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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens
Autoren: Lena Klassen
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Unsinn«, sagte er. » Zieh dich an, los.« Er strich ihr die zerzausten Haare aus der Stirn. » Du siehst umwerfend aus. Na los, und versuch, nicht allzu wach zu werden dabei, denn wir müssen noch durch den Traum zurück.«
    Schlaftrunken kletterte Hanna aus dem Bett, während er ihren Kleiderschrank durchstöberte. » Das hier, das Dunkelrote. Darin siehst du aus wie eine Prinzessin.«
    » Ich habe keine passenden Schuhe.«
    » Das macht nichts, ich trage dich.« Bevor sie protestieren konnte, nahm er sie auf die Arme, löschte das Licht und ging mit ihr durch die Dunkelheit…
    …geradewegs in den hell erleuchteten Schlosssaal der Burg von Akink.
    Dort erst ließ er sie herunter.
    » Willkommen, Hanna.« Bela trat ihnen entgegen. » Dann können wir ja beginnen.«
    » Den König zu krönen?«, fragte sie und setzte ein deprimiertes Gesicht auf.
    » Oh, er ist bereits gekrönt«, versicherte Bela.
    » Hanna!« Attila stürmte an ihre Seite.
    Sie bückte sich und schloss ihn ganz fest in die Arme. » Es geht dir gut!«
    » Natürlich geht es mir gut. Du bist endlich da! Tanz mit mir, ja? Der König hat angekündigt, dass er die ganze Nacht mit dir tanzen will, aber das sagt er bloß, um Mattim zu ärgern. Außerdem gibt es so viel zu essen, dass uns bestimmt schlecht wird. Und«, seine Stimme wurde leiser, » stell dir vor, wir haben hier kein Fernsehen.«
    » Der König?« Sie drehte sich zu Mattim um, der sich vor Lachen krümmte.
    » Du hättest dein Gesicht sehen sollen. Du hast es wirklich geglaubt, gib es zu. Du hast befürchtet, dass wir dich hier gegen deinen Willen zur hochherrschaftlichen Königin machen.«
    » Aber…«
    » Ich bin der neue König von Magyria«, sagte Bela ruhig. Er trug keine Krone oder sonst irgendein Zeichen seiner Würde, nur ein schlichtes Gewand mit einem golddurchwirkten Muster. Doch als er sich umdrehte und zu seinem anderen Bruder ging, bemerkte sie die Stickerei auf seinem Umhang– einen silbernen Wolf.
    » Es ist wahr«, sagte Farank, der näher trat. » Ich habe abgedankt. Ich war kein besonders guter Herrscher, fürchte ich. Jetzt sind Jüngere an der Reihe. Ein besserer Mann, als ich es bin. Wir haben Bela gekrönt, obwohl es viele Stimmen gab, die nach Mattim gerufen haben. Aber Bela ist mein ältester Sohn. Er ist der offizielle Erbe, nach Kunun. Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht, Hanna, dass du nicht Königin wirst?«
    » Oh, sie ist unglaublich enttäuscht«, sagte Mattim, der immer noch lachte. » Aber sie wird drüber wegkommen.«
    Hanna boxte ihn in die Seite. » Allerdings nur, wenn du mit mir tanzt. Tanz mit mir, dann weiß ich, dass es nur ein Traum ist.«
    » Ich bin Wilder«, sagte der rothaarige Mann. » Das hast du dir sicher schon gedacht.« Er schloss sie in seine Arme.
    Als Nächstes war Mónika an der Reihe. Sie war ein wenig blass, der Kummer wohnte in ihren Augen. Kummer und Glück, beides, eine herzzerreißende Mischung.
    » Es tut mir so leid«, flüsterte Hanna. » So schrecklich leid.«
    Mónika blinzelte die Tränen weg. » Heute wollen wir feiern. Réka hätte es so gewollt. Tanzen wir das Dunkel weg, bis der Morgen anbricht. Für diejenigen, die hier sind.«
    » Auch für diejenigen, die nicht mehr da sind«, ergänzte Bela und gab den Musikern ein Zeichen.
    Sie hatten den ganzen Saal für sich, genug Platz, um zu üben. Wilder und Mónika drehten sich eng aneinandergeschmiegt. Farank und Elira fassten Attila bei den Händen. Mattim legte Hanna eine Hand an die Taille und begann, sich im Takt der Musik zu bewegen.
    Irgendwann wurde der Himmel grau vor den Fenstern der Burg, und ein neuer Morgen begann, ein neuer Tag für Akink, ein neuer Tag für ganz Magyria.
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