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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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geeignetes Gesprächsthema am Esstisch!«, schalt Emma ihn, doch er zuckte nur mit den Schultern, während ein reueloses Grinsen um seinen Schmollmund spielte.
    »Das sind düstere Neuigkeiten«, fügte Jane hinzu. »Doch lasst uns solche Unterhaltungen auf morgen verschieben, wenn wir alle weniger … angespannt sind.«
    Ein inniger Blick ließ die Atmosphäre zwischen ihr und Nicholas knistern, und Emma wandte sich automatisch ab. Im Lauf der Jahre, die sie im Haus der beiden aufgewachsen war, war sie unzählige Male Zeuge solcher und ähnlicher intimer Gesten geworden, die die beiden miteinander austauschten. Und schon mit zwölf Jahren, als sie noch gar nicht genau verstanden hatte, was solche Blicke zwischen Männern und Frauen bedeuteten, hatte sie begonnen, sich wie ein Eindringling zu fühlen, wenn sie sie dabei beobachtet hatte.
    Das Bedürfnis, nicht länger ungewollt in die Privatsphäre der beiden einzudringen, war ein Grund dafür gewesen, die erste Gelegenheit zur Heirat, die sich ihr bot, zu nutzen. Doch die glücklichen Ehen, die alle drei Herren von Satyr und ihre Frauen führten, waren nur ein allzu schmerzhafter Gegensatz dazu, wie unglücklich sie sich selbst in ihrer Ehe fühlte.
    Während des restlichen Abendessens sprach Emma nur wenig, und Dominic war ähnlich schweigsam. Immer wenn er etwas sagte, fiel Emma eine gewisse Förmlichkeit in der Art auf, wie er die Dinge ausdrückte, als wäre er sich seines Italienischs nicht sicher.
    Sie war froh, wenn seine Stimme erklang, denn das lieferte ihr einen Vorwand, um in seine Richtung zu sehen. Bei jeder dieser Gelegenheiten sog sie seinen Anblick aus sicherer Entfernung in sich auf, fasziniert von der seltsamen Anziehungskraft, die er auf sie ausübte. Es war, als wäre er ein konstanter, sicherer Planet und sie ein unglücklicher Mond, der unsicher in seiner Umlaufbahn hin und her schwankte.
    Doch leider redete er nur wenig, und sie fragte sich, ob er seine Gedanken für sich behielt, weil er fürchtete, sich in ihrer Sprache falsch auszudrücken. Die Vorstellung, dass es einen Riss in der Selbstsicherheit dieses rauhen Mannes geben könnte, stimmte sie ihm gegenüber milder. Als er aufblickte und die leise Anteilnahme in ihrem Gesicht wahrnahm, erhellte kurz glühende Hitze sein Gesicht, verschwand jedoch so schnell wieder, dass Emma dachte, sie hätte sich das nur eingebildet.
    Und doch machte es sie atemlos – und vorsichtig.
    Wie so oft, wenn die Familie zusammenkam, wandte die Konversation am Tisch sich schließlich den alten Reben zu, die die Hügel im Herzen des Weinguts bedeckten, und den Weinen, die daraus gekeltert wurden.
    Doch als das Tageslicht immer weiter schwand, verstummten auch die Gespräche, und die Atmosphäre begann immer mehr zu knistern.

4
    O bwohl niemand es aussprach, war jedem am Tisch völlig klar, dass mit Einbruch der Nacht ein besonderes sinnliches Ritual beginnen würde. Das Wissen darum wurde in Kleinigkeiten sichtbar: In der Art, wie sie sich ansahen – Mann und Frau, Satyr und Fee. Und in den sehnsüchtigen Blicken und verstohlenen Berührungen, die sie austauschten.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Emma, wie Nicholas begonnen hatte, mit dem seidigen blonden Haar ihrer Schwester zu spielen. Raine strich verstohlen mit den Knöcheln seiner linken Hand über Jordans Nacken. Lyons Hand war unter dem Tisch in Juliettes Richtung verschwunden, und obwohl diese seinen Blick mied, waren ihre Wangen von Röte überzogen. Die Atmosphäre um die drei Paare summte förmlich vor Begehren.
    Hitze stieg Emma in die Wangen, als sie daran dachte, was zwischen ihr und ihrem Mann geschehen würde, wenn sie dann allein waren.
    Sie warf einen Blick ans andere Ende des Tisches. Carlo hatte sich neben Dominic gesetzt und umschmeichelte ihn auf fast schon kokette Art und Weise – er ging sogar so weit, mit seinen Fingern über den Arm des Mannes zu fahren oder ihm hin und wieder Leckerbissen von seinem Teller anzubieten. Carlo hatte sich immer zu schwächeren Männern hingezogen gefühlt, die er dominieren konnte. Warum hatte er mit einem so imposanten Mann Freundschaft geschlossen? Dominic seinerseits ignorierte diese Annäherungsversuche weitgehend und aß mit der methodischen Präzision eines Menschen, der Nahrung eher als Energiequelle denn als Genuss betrachtete.
    Sie bildeten ein seltsames Dreieck, denn während Emmas Aufmerksamkeit Carlo galt, hatte er sich Dominic zugewandt, der wiederum aus irgendeinem Grund
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