Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Trick der alten Tante

Der Trick der alten Tante

Titel: Der Trick der alten Tante
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
Worte gefunden hatte, trabte ich in mein Zimmer.
    Mit einem Sprungseil hüpfte ich in den Korridor zurück. „Sagen Sie mal, Stengelchen, warum haben Sie eigentlich meine rotkarierten neuen Socken auf den Balkon gestellt?“ keuchte ich.
    „Weil... weil... weil mein Badezimmer..Sie verschluckte den Rest.
    Ich trat ganz nah an sie heran und flüsterte: „Ei der Daus, das Däuschen, heute nacht geschieht’s!“ Ich nickte und ließ die Augen rollen. „Heute nacht, Tantchen, kommen die kleinen gelben Männchen mit den blinkenden Augen und schlachten die Maus aus Ihrer Vorratskammer.“
    Hüpfend verschwand ich wieder in meinem Zimmer und schloß die Tür... Heiliges Kanonenröhrchen, ich kam mir vor wie der schwarze Mann höchstpersönlich.
    Es klopfte!
    Leise und zaghaft.
    „Immer herein, Mütterchen...“
    Alwine trat ein. Zögernd und ängstlich. Ich sah ihr an, daß sie kapituliert hatte. War es der Kegel-, der Sport- oder der Gesangverein? Oder gar Pinsel? Natürlich könnten es auch die kleinen gelben Männchen gewesen sein...
    „Herr Pfiff“, hauchte sie mit erstickter Stimme, „was würden Sie verlangen, wenn... ich meine, wenn Sie sich ein anderes Zimmer suchten?“
    Ich tat erstaunt. Was heißt erstaunt, ich tat baff, platt, sprachlos, betroffen, vom Sockel geschubst.
    „Was denn, was denn“, schniefte ich gekränkt, „das darf doch nicht Ihr Ernst sein, Mütterchen! Sie wollen den armen Balduin Pfiff verstoßen...? Wo es mir hier so prächtig gefällt! Und außerdem... na eben, ich habe ja einen Mietvertrag... Das hätt’ ich ja beinahe vergessen.“
    „Angenommen, Sie würden morgen wieder ausziehen, wieviel würden Sie verlangen?“
    „Sie meinen Vertragsstrafe?“
    Alwine tupfte sich die kleinen Schweißperlchen von der Stirn. Der Größe nach hätte es Angstschweiß sein können. „Nennen Sie es, wie Sie wollen.“
    Ich zeigte eine Waschbrettstirn, zog erst die linke Schulter, dann die rechte hoch und sagte: „Da muß ich nachdenken. Moment…“ Mit den Armen in der Vorhalte ging ich schnaufend zur ersten Kniebeuge nach unten. Eine zweite, eine dritte, nach der achten schnaufte ich: „Zuerst würde ich natürlich meine vierhundert zurückhaben wollen... Und dazu...“ Kniebeuge neun und zehn: „Und dazu noch mal das gleiche als Schmerzensgeld. Schließlich schmerzt es mich, hier wieder ausziehen zu müssen, wo ich doch im Klavier Champignons züchten wollte.“
    Alwine riß die Augen auf und nickte schneller, als ein Hühnchen picken konnte. „Einverstanden! Morgen früh bekommen Sie die achthundert!“
    Ich packte jede Menge Traurigkeit in meinen Blick und seufzte: „Na, Mütterchen, was sage ich denn da... Jetzt habe ich nicht mal mehr Lust zum Seilspringen. Und zum Schlafen auch nicht. Wenn Sie mir das Kleingeld in den nächsten drei Minuten auf den Tisch legen, ziehe ich noch heute abend aus. Und wissen Sie, warum?“ Ich schob die Unterlippe vor und machte einen Schmollmund! „Weil ich gekränkt bin. Beleidigt und verschnupft!!!“

    22 Uhr 31.
    Auszug!
    22 Uhr 50.
    Wiedersehen mit Pinsel!
    23 Uhr 35.
    Betreten meiner Wohnung und Vernichtung von 1,1 Liter Buttermilch.
    23 Uhr 45.
    Telefongespräch mit Eric Schulz und Berichterstattung.
    23 Uhr 59.
    Telefongespräch mit Roswitha, der Nichte, und Berichterstattung.
    0 Uhr 30.
    Langsames, genußvolles Ausstrecken in meinem Bett und glückliches Seufzen von Pinsel.

    Der Rest ist schnell verraten.
    Am 6. Mai drückte ich der geplagten Froschbesitzerin Erika Dürer die „erbeuteten“ Vierhundert in die Hand, während Roswitha die Tante trösten ging.

    Und dann, heiliges Kanonenröhrchen, geschah ein Wunder: Das völlig zerknirschte und am Boden demolierte Alwine Stengelchen war bereit, Buße zu tun und auch die übrige Beute zurückzuzahlen...
    Als ich davon hörte, putzte ich meinen Spiegel, stellte mich davor und dann fest: So also sieht der Meisterdetektiv Balduin Pfiff außer Dienst aus, ein wahrer Meister. Beim tönernen Balthasar — ich bin richtig beeindruckt von mir...

Der Banküberfall

    Kann man, wenn man prächtig geschlafen hat, ausgeruht ist, wenn man satt und unternehmungslustig und bester Laune ist, wenn der Hund gesund ist, der Briefträger singt und der Wasserhahn über Nacht eingesehen hat, daß das Tropfen sinnlos ist, kann man da an Böses denken?
    Mitnichten, ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen! Und immer, wenn mich dieses Gefühl der leichten, schwebenden Fröhlichkeit überfiel, hatte ich den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher