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Der Trick der alten Tante

Der Trick der alten Tante

Titel: Der Trick der alten Tante
Autoren: Wolfgang Ecke
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Wunsch, einen Spaziergang in die freie Natur zu machen und irgendwo unter Bäumen reichlich und gut zu essen.
    „Pinsel“, sagte ich also an diesem Vormittag zu meinem Knorpelfresser, „was hältst du davon, wenn wir zwei eine lustige Japse in den Wald machen, uns dort die Bäuchlein stopfen und zurückjapsen?“
    „Wauuu-wauuu-ou-wau!!“ antwortete Pinsel. Ich übersetze: „Wunderbar, ich tipple mit!“
    Mit strammem Links-zwo-drei-vier marschierten wir um 10 Uhr los. Um 10 Uhr 30 überquerten wir die Flüsterbrücke, um 10 Uhr 40 befeuchtete Pinsel mit ernsthafter Notwendigkeit den Sockel vom Königsdenkmal, und um 11 Uhr 05, die Natur war nur noch einen Kilometer weit weg, machte ich eine traurige Entdeckung: Ich hatte keinen Pfennig Geld einstecken. Bei Hieronymus, dem Flitzer, da stand ich nun, der große Meisterdetektiv, und kniff mir ein paar Wutfalten ins Antlitz.
    „Komm, Pinsel, wir müssen nach einer Bank Ausschau halten.“ 11 Uhr 20 betraten wir die Filiale der „Stadtbank“. Eine gemütliche kleine Schalterhalle mit einer Menge Topfgrün, drei Angestellten und zwei Kunden. Ich kramte mein Scheckbuch heraus, bat Pinsel Platz zu nehmen und ging auf den freigewordenen Schalter zu.
    „Ich würde gern ..begann ich.
    Wenn ich an dieser Stelle stockte, so lag das nicht daran, daß ich den Rest vergessen hatte, sondern an den entsetzten Blicken des grauhaarigen Freundes jenseits des Tresens.
    „Alles Hände hoch, das ist ein Überfall!!“ — Deshalb also.
    Langsam wandte ich mich um. Sie waren zu dritt. Alle drei trugen über dem Kopf mit Schlitzen versehene Pudelmützen und hielten in ihren Händen furchteinflößende Kanonen. Der kleinste blieb neben der Tür stehen, ein zweiter fuchtelte mit seiner Patronenschleuder herum, als sei sie zu heiß.

    „Keine Bewegung!“ schrie er dazu, obwohl keiner von uns muckste. Und weil ich ihn gar so freundlich anlachte, fuchtelte er noch wilder, trat auf mich zu und brüllte: „Grins nicht so blöd, du oller Fettsack!“
    „Wau-wau-wau...“ meldete sich Pinsel zu Wort und kam herbeigeflitzt. Steil aufgerichtet setzte er sich neben mich und knurrte meinen Bedroher, der in roten Kordhosen steckte, böse an. Ich aber fragte:
    „Warum überfällst du eine Bank, wenn du vor Angst in die Hose machst, Bubi?“
    Noch bevor sich der „Bubi“ auf mich stürzen konnte, schnauzte jetzt der dritte herrisch:
    „Komm her, Idiot!“ (Manieren waren das!?) Er schien der Anführer zu sein.
    „Bis auf den Kassierer alles auf den Boden setzen, aber dalli! Wenn einer tapfer sein will, knallt’s!“
    Und zu der Rothose sagte er:
    „Du bleibst hier stehen.“
    Während auch ich auf dem Hosenboden saß und die Vorstellung aus der Froschperspektive betrachtete, schnupperte ich unauffällig vor mich hin. Von dem Rotbehosten war ein ganz eigenartiger Duft an meine Nase geweht. Kaum wahrnehmbar, man mußte schon ganz schön hinriechen, um herauszufinden, was es war.
    Ja, was aber war es wirklich??? Ich schnupperte und dachte ohne Unterlaß darüber nach, während die Ereignisse in meiner nächsten Umgebung ihren Fortgang nahmen. Die Rothose trug an den Füßen Tennisschuhe. Der Anführer steckte in einem elegant geschnittenen Mantel, und durch die Augenschlitze konnte man sehen, daß er eine Sonnenbrille trug. Seine Bewegungen waren kurz und heftig, ebenso wie seine Art zu sprechen. Er setzte in diesem Augenblick über den Tresen und zwang den Kassierer, indem er dessen Kollegen bedrohte, die Tür zum Kassenraum zu öffnen.
    Er warf ihm eine Einkaufstüte aus Plastik zu und befahl: „Alles Papiergeld!“
    „Na ja“, dachte ich, „dann werde ich entweder zu einer anderen Bank gehen oder Hartgeld abheben müssen.“
    Die Rothose warf mir erneut einen Blick voller Gift und Drohung zu. Das „volle Beinkleid“, hehehe, das würde er mir wohl nie verzeihen. Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen und behielt ihn für mich. Wer sollte für Pinsel Knorpel kaufen, wenn man mir ein Loch in den Meisterdetektivkopf schoß? Apropos Pinsel: Der knurrte noch immer leise vor sich hin...
    Der Anführer verschwand mit Kassierer und Filialleiter im Tresorraum. Fast zur gleichen Zeit öffnete sich die Tür zur Straße, und eine Frau und ein Mann betraten die Bank. Der Kleine von der Tür schnauzte sie an, sich hinzusetzen. Beide, vor Entsetzen sprachlos, wurden nun von „meinem Freund“ zu mir dirigiert und sanken einen Meter vor mir zu (Fuß-)Bo-den. Erneut streifte meine Nase der
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