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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens
Autoren: Lena Klassen
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Schatten, Mattims Feinde, tausend lädierte Krieger, mehr, als er jemals würde besiegen können, standen vor ihm und beugten die Köpfe.
    » Die Abmachung gilt«, sagte einer. » Der König ist tot. Wir geleiten dich nach Magyria zurück, Prinz Mattim.«
    Irgendwie schaffte er es, sich aufzusetzen, doch als er die Hände nach Hanna ausstreckte, wich sie zurück.
    » Das Wasser«, flüsterte sie. » Es glüht auf der Haut.«
    » Ich helfe dir.« Attila sprang hinzu und reichte ihm die Hand. » Komm, Mattim. Gehen wir jetzt nach Magyria?«
    » Ja«, sagte er. » Es ist Zeit. Gehen wir durch die Pforte.«
    Mattim fasste den Jungen bei der Hand, Hanna blieb an seiner Seite. So schritten sie durch die Pforte in den schwarzen Nachtwald.
    Die Wolken rissen auf und gaben den Blick auf den blauen Himmel frei. Der Nebel löste sich in Nichts auf und enthüllte einen Zauberwald, die Bäume wie in Feuer getaucht, in den Wassertropfen glitzerte das Licht. Jeder einzelne Baum sah aus wie aus Glas oder Diamanten geformt. Die Schatten wichen zurück, sie schrien auf, warfen sich zu Boden, bedeckten ihre Augen mit den Händen. Hanna ging in die Knie, doch im nächsten Moment fühlte sie, wie Attila sie umarmte.
    » Was ist denn mit dir los?«, fragte er.
    Sie blinzelte. » Nichts«, sagte sie. Der Schmerz war fort. Sie erwartete, dass die Wassertropfen an seiner Kleidung ihr zusetzten, aber nichts geschah. Dann spürte sie, dass sich in ihrer Brust etwas rührte.
    » Du bist das Lichtkind«, sagte sie.
    » Ja!«, rief Mattim. » Er ist es! Und wir auch, Hanna, siehst du es nicht? Wir sind im Licht.«
    Er zog sie an sich. » Das Licht ist wieder da! Erinnerst du dich jetzt wieder an alles?«
    » Nein«, sagte sie. » Aber ich werde es mir zurückholen. Ich hole es mir immer zurück, hast du das nicht selbst gesagt?«
    Um sie her wurde es unablässig heller, und in all dem Blitzen und Glänzen waren kaum die Menschen zu erkennen, die ihnen entgegentraten.
    » Mária!«, rief Attila. » Da bist du ja!«
    Die junge Frau humpelte, tiefe Schnitte zogen sich durch ihr Gesicht; sie war mitten in den Kampf um die Pforte geraten. Doch sobald Attila sie umarmt hatte, verschwanden alle ihre Wunden.
    » Ich bin wieder ein Mensch«, staunte sie, während Attila sich bereits den Nächsten zuwandte. Es waren der König und die Königin. Es schien, als wateten sie gegen den Strom, als kämen sie nicht gegen die Flut des Lichts an, das sich über das Land ergoss.
    » Den kenn ich!«, rief Attila. » Von dem habe ich geträumt!« Er rannte auf Farank zu und sprang ihm um den Hals.
    Es war, als würde seine Gestalt flackern, und dann war er wieder ein Mensch. Auch die Königin lachte befreit, und eine neue Lichtwelle flutete durch die Bäume, vor der die Schatten in die Knie sanken, nur um kurz darauf aufzustehen, geheilt, verwandelt, während Attila die Arme ausstreckte und jubelte: » Wow, ist das cool!«
    Blitze zuckten aus seinen Händen, und die Bäume begannen zu knospen und zu blühen. Die fremdartigen Schlinggewächse fielen zerbröselt zu Boden, während sich unzählige weiße Blüten öffneten.
    » Was passiert da?«, flüsterte Hanna.
    » Er ist ein Kind aus deiner Welt«, antwortete Mattim. » Er hat so viel Licht und Leben in sich, dass es für alle reicht. Es genügt, dass er die Dinge und Wesen umfasst und bewundert, dass er seine Seele mit ganz Magyria teilt. Ich glaube, er wird den Fluss heilen, und die Welten werden sich jetzt wieder voneinander lösen. Und…« Er erstarrte.
    » Was?«, fragte Hanna. » Kann es jetzt noch schlechte Nachrichten geben?«
    » Wir haben die erste Pforte damals geschlossen– mein Vater und ich, mit dem Licht. Wenn das Licht so stark ist, werden sich sämtliche Übergänge schließen, Hanna. Wir müssen eine Entscheidung treffen, sofort. Wir sind keine Schatten mehr, aber hinter uns kommen immer noch welche nach. Wir müssen nur den richtigen Moment abpassen… Jetzt!«
    Bevor sie protestieren konnte, hatte er ihre Hand gepackt und zog sie über die Schwelle zurück in ihre eigene Welt.

Epilog
    Der Schecke graste friedlich. Geräuschvoll rupfte das Tier die Halme ab und vergewisserte sich nur hin und wieder, ob er noch da war.
    Mattim hatte nicht die Absicht zu verschwinden. Er ließ die Füße ins Wasser des kleinen Baches hängen. Kühl spülte es um seine Zehen. Kleine Fische streiften seine Haut und kitzelten ihn. Eine Libelle verhielt über der Wasseroberfläche, ehe sie im Zickzack weiterflog. Die
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