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Der Treffpunkt

Der Treffpunkt

Titel: Der Treffpunkt
Autoren: Eden Bell
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ihn schuf. Sein Hintern war so prall und stramm und knackig, ich bekam weiche Knie. Ich ging langsam, aber zielstrebig weiter. Wieder war er alleine, obwohl alle Duschköpfe tropften, so als wäre vor kurzem eine halbe Fußballmannschaft hier gewesen, um gemeinsam zu duschen. Die Kerzen waren erst vor wenigen Minuten angezündet worden. Die abgebrannten waren gegen neue ausgetauscht worden. Der zarte Hauch von Schwefel, wie man es beim Anzünden durch ein Streichholz erzeugt, war noch vorhanden.
      Heaven stand so tief im Wasser, dass nur sein Kopf herausragte. Die Hände und die Schultern lehnte er gegen den Beckenrand und die Luftblasen stiegen hoch und höher. Dampfschwaden kamen mir entgegen. Es war ein wundervolles Bild. Der nackte Mann in diesem Whirlpool, die Hitze, die blauen Wände – alles erinnerte an einen Traum. Nur dass das kein Traum war, ganz und gar nicht.
      Ich beobachtete meinen neuen Freund und schwieg. Die Zeit verging, ich schaute nie auf die Uhr. Heaven drehte sich nicht um. Er wusste, dass ich anwesend war, obwohl sich unsere Blicke an diesem Abend noch nicht begegnet waren.
      „Brauchst du ein Handtuch?“ Ich fragte, weil er mit viel Schwung aus dem Wasser stieg.
      Ohne auf eine Entgegnung seinerseits zu warten, holte ich eines der schwarzen Tücher. Jetzt sah ich zum ersten Mal sein Geschlechtsteil, das nass und eingeschrumpft zwischen seinen Oberschenkeln umherbaumelte. Es war definitiv ein schöner Penis, umrandet von pechschwarzem Schamhaar. Er war auch im schlaffen Zustand ein Kunstwerk. Heaven verkörperte eine Lust, die ich zu diesem Zeitpunkt nur erahnen konnte.
      Mit ruhigen Bewegungen trocknete er sich ab und band sich das Handtuch um die Hüften.
      „Warum sagst du nichts? Rede mit mir!“ Ein verzweifelter Unterton schwang in meiner Stimme mit.
      Schweigen, eisernes Schweigen.
      Heaven schaute mir tief in die Augen, eindringlich, beinahe ängstlich. Ich wollte ihn berühren, doch er wich zurück, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen.
      „Bleib weg von mir. Wenn du mich berührst, muss ich dich töten.“
      Ich war schockiert. „Warum? Was bist du?“
      Er war ein wunderschöner Mensch, nur dass er nicht besonders menschlich war. Ich begann langsam zu begreifen, dass seine Herkunft mehr als nur außergewöhnlich war. Wie konnte ich die Puzzleteile zusammensetzen, wenn mir noch so viele Antworten fehlten?
      Heaven’s Augen tränten. Ich weiß nicht, ob er so traurig war und deshalb weinte oder ob es eine andere Gefühlsregung war.
      Mehr und mehr verstand ich, dass ich überhaupt nichts wusste. Das war einfach zu viel für mich. Ein Rätsel, das ich nicht lösen konnte. Weder Lara Croft noch James Bond hätten es zu lösen vermocht. Wenigstens in diesem einen Punkt war ich mir sicher.
      Es wurde heißer und heißer, was auch Heaven’s Schuld war. Er strahlte so viel Sex aus, ich spürte, dass ich eine Erektion bekam. Sein Körper näherte sich meinem und er streckte seine rechte Hand aus. Damit zeichnete er die Umrisse meines Oberkörpers nach, ohne mich zu berühren. Besonders in der Nähe meines Halses ließ er seine Finger lange verharren. Nun war Sehnsucht in seine Augen getreten.
      Ich konnte seinem Blick nicht mehr länger standhalten. Ich musste weg. Nie hätte ich es gewagt, ihn zu berühren. Mir war klar, dass es kein Scherz war, als er die Morddrohung geäußert hatte.
      Es wurde ein Abend, an dem ich wieder nicht die Polizei alarmierte. Ich rief auch nicht den Schulwart an und behielt dieses kleine Geheimnis für mich. Das Problem war nur, ich wusste, dass es größer werden würde.
     
    Nach dem Frühstück telefonierte ich mit Oliver, dem ich die ganze Geschichte, also die ganze Wahrheit erzählte. Er glaubte mir kein Wort und gab dem Kakao die Schuld.
      „Du weißt ganz genau, dass du keinen Kakao, Tee oder Kaffee trinken darfst. Diese Getränke verursachen bei dir die schlimmsten Halluzinationen!“
      „Oli, verarsch mich nicht. Denkst du, ich habe das alles erfunden?“
      „Nein, aber ich rate dir, geh einfach mal pünktlich nachhause, stell nicht den jungen Burschen nach, die sich nach dem Sportunterricht duschen und entspann dich. Schau dir einen schönen Film an, geh ins Cafe, besuch den Weihnachtsmarkt, tu dir was Gutes. Du arbeitest einfach zu viel.“
  „Aber dieses komische Bad gibt es wirklich.“
      „Niko, ich kenne dieses Schulgebäude. Das würde doch gar keinen Sinn ergeben. Außerdem
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