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Der Trick der alten Tante

Der Trick der alten Tante

Titel: Der Trick der alten Tante
Autoren: Wolfgang Ecke
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sich schnell.

    „Herr Pfiff, Sie haben heute nacht ganz entsetzlich geschnarcht!“
    Ich strahlte sie an und nickte: „Ich sagte doch, daß ich prächtig geschlafen habe. Warum lassen Sie es mich zweimal sagen? Übrigens ist Schnarchen gesund, es stärkt die Stimmbänder, was?! Wenn ich nicht gerade dichte, schnarche ich.“ Ich riß den Mund auf und brüllte trällernd: „Ha-ho-he-hie-huu... Das ist Stimmbandmassage, probieren Sie es mal..
    Sie stand wie versteinert.
    „Na ja“, winkte ich ab, „wenn man erst mal so steinalt ist wie Sie, Mütterchen, ist man darüber hinweg.“
    Alwine tastete am Türrahmen nach Halt. „Ich... ich bin erst neun... neunundfünfzig!“ stammelte sie, bleich wie das Innere eines Brötchens.
    „Waaas — erst?“ Ich ließ meine Blicke zweimal an ihr auf- und absausen. — Eigentlich tat sie mir jetzt schon leid! — „Teufel, Teufel, ich hätt’ Sie glatt auf siebzig geschätzt!“
    Sie schwankte zwischen Angriff und Ohnmacht, entschloß sich dann jedoch für ein Mittelding: „Ha... ha... ich... Sie sind so schrecklich anders als gestern, Herr Pfiff.“
    „Das ist meine Masche, Muttchen. Bei der Zimmersuche spiele ich zuerst immer den angeknacksten und harmlosen Trottel. Das hebt die Hoffnung bei den Vermietern, mit dem kleinen Dickerchen leichtes Spiel zu haben. So, Alterchen“, wieder klatschte ich in die Hände, „dann will ich mich mal ein bißchen feinmachen, was?!“ Ich knallte die Hacken zusammen, machte linksum und marschierte mit zackigem Links-zwo-drei ins Badezimmer.

    8 Uhr 50.
    Mit einem satten Plumps ließ ich mich in den Ohrensessel im Korridor fallen und stieß ein kriegerisches „Hallo!“ aus. Alwine schoß mit solchem Elan durch die Tür, als hätte sie die Klinke schon in der Hand gehabt.
    „Ich muß mal ein Stadtgespräch führen, Oma. Hier ist das Geld!“ Ich ließ die Münzen auf das kleine Tischchen fallen.
    Frau Stengel schüttelte die Löckchen und beteuerte: „Das geht nicht. Ich erwarte einen Anruf meiner Nichte.“
    „Ach was, wenn das Nichtchen merkt, daß besetzt ist, ruft es sicher später noch einmal an!“ Als ich ihre böse Miene bemerkte, schimpfte ich: „Ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen, nun gucken Sie nicht drein wie ein Lokomotivführer, den man zur Fahrradabteilung versetzt hat.“
    Sie zog sich ruckartig zurück und tat, als schließe sie die Tür hinter sich. Doch ein Meisterdetektiv wie ich merkte natürlich sofort, daß sie nur so tat. Ich nahm den Hörer von der Gabel und wählte die Nummer von Balduin Pfiff. Da ich jedoch nicht zu Hause war, hehehehe, meldete sich nur das Freizeichen. Mit diesem führte ich dann ein lautes, poltriges Gespräch:
    „Hallo, Bruno, ist ja bestens, daß ich dich noch antreffe. — Aber nein, ich hab’ seit gestern eine neue Bude! — Ja, es gab dauernd Ärger mit dem alten Maier. Den hat nicht nur mein Seilhüpfen gestört, auch gegen Pinsel hatte er was. Jedesmal, wenn er über Nacht blieb, pochte er auf den Mietvertrag. Dabei hat Pinsel in der ganzen Zeit höchstens zwei Dutzend Fransen vom Teppich abgeknabbert. — Hihihihi, du sagst es. — Nein, jetzt bin ich in einem feinen Schuppen in der Birkenstraße. — Jaja, Platz genug zum Seilspringen. Sogar ein altes Klavier steht in der Hütte. Und eine wunderschöne große Küche gibt’s. Jetzt kann ich endlich wieder einmal Hund braten. Ja, vielleicht morgen abend schon. — Nö, keinen Wirt, eine Wirtin. Eine ganz fidele Elster, schon ziemlich bejahrt. — Ach, wir zwei kommen schon klar. In jedem Fall kocht sie einen guten Kaffee! Und jetzt hör zu, Bruno! Sag der Mannschaft, ich erwarte euch alle heute abend um 18 Uhr zum Einzugsschmaus! — Natürlich laß ich ein Faß aufmachen! — Gut, Bruno. Dann bis heute abend!“

    Der Hörer lag noch nicht wieder auf der Gabel, als Alwine schon vor mir stand. Diesmal hochrot und zitternd.
    „Sie haben jemand eingeladen?“
    „Hahahahahahehehehehohohohohihihihihuhuhuhu... Ich habe nicht ,jemand“ eingeladen. Ich habe meine Kegelbrüder eingeladen. Feine Jungs. Wir haben schon so manchen Dampfer gemeinsam versenkt.“
    „Da... d... das sind viele?“
    „Dreiundzwanzig Mannsbilder. Eines schöner als das andere.“
    Alwine fuchtelte wild mit den Armen durch die nach (ei der Daus!) Kartoffelpuffer riechende Korridorluft. „Herr Pfiff, ich muß Ihnen etwas sagen...“
    Ich stemmte mich aus dem Ohrensessel hoch und freute sie mit herzlichem Strahlen an. „Immer raus mit der
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