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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades
Autoren: Colin Kapp
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Abschnitt gefunden, Maq. Zugegeben, er ist nicht ideal, aber wahrscheinlich unsere einzige Chance.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Der Fernradar quillt förmlich vor Reflexen über. Aus dem Hades-Raum nähern sich riesige Raumschiffe. Wir können noch nicht sagen, um was für Typen es sich bei den hinteren Reihen handelt, aber die vorderen bestehen eindeutig aus Raum-Wächtern. Und jeder einzelne von ihnen hält auf uns zu.«
    »Ah, der Tyrann packt die großen Kaliber aus! Ist irgendeiner der Wächter nahe genug dran, um unseren Anflug auf das Ei zu behindern?«
    »Nein, aber ich schätze, daß uns jede Menge von ihnen erwarten werden, wenn wir versuchen, wieder aus dem Sturm herauszukommen.«
    »Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, wenn es soweit ist. Geh und bitte Tez, mir mit den Geräten zu helfen. Und Cherry soll uns runterbringen.«
    »Selbst wenn es uns gelingen sollte, dieses Exekutivzentrum neu zu programmieren«, sagte Sine, »weiß ich immer noch nicht, warum das die übrigen Zentren kümmern sollte.«
    »Das weiß ich auch nicht, Sine. Aber Zeus hält offensichtlich mehr von diesem Ansatz als davon, sie abzuschalten. Und wer bin ich denn, daß ich der größten Intelligenz im Universum widersprechen könnte?«
    Wie Sine Anura angekündigt hatte, entpuppte sich der ›ruhige‹ Abschnitt als nicht sehr ruhig. Ein gigantischer Wirbelsturm drehte sich langsam in westlicher Richtung, in kurzem Abstand gefolgt von einem zweiten. Da beide im Uhrzeigersinn rotierten, trafen ihre äußersten Ausläufer frontal zusammen. In dieser Zone maßen die Instrumente Windgeschwindigkeiten, die nur in Ausnahmefällen zweihundert Stundenkilometer überstiegen, und sie würden in nächster Nähe ihr Zielgebiet passieren, wenn die Stürme ihre bisherige Richtung beibehielten. Jetzt hing alles davon ab, ob sich die Besatzung der Shellback darauf verlassen konnte: Die Zone relativer Ruhe wurde durch das Aufeinandertreffen zweier dynamischer Bewegungen geformt, und selbst die geringste Änderung in der Stärke eines der beiden Stürme konnte sie von ihrem Kurs abbringen oder sogar komplett verschwinden lassen. Ein Anflug war daher mit zahllosen Unwägbarkeiten verbunden, aber ein Blick auf die ständig wachsende Zahl von Reflexen auf den Radarschirmen hielt Ancor nur zu deutlich vor Augen, daß ihnen keine andere Wahl blieb. Es wurde immer wahrscheinlicher, daß sie keine zweite Chance für einen Anflug auf das Exekutivzentrum bekommen würden.
    Der erste Teil des Anflugs ging merkwürdig glatt vonstatten. Die Windgeschwindigkeiten waren enorm, aber es gab nur vergleichsweise wenige Turbulenzen, und Cherry konnte die Shellback gegen den Wind ausrichten und ohne größere Zwischenfälle bis auf ungefähr einen Kilometer Höhe steuern. Die unebene Oberfläche der Schale bremste die Winde bis in diese Höhe ab und verursachte einen Schereneffekt zwischen den langsameren und schnelleren Winden. Die Schwierigkeiten begannen, als die Shellback in diese Schicht einflog. Plötzlich ließ sich das kleine Schiff nicht mehr beherrschen und es wurde trotz seines erheblichen Gewichts wie ein Blatt im Wind hin- und hergeworfen. Die Triebwerke zündeten in unregelmäßigen Abständen in dem Versuch, die Lage des Schiffs zu korrigieren, aber die Steuerbefehle kamen immer zu spät, um etwas auszurichten.
    Dann endete der wilde Tanz ebenso abrupt, wie er begonnen hatte, und wie durch ein Wunder fanden sie sich in der relativ ruhigen Zone zwischen den beiden Stürmen wieder. Cherrys Berechnungen erwiesen sich als nahezu hundertprozentig exakt; das gigantische Stahlei ruhte etwa einen Kilometer vor ihnen auf seinen Stützen. Es wirkte auf sonderbare Weise verloren und verlassen vor dem Hintergrund der vom Sturm blankgescheuerten Oberfläche und der unheilverkündenden Schwärze, mit der sich der nächste Sturm ankündigte.
    Bald darauf landete Cherry die Shellback und aktivierte die Grav-Fesseln. Die gewaltige Senke, die ihr vorheriger Besuch hinterlassen hatte, zeigte allerdings nur zu deutlich, daß nicht einmal die Grav-Fesseln das Schiff retten konnten, wenn die volle Gewalt des Sturms erneut einsetzte.
    Diesmal verließ auch Tez das Schiff, um Ancor mit dem Stecker zu helfen, während Sine zusätzliches Seil und mehrere Scheinwerfer mit sich führte. Ancor hatte ihren Vorstoß sorgfältig geplant, und auch wenn der Wind unangenehm stark war, schwebten sie nur selten in Gefahr für Leib und Leben. Außerdem hatten sie noch das Glück, daß der
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