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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades
Autoren: Colin Kapp
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vergingen, in denen Ancor Atem schöpfen mußte, dann antwortete er mühsam.
    »Würde es etwas helfen, wenn du die Shellback in eine andere Position bringst?«
    »Ja, aber das können wir unmöglich tun, ohne eure Sicherungsleine abzureißen.«
    »Dann mach sie los. Ich glaube, wir sind hier auf etwas gestoßen.«
    »Nein, Maq. Der Wind wird wieder stärker. Der zweite Sturm ist zwar immer noch in einiger Entfernung, aber es scheint so, als ob die beiden Stürme miteinander reagieren würden. Ich will, daß ihre beide auf der Stelle zurück an Bord kommt.«
    »Gibst du jetzt die Befehle, Cherry?«
    »Während deiner Abwesenheit bin ich Kapitän des Schiffs. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich kann die Instrumente sehen, und du nicht.«
    »Du hast vollkommen recht, Cherry«, gab Ancor nach. »Wir kommen zurück.«
    Sine Anura gelangte schließlich mit der zweiten Sicherungsleine zu Ancor, und zusammen schlangen sie ein Seil um die zweite Stütze. Während sie damit beschäftigt waren, wurde immer klarer, daß Cherry ihnen die Wahrheit gesagt hatte. Der Wind legte deutlich zu. Sie verbanden ihre Sicherungskarabiner miteinander, um sich gegenseitig unterstützen zu können, und zogen sich zurück zum Schiff. In regelmäßigen Abständen wurde einer von ihnen von mörderischen Böen zu Boden geworfen. Zentimeterweise kämpften sie sich zur ersten Stütze zurück, und hätte Cherry die Aufrichtigkeit ihrer Anstrengungen bezweifelt, hätte er lediglich ihrem keuchenden Atem, der aus dem Funkgerät drang, lauschen müssen, um sich vom Gegenteil zu überzeugen.
    Als sie sich der ersten Stütze näherten, wurde die Landschaft von einem gewaltigen Blitz in blendende Helligkeit getaucht. Ancor blickte auf und bedeutete dann Sine atemlos, es ihm gleichzutun. An der Luke befand sich ein kleiner Griff, den er gerade erreichen konnte, wenn er sprang. Er schnellte trotz des Risikos, von einer Böe erfaßt zu werden, nach oben und hängte sich mit seinem ganzen Gewicht an den Griff. Nach ungefähr einer Sekunde gab eine Feder kreischend nach. Die Luke klappte auf und enthüllte eine Aushöhlung, die viel zu klein war, als daß sich ein Mensch hätte durchzwängen können. Darin befand sich etwas, das im grellen Blitzlicht hell und golden glitzerte. Ancor erkannte die Pins einer Steckverbindung, mußte dann aber wieder loslassen. Im nächsten Augenblick mußten er und Sine um ihr Leben kämpfen, als der Sturm sich zu noch nie dagewesener Wildheit steigerte, so daß Ancor fürchtete, daß ihnen selbst die schweren Arbeitsanzüge nicht mehr genug Schutz bieten konnten.
    Da griffen Tez und Carli ein. Tez kam in einen Arbeitsanzug gekleidet aus der Shellback, um seine Hüfte eine Sicherungsleine geschlungen. Während er entlang der Leine vorrückte, gab ihm Carli an der Winde im Schiff stückweise Seil, bis er schließlich zu Sine Anura gelangte. Dann zog Carli mit der Winde die taumelnden Schemen gegen das heftige Crescendo der stärker werdenden Böen zurück zur Shellback. Keinen Augenblick zu früh schoben sich Retter und Gerettete ins Schiff. Wie Cherry berichtet hatte, bedrohte der Sturm die Shellback, und selbst ein geringer Anstieg der Windgeschwindigkeit würde genügen, um das Schiff am Heck anzuheben und es gegen das Ei zu kippen. Und mit der Nase im Schlamm wäre ein Start unmöglich geworden.
    Sobald die Instrumente Cherry anzeigten, daß die Luke sicher verschlossen war, schaltete er die Triebwerke ein und löste die Grav-Fesseln. Plötzlich war die Shellback wieder dem willkürlichen Spiel des Sturms ausgeliefert, und lediglich die rohe Gewalt der Maschinen ermöglichte es ihr, überhaupt voranzukommen. Da keines der Mannschaftsmitglieder die Zeit gehabt hatte, sich anzuschnallen, wurden sie brutal herumgeworfen, bis sie sich darauf besannen, alle viere von sich zu strecken und auf dem Boden zu liegen. Dann setzte eine Flaute ein. Cherry packte die Gelegenheit beim Schopf, zündete die Haupttriebwerke, und die Shellback kämpfte sich bockend durch die Turbulenzen nach oben. Ancor, der in die Beobachtungskuppel gekrochen war, zuckte zusammen, als ein Windstoß das Schiff erfaßte und auf das riesige Stahlei warf.
    Doch der kleine Holo-Illusionist im Cockpit war schlauer, als Ancor erwartet hatte. Cherry richtete die Shellback blitzschnell so aus, daß der Schub der Triebwerke sie wie ein Kissen vor dem Ei schützte. Dann schossen sie unversehrt über die Spitze des stählernen Eis in den Himmel. Cherrys Aufgabe wurde auf der
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