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Der Treffpunkt

Der Treffpunkt

Titel: Der Treffpunkt
Autoren: Eden Bell
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Tag ist der Raum verschlossen. Des Nachts haust dort ein fremder Mann, den ich noch nie gesehen habe.“
      „Was redest du da für Unsinn? Wo soll dieser Raum sein?“
      „Die Tür befindet sich in der Kammer neben dem Turnsaal.“
      „Du liest zu viele Bücher, Mann!“
      Ich war entmutigt und erschöpft. Ich wusste, dass sich meine Geschichte verrückt anhörte. Aber was sollte ich machen?
      „Komm mit!“ Ich zwang ihn, die Kiste abzustellen und schleppte ihn mit. Ich musste es ihm beweisen, dass ich die Wahrheit sagte.
      Als es soweit war und ich die Türe öffnen wollte, rührte sich diese keinen Zentimeter. Abgeschlossen.
      „Du bist so ein Spinner, echt“, fluchte der Hausmeister.
      „Du musst mir glauben. Am späten Nachmittag ist sie offen!“
      „Ja, und du verschwendest meine wertvolle Zeit!“ Fred war wütend.
      „Gibt es denn keinen Schlüssel?“
      „Ich hab dir doch schon mal erklärt, dass wir den Schlüssel verloren haben. Und jetzt lass mich in Ruhe!“
      Ich setzte mich auf einen kleinen Tisch und vergrub das Gesicht zwischen meinen Händen. Fred ging und schenkte der Angelegenheit keine Beachtung mehr. Ich verfluchte Heaven und mein ganzes Leben. Werner kämpfte mit seinem Leben und ich war zum Teil Schuld daran. Da Fred mir nicht glaubte, wagte ich es auch nicht, die Polizei zu verständigen.
      Die Stunden verstrichen nur langsam. Die Arbeit war zäh und machte überhaupt keinen Spaß. Frau Wender schaute kurz bei mir rein, bevor sie ihren Heimweg antrat. Sie erzählte, dass Werner aufgewacht sei und dass er es schaffen würde. Alles werde wieder in Ordnung kommen. Er fant asiere etwas von einer Entführung und nackten Männern. Mir stockte der Atem. Es musste also mehr geben. Heaven war nicht der einzige.
      Stille legte sich über die Handelsakademie Brückern. Ich ging in Richtung Turnhalle und machte die Tür zum mysteriösen Bad auf. Mir wurde sehr warm, als ich Chlor und heiße Luft inhalierte. Ich lief zum Whirlpool und traf dort auf Heaven.
      „Was habt ihr mit Werner gemacht? Wo sind die anderen? Bist du total krank?“ Ich war außer Atem.
      Heaven legte den Zeigefinger seiner rechten Hand auf den Mund und deutete mir, still zu sein. Er war ganz ruhig und entspannt.
      „Ich kannte seinen Namen nicht. Er kam zu mir und hat gespielt. Ich habe ihm gesagt, er dürfe mich nicht berühren. Ich nehme an, er ist tot.“
      Seine Stimme klang kalt, klar und tief. Tiefer als Wasser jemals sein könnte.
      „Nein, er wird überleben. Warum darf man dich nicht berühren?“
      „Ich bin einer der Unberührten. Wer mich berührt, schenkt mir sein Leben. Das war schon immer so und wird immer so sein. Wenn du die ganze Wahrheit wissen willst, komm mit.“
      Er deutete in die Mitte des Whirlpools.
      Ich war schon so weit gegangen, jetzt wollte ich es zuende bringen. Ich wollte es wissen, um jeden Preis.
      Hastig legte ich meine Kleidung ab, empfand kein Schamgefühl oder dergleichen. Ich stieg zu ihm ins Wasser, so vorsichtig, nur um ihm ja nicht zu nahe zu kommen. Ich stellte keine Fragen mehr. Heaven tauchte unter. Ich wartete ein paar Sekunden, holte tief Luft und folgte ihm. Der schwarze Fleck im Wasser musste ein Tunnel sein. Ich tauchte hinunter, öffnete die Augen und konzentrierte mich auf die Beine von Heaven. Der Gang war schmal und kurz. Innerhalb kürzester Zeit konnte ich wieder auftauchen und nach Luft schnappen.
      Ich war eingekreist. Heaven und fünf andere Männer hatten sich so formiert, dass sie einen Kreis bildeten. Es war ein kuppelförmiger Raum, erhellt von vier Kerzen. Die Luft roch ve rbraucht und es war sehr stickig.
      „Das sind meine Brüder.“
      Ich starrte jeden einzelnen von ihnen ungläubig an. Ich konnte nichts sagen, staunte einfach nur. Sie glichen einander sehr, obwohl die Größe variierte. Sie waren nicht gleich alt, aber sie hatten dieselbe Haarfarbe, denselben stattlichen Körperbau. Das nächste Detail prägte ich mir besonders gut ein. Allesamt hatten sie eine Latte. Ich schaute ins Wasser, wodurch ihre Schwänze natürlich noch größer wirkten als sie es ohnehin waren.
      Die Männer hatten weder Körperbehaarung noch Bartwuchs. Ihre Haut war feiner und seidiger als Satin oder irgendein anderer edler Stoff.
      Zwei von ihnen leckten sich die Lippen, als ich ihren Blicken begegnete.
      „Berühre uns und es wird dein Ende sein. Widerstehe und wir schenken dir das Leben.“ Heaven sprach.
     
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