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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen
Autoren: Phil Rickman
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Hand.
    «Ihr Vater», erklärte ihm Merrily. «Charlie, sie ist in Ordnung. Vergessen Sie den Krankenwagen. Aber   …» Sie sah ihm in die Augen. «Es gibt etwas anderes, das wir tun müssen, und zwar jetzt gleich. Ich meine es ernst. Charlie, wir haben hier ein Problem, das müssen Sie doch auch sehen.»
    «Und vielleicht eine Lösung», sagte Simon St.   John.
    «Dad?» Annie Howe versuchte noch einmal, sich aufzusetzen. «Was machst
du
hier, verdammt?»
    «Bleib liegen, Kleine», sagte Charlie sanft. «Es ist alles in Ordnung.» Dann sah er auf Merrily hinab. «Ist sie angegriffen worden?»
    «Nicht auf die Art, an die Sie denken. Aber auf die Art, an die
ich
denke   … können Sie mir folgen?»
    «Ich weiß nicht, Merrily. Was ist mit ihrer Kleidung   …»
    Lol sagte: «Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass sie sich selbst ausgezogen hat, Charlie. Wir haben doch da vorne ein paar Sachen herumliegen sehen   …»
    «Ich hole sie», sagte Sally Boswell.
    Merrily erhob sich. «Charlie, ich schwöre bei Gott, dass das hier kein Schwindel ist. Sie war gerade in dem Darrenhaus, und zwar allein. Am falschen Ort zur falschen Zeit. Charlie, alles lässt sich auf diesen Ort zurückführen.»
    «Ich wollte einfach nur», Annie schüttelte verstört den Kopf, «noch einen Rundgang machen, bevor wir   …» Sie blickte einen Moment starr vor sich hin. «Bevor wir S-Stocks Anwalt den Schlüssel übergeben. Hat jemand einen Schluck Wasser? Ich habe unheimlichen Durst.»
    Merrily sagte: «Charlie, ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen. Sie müssen   … Bitte vertrauen Sie mir.»
    «Hör mal, Dad», sagte Annie Howe, «wo ist der verdammte Wagen?» Sie saß jetzt ganz aufrecht. «Sag diesen Leuten   …»
    «Bleib, wo du bist, Anne.» Charlies Kieferknochen traten hervor, als er vor dem nächsten Satz die Zähne zusammenbiss. «Du bist nackt, mein Mädchen.»
    « Was
sagst du   …» Annie Howe fuhr auf, und Charlie trat einen Schritt zur Seite, sodass sie voll in der Sonne war.
    Einen Moment lang herrschte Stille, und dann schrie sie, den Kopf zurückgeworfen, die Augen gegen das blendende Licht zusammengekniffen. Ihr Rückgrat bog sich, ihre weißen Brüste waren der Sonne entgegengereckt, ihr Mund war zu einem großen, hungrigen Lächeln verzogen, als wollte sie   …
    In dem Augenblick, in dem sich der Schrei in Lachen verwandelte, kauerte Merrily wieder neben Annie und legte ihr die Hände auf die heiße Stirn. Für einen kurzen Moment öffneten sich ihre Augen, und Merrily traf ein Blick voll Panik und Erbitterung.
    Der Deckel des Weihwasserfläschchens musste sich gelöst haben, denn die Airline-Tasche, auf der Annies Kopf gelegen hatte, war jetzt mit Weihwasser durchtränkt.
    «Rebekah»
, sagte Merrily ruhig, irgendwo ganz tief drinnen,
«hör mir zu.»
     
    Und in diesem Augenblick, in dem sie die Hopfenfrau in all ihren Gestalten in den Armen hielt und ihr heiseres, keuchendes Schluchzen ihre Ohren erfüllte, fand sie die Seele, oder vielleicht wurde sie auch von der Seele gefunden. Die Münze wirbelte empor und blieb in der Luft, gefangen in einem Zusammenfluss von Sonnenstrahlen, und wirbelte mit blitzendem Kupferglanz immer weiter.
    Sie konnte es schaffen.
    Der heilige Paulus hatte gesagt:
Am größten aber ist die Liebe.
    Ganz einfach: Angst und Widerwillen hinter sich lassen, den riesigen Berg der persönlichen Abneigung wegschieben, sogar die atemberaubende Ironie dieser Situation vergessen.
    Hinter ihr machte Simon St.   John das Kreuzeszeichen.
    Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, sie suchet nicht das ihre, sie rechnet das Böse nicht zu, sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles.
    Merrily spürte, wie ihre Hände sehr warm wurden, wärmer als die Stirn darunter. Sie war in einem leeren Raum, einem unendlichen Nichts, das ihr zugleich das Gefühl einer anrührenden Intimität vermittelte. Sie verstand es nicht. Sie musste es auch nicht verstehen. Und irgendwann formten sich die Worte aus dem Schlussvers des alten keltischen Schutzgebetes wie von selbst.
     
    Lass sie nicht vor Deiner Liebe flüchten,
    sondern bewahre sie vor den Mächten des Bösen,
    wenn sie untergehen, übergieße sie mit Deinem Licht und Deiner Liebe   …

Epilog

1   Liebe mit leichtem Gepäck
    «Zwei», sagte Prof Levin am Telefon. «Nur, damit ich weiß, dass ich richtig gehört habe. Du hast
zwei
Songs für mich?»
    Am kommenden Tag sollte der
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