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Der Treffpunkt

Der Treffpunkt

Titel: Der Treffpunkt
Autoren: Eden Bell
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Turnsaal. Was ging hier vor? Ich kannte diesen Raum nicht und verstand nicht den Sinn meiner gegenwärtigen Situation.
      Der Fliesenboden war extrem rutschig. Aus den Wassertropfen wurden Rinnsale. Überall b efanden sich eiserne Abflussdeckel. Es sah aus wie in einer gigantisch großen Dusche. Ich wurde immer neugieriger und ging dem Licht entgegen, wobei ich sehr vorsichtig war, um nicht auszurutschen.
      „Hallo!?“ Ich erhoffte mir keine Antwort zu bekommen.
      So war es auch. Es war ganz still, ich hörte nur ein gleichmäßiges Tropfen. Dies musste ein überdimensionales Luxusbad sein, von wem auch immer gebaut. Ich hätte mir auch nicht ausmalen können, welchem Zweck es dienen sollte.
      Die Fliesen waren marineblau und so angeordnet, dass ein Viereck sich parallel zum anderen befand. Weit und breit gab es keine Glühbirnen. In kleinen Nischen fand ich die Quelle des Lichts. Es waren Kerzen. Jemand musste hier sein.
      Es schnürte mir die Kehle zu. Ich atmete schneller, bekam urplötzlich Panik. Ich wollte etwas sagen, starrte aber nur den nassen Boden an. Der Raum war sehr niedrig. Wenn ich meine Hände über dem Kopf ausstreckte, berührte ich bereits die Decke. Und doch hatte ich keine Platzangst. Es war einfach die Tatsache, dass hier alles seltsam war. Wieso gab es dieses Bad, vor allem in dieser Schule? Niemand hatte mir jemals davon erzählt. Eigentlich sollte keine Menschenseele mehr hier sein. Sogar der Hausmeister war schon zuhause.
      Der Geruch von Chlor und heißem Wasser wurde aufdringlicher. Zu meiner linken sah ich mehrere Kabinen. Ich warf einen kurzen Blick hinein und sah, dass es darin Pissoirs und Klom uscheln gab. Ich zählte sechs solche WCs. Auf der rechten Seite befanden sich ebenso viele Waschbecken, elegant verziert mit kunstvoll gebogenen Metallwasserhähnen. Darunter waren sechs einzelne Abfallkörbe, die wie Edelstahl glänzten.
      Dann folgte eine leichte Steigung. Der Fliesenboden schien einem Berg angepasst worden zu sein und ich ging die stufenähnliche Anhöhe hinauf. Das Licht wurde heller. Noch mehr bre nnende Kerzen. Zwei weiße Holzkästen standen an der Mauer. Sie waren mit schwarzen Frotteehandtüchern ausgestattet.
      „Ich weiß echt nicht, was das soll. Vielleicht sollte ich zu dieser Uhrzeit einfach keinen Kakao mehr trinken.“ Ich fühlte mich mehr als nur unbehaglich. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es in wenigen Minuten sechs Uhr wurde.
      Inmitten der wunderschön blauen Fliesen ragte ein herrlicher Brunnen in die Höhe, gebaut aus Felsen und kleineren Steinen. Das Wasser sprudelte im Eiltempo hervor und versickerte in der Ansammlung von Kieselsteinen. Ich konnte gar nicht alle Eindrücke auf einmal in mir aufnehmen. Alles an diesem Raum faszinierte mich. Die Farbe Blau, die Hitze, die Anordnung der Gegenstände. Ich sah nun eine Ebene vor mir, die durch Glaswände eingezäunt war. Dies musste die Dusche sein. Die Decke wurde immer niedriger. Ich hatte das Gefühl, gebückt gehen zu müssen. Ich wollte gar nicht wissen, welche Entdeckungen ich noch machen würde.
      Sechs Duschen säumten die Wand auf der linken Seite des Sanitärbereiches. Gegenüber waren zwei Reihen Holzbänke aufgestellt, die mit den Fliesen zu verschmelzen schienen. Die Anor dnung der Kerzen war jetzt so, dass auch der restliche Bereich ausgeleuchtet wurde. Ich sah einen gigantischen runden Whirlpool, der einen Durchmesser von mindestens fünf Metern hatte. Das Wasser sah sehr sauber aus, hier roch es im intensivsten nach Chlor. Es war die niedrigste Stelle im Bad. Jemand, der größer war als 180 cm musste den Kopf ordentlich einziehen! Ich verabscheute diese Stille. Überall war nur dieses Tropfen zu hören. Keine Spur von einem Menschen, obwohl die Kerzen brannten und der Fußboden nass war. Ich drehte mich um und stieß einen lauten Schrei aus. Ich konnte mich nicht bewegen. Auf der hinteren Holzbank saß ein halbnackter Mann, an die Wand gelehnt, vollkommen relaxt, die Beine gespreizt.
      „Was tun Sie hier?“ Ich ging auf ihn zu, bestaunte seinen wunderschönen Körper und fragte mich, wieso Kakao solche Halluzinationen hervorrufen konnte.
      Der fesche Kerl, um die 30, sagte nichts. Er zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Seine Augen waren geöffnet, doch er schien mich nicht wahrzunehmen.
      Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Er war weder Lehrer noch Schüler, da hätte ich meinen Arsch darauf gewettet! Mir gefiel seine lässige Art, wie er dasaß.
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