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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades
Autoren: Colin Kapp
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so heftig, daß er beinahe Ancors Handgelenk brach, doch dann ließ ihn die mechanische Hand los und verschwand. Der verblüffte Ancor zog sich die Rampe hinauf bis zu einer Position zurück, von der er, ohne sich selbst zu gefährden, auf die Maschine feuern konnte, sobald sie durch die Barrikade brach. Kurz darauf fiel ein Abschnitt der Sperre in sich zusammen. Maq starrte angestrengt in die Dunkelheit. Die Gestalt, die sich ihm schließlich näherte, entsprach allerdings nicht ganz seinen Erwartungen. Er hatte zweifellos einen Roboter vor sich, aber einen, der einen völlig entkräfteten Menschen in den Armen hielt.
    Ancor verzichte darauf, den Roboter zu vernichten, da er nicht wußte, ob der Mann, den er trug, noch am Leben war. Der Roboter ging die Rampe hinauf, und im Licht, das durch die freigelegte Stelle des Daches drang, konnte Ancor erkennen, daß der Mann keinen roten Hut trug. Der Mann stöhnte immer wieder vor Schmerz. Der Roboter bahnte sich sorgfältig einen Weg durch die Trümmer und vermied nach Möglichkeit jede Erschütterung für den verletzten Menschen in seinen Armen. Ancor dachte einen Augenblick nach, dann trat er zur Seite, um die Maschine passieren zu lassen, ohne jedoch seine Waffe zu senken. Weiter oben hielt der Roboter an, um einen Weg durch das blockierte Ende der Rampe zu suchen. Das war nicht einfach, aber die Maschine brachte einen Betonblock von mindestens einer halben Tonne Gewicht in die passende Position, um ihn als Stufe zu benutzen. Mit unendlicher Vorsicht kletterte der Roboter auf einen Teil des geborstenen Daches und legte seinen Schützling sanft ab. Dann drehte er sich um und kehrte zurück.
    Die Maschine machte einen Bogen um Ancor und schritt weiter die Rampe hinunter. Er hatte sie eigentlich vernichten wollen, aber ihr sonderbares Verhalten veranlaßte ihn dazu, ihr zu folgen. Der Roboter hatte einen verletzten Menschen aus dem Untergrund befördert und zweimal Ancor passiert, ohne ihm mehr als einen Seitenblick zu gönnen. Das entsprach dem typischen Verhalten eines normalen Haushaltsroboters, dem der Zerstörungstrieb, den ihm die Bewohner der Neptun-Schale einprogrammiert hatten, abging. Entweder waren also alle Männer mit den roten Hüten in dieser Region tot und damit ihr Einfluß verschwunden oder… oder der Tyrann, das verbindende Element zwischen Mensch und Maschine, war vom Thron gestürzt…
    Ancor folgte dem Roboter die Rampe hinunter. Der Roboter hatte die Barrikade bereits auf dem Hinweg durchbrochen und jetzt hielt er an und vergrößerte die Öffnung. Ancor stellte sich neben ihn und half ihm, und sie arbeiteten Seite an Seite, bis eine breite Öffnung in der Absperrung klaffte. Der Gang wurde von einigen verbliebenen Notlichtern in ein Dämmerlicht getaucht, was Ancor den Anblick allzuvieler Einzelheiten des grausigen Blutbads ersparte. Das Licht reichte allerdings aus, um die Schäden zu erkennen, die die Terraforming-Maschine an der Decke des Gangs hinterlassen hatte. Der Großteil der Decke hatte sich verformt, und an einigen Stellen hingen massive Betonsegmente herunter. Ancor kniff die Augen zusammen, um festzustellen, warum diese nicht ganz heruntergefallen waren, und erhielt einen weiteren Beweis dafür, daß die Macht des Tyrannen gebrochen war. Im Dämmerlicht erkannte er die Umrisse von einem halben Dutzend Robotern, die das enorme Gewicht der Decke auf ihren Rücken trugen. Sie opferten sich, um den gefangenen Menschen ein Entkommen zu ermöglichen.
    »Ist da jemand?« rief Ancor in den niedrigen Durchgang unterhalb der abgesackten Decke. »Kommt schnell heraus, die Decke wird nicht mehr lange halten!«
    »Wir pfeifen auf die Decke! Zumindest können uns hier die Roboter nicht kriegen und uns die Arme ausreißen.« Die Stimme, die aus dem Tunnel drang, klang ängstlich und erschöpft.
    »Die Roboter werden euch helfen. Sie werden euch nicht mehr angreifen.«
    »Bist du verrückt? Sie sind Killer.«
    »Nicht mehr.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich, Maq Ancor. Wir sind mit der Shellback zurückgekehrt.«
    Ancor hörte Bewegung im Tunnel, und schließlich kamen ungefähr dreißig Auswanderer hervor. In ihren schmutzigen und erschöpften Gesichtern zeichneten sich die Schrecken der letzten Tage ab, und manche stützten oder trugen ihre verletzten Kameraden.
    »Sind noch welche da drinnen?« fragte Ancor und deutete in den Tunnel.
    »Niemand, dem es etwas nützen würde, wenn man ihn herausbrächte. Arme Teufel!« Die Augen des Mannes waren auf den
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