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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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beschlossen hatte, sich auf Emma zu konzentrieren.
    Fragte er sich vielleicht, warum Carlo sie geheiratet hatte? Sie, die so anders war als alle anderen hier?
    Genau dasselbe hatte sie sich selbst schon oft genug gefragt. Zu Anfang hatte sie noch geglaubt, er liebte sie, doch mittlerweile war sie sicher, dass er das nie getan hatte.
    Und warum auch? Sie war nicht so grazil und schön wie ihre Schwester oder ihre Tanten, denn in ihnen floss das Blut eines Feenkönigs, der deren schöne menschliche Mütter als Gespielinnen erwählt hatte. Sie selbst war zwar mit ausgeprägter Intelligenz und einem unersättlichen Lesebedürfnis gesegnet, doch solche Dinge wirkten auf Männer nun einmal nicht anziehend.
    Sie besaß keine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Tatsächlich war Emma die Einzige in der Familie, die vollkommen menschlich war.
    In den Adern aller anderen floss entweder Satyr- oder Feenblut, vermischt mit menschlichem Blut. Unter diesen Umständen konnte sie gar nicht anders, als sich wie ein Außenseiter zu fühlen.
    »Haben wir noch mehr von dem Sangiovese?« Carlos Aussprache wurde infolge des Weingenusses langsam undeutlich. Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an und schüttelte unmerklich den Kopf, doch trotzig füllte er seinen Weinbecher erneut.
    Wie üblich floss reichlich Wein beim Abendessen und auch danach, alles Jahrgänge bester Qualität, die aus den Reben des Weinguts gekeltert waren. Dicke grüne und bernsteinfarbene Flaschen, die mit Bast umwickelt und alle mit dem Markenzeichen SV an der Seite versehen waren, hatte man aus dem Keller geholt, um Carlos Rückkehr zu feiern.
    Die anderen waren etwas zurückhaltender in ihrem Weinkonsum, da ihnen bewusst war, dass bald Vollmond sein würde, und Emma verzichtete völlig auf Alkohol, weil ihr in ihrem gegenwärtigen Zustand übel davon wurde.
    Im Laufe des Abends machte ihr Carlos fortgesetzt exzessives Trinkverhalten immer mehr Sorgen. Es war von entscheidender Wichtigkeit, dass er heute Nacht seine Sinne beisammenhatte. Er musste in der Lage sein, mit ihr zu schlafen. Gerade ihm hätte das klar sein sollen.
    Sie las die besorgte Frage in Janes Augen, doch sie konnte nur die Stirn runzeln und mit den Schultern zucken, um ihrer Schwester zu verstehen zu geben, dass sie ebenso verwirrt war. Es war unmöglich, zu erraten, was in ihrem Ehemann vorging.
    Als sich der Abend dem Ende zuneigte, nahm Nicholas Carlo beiseite und sprach leise auf ihn ein. Danach blieb Carlos Glas leer. Es war offensichtlich, dass Nicholas ihn ins Gebet genommen hatte, und Emma war ihm dankbar dafür. Bei all diesen Satyrn handelte es sich um eigensinnige Männer, aber letztendlich fügten sie sich immer Nicholas als dem Ältesten von ihnen.
    Mit der einsetzenden Abenddämmerung brach die Familie auf. Bald würden Elixiere von übernatürlicherer Art zu fließen beginnen. Rituale würden stattfinden, und Körper würden sich in der geheiligten Klamm vereinigen, dem Ort im Herzen des Guts, der von dichter Magie durchdrungen war. Ringförmig angeordnete Statuen von alten Göttern, Mänaden, Nymphen, Faunen und anderen mythischen Gestalten standen dort, in lüsterner Ekstase abgebildet, und als Emma diesen Ort als junges Mädchen zum ersten Mal gesehen hatte, war sie schockiert gewesen. So sehr, dass sie seitdem nie mehr dort gewesen war.
    Sie und Carlo hatten die Rituale immer hier in der Ungestörtheit ihres eigenen Hauses praktiziert. In erster Linie deshalb, weil er sich bei Vollmond nicht gern vor seinen Brüdern zeigte, denen er sich in jeder Hinsicht unterlegen fühlte, ganz besonders jedoch in Bezug auf ihre sexuelle Leistungsfähigkeit.
    »Ich wünsche dir und Carlo alles Gute für heute Nacht«, sagte Jane liebevoll. Während sie sich verabschiedeten, wartete Nicholas am Weg vorn und unterhielt sich mit Raine und Jordan. Lyon und Juliette waren schon gegangen.
    »Ich bin auf einmal nervös«, bekannte Emma und umklammerte die Hände ihrer Schwester.
    Jane drückte ihr verständnisvoll die Hand. »Ich bin bis jetzt dreimal Mutter geworden, und eines war sogar eine Drillingsgeburt«, meinte sie beruhigend. »Deshalb kannst du mir glauben, was ich dir dazu sage. Ganz gleich, wie lebhaft die heutige Nacht mit deinem Mann wird: Dein Kind wird keinen Schaden dabei nehmen. Deswegen musst du dir keine Sorgen machen. Dies wird eine Vollmondnacht wie jede andere zwischen euch sein.«
    »Abgesehen von der Geburt am Ende«, warf Emma ein.
    »So ist es, aber alle Unannehmlichkeiten, die
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