühl, eine Ameise zu sein, die in einem todbringenden elektronischen Spiel gefangen war. Er konnte lediglich die Radarreflexe beobachten und raten, wann dem Schiff Gefahr drohte. Cherry reagierte augenblicklich auf Ancors Warnungen, aber dennoch hatten sie mehr Beinahekollisionen mit den geschmolzenen Metallklumpen, als ihnen lieb sein konnte.
    Doch selbst die Mittel des Tyrannen waren nicht unbegrenzt, und schließlich ließ die Intensität des Bombardements nach. Nur noch einige wenige Raum-Wächter kreisten über ihnen, von denen hin und wieder einer zu einem symbolisch anmutenden Kamikazeflug ansetzte, dem Cherry jeweils mühelos auswich. Schließlich kletterte die Shellback über den Sturm und kreiste über dem eiförmigen Exekutivzentrum. Da die Wolken keine optische Beobachtung des Gebiets zuließen, wandte sich Ancor für eine gründliche Untersuchung an die Orter. Der Tyrann hatte die abstürzenden Raum-Wächter derart präzise gezielt, daß das Stahlei selbst unversehrt aus einem von Metallspritzern übersäten Kratermeer herausragte.
    Ancors größte Sorge war, daß Teile des geschmolzenen Metalls den Empfänger oder einige der empfindlichen Leitungen, die zu dem Stecker führten, beschädigt haben könnten. Von ihrer Höhe aus konnte er allerdings nicht feststellen, ob das Gerät unversehrt war. Und da der Empfänger nicht mit einem Verstärker ausgestattet war, konnte er die Funktionstüchtigkeit nicht per Funk bestätigen.
    Ancor wußte nur zu gut, daß ihm ohnehin keine andere Wahl blieb, als ihr
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