Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
Vom Netzwerk:
Diener in einem Versuch, den Fauxpas ihres Gastes auszugleichen. Zum Glück erwies sich der Diener als geistesgegenwärtig. Mit einer kurzen improvisierten Verbeugung gegenüber Dominic als Dank dafür, dass er die Terrine so lange hielt, griff er sich einfach die Schöpfkelle und füllte den Teller mit Suppe, bevor er die Terrine wieder an sich nahm und seinen Gang um den Tisch fortsetzte.
    »Ihr Duft«, bemerkte Raine, der über den schärfsten Geruchssinn von allen in der Familie verfügte. »Er ist nicht vorhanden.«
    Dominic zuckte unbekümmert mit den Schultern. »In jungen Jahren ausgelöscht, damit ich meine geheimeren Pflichten erfüllen kann.«
    »Die da wären?«, wollte Lyon wissen.
    Dominic hob überheblich eine Augenbraue. »Geheim.«
    Lyon beugte sich mit finsterem Blick vor. »Ich frage nicht aus reiner Neugier, sondern weil wir hier unsere eigenen Geheimnisse zu wahren und unsere Familien zu schützen haben …«
    »Hört auf damit!«, rief Carlo aus und hob seine Hand, als wollte er damit diese Unterhaltung zum Verstummen bringen. »Es sollte genügen, wenn ich euch sage, dass ich Dominic seit einiger Zeit kenne. Er ist das, was er zu sein behauptet, und er stellt keine Gefahr für uns dar.«
    Nicholas sprang ein, um die Stimmung zu entschärfen, indem er sein Weinglas hob. »Also gut. Erzähl uns doch, Carlo: Was gibt es Neues vom Krieg?«
    »Die Friedensgespräche wurden abgebrochen«, griff Carlo das neue Thema eifrig auf. »Zwei der Unterhändler auf unserer Seite wurden vom Feind schwer verstümmelt, und die anderen sind den Verhandlungen daraufhin ferngeblieben, aus Angst davor, ähnlichen Angriffen zum Opfer zu fallen.«
    »Weiß man denn, wer dafür verantwortlich ist?«, fragte Jordan.
    »Ich kenne keine Einzelheiten. Aber der Krieg tobt weiter, und ich höre nichts davon, dass man dem Frieden näher käme. Unsere Festung im Osten ist letzte Woche gefallen. Und für einige ist nicht einmal mehr der Tempel des Bacchus heilig. Er wurde vor einem Monat angegriffen.«
    »Von wem?«, fragten die drei Brüder Satyr fast gleichzeitig.
    »Dämonen höchstwahrscheinlich«, antwortete Carlo, was ihm einen scharfen Blick von Dominic einbrachte.
    Daraufhin legte Carlo seinem Freund die Hand auf den Arm und beugte sich näher zu ihm, um ihm halblaut zu erklären: »Dieser Begriff ist hier in dieser Welt nicht mit dem Tabu behaftet wie in der Anderwelt. Hier kannst du frei sprechen.«
    Emma starrte auf die Hand ihres Ehemannes und wunderte sich aufs Neue darüber, wie unbefangen er mit diesem Mann umging. Als Carlo seine Hand wieder zurückzog, sah sie Dominic neugierig an.
    In den Tiefen seiner Augen, die sie unter dunklen Wimpern anschauten, erkannte sie eine Herausforderung, die irgendwie an sie gerichtet war. Sie war sich nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. Dachte er vielleicht, sie wäre eifersüchtig, weil Carlo mit ihm Freundschaft geschlossen hatte? Nein, im Gegenteil, sie war froh, dass dort auf dem Schlachtfeld jemand auf ihn achtgegeben hatte. Denn egal, wie groß die Entfernung, emotional und körperlich, zwischen ihnen auch sein mochte, so wollte sie doch nicht, dass ihr Kind seinen Vater verlor, noch ehe es überhaupt geboren war!
    »Was ist mit den Spiegeln?«, erkundigte Raine sich mit gerunzelter Stirn.
    »Nur die Statue in der vorderen Außennische des Tempels wurde zerstört.«
    »›Nur‹ sagst du?«, wiederholte Lyon entgeistert. »Was ist mit dem Inhalt der Statue?«
    Carlo zuckte mit den Schultern. »Dominic war danach im Tempel. Lasst euch von ihm mehr erzählen.«
    »Das Amulett wurde gestohlen«, erklärte Dominic, während er mit dem Messer einige Scheiben Wildbret von einer Platte nahm, die ihm ein Diener gerade darbot. Trotz des erwartungsvollen Schweigens, das daraufhin herrschte, schien er zu denken, dass er damit genug gesagt hatte, denn er ging nicht weiter darauf ein.
    Also füllte Carlo die Lücke. »Es geht das Gerücht, dass die Statue zwar größtenteils zerschmettert worden sei, aber zwei ihrer Körperteile seien unberührt geblieben.« Er legte eine kurze Pause ein, um seinen Worten mehr Dramatik zu verleihen, und als die vier Frauen sich gespannt vorbeugten, verriet er: »Ihre rechte Hand. Und ihre Männlichkeit.«
    Juliette schnappte nach Luft und griff sich an den Hals. Lyon legte seine riesige Pranke um sie und lächelte ihr beruhigend zu.
    »Beides wurde peinlich genau vom Körper abgetrennt«, fuhr Carlo vergnügt fort.
    »Carlo! Das ist wohl kaum ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher