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Der Traum des Kelten

Der Traum des Kelten

Titel: Der Traum des Kelten
Autoren: Vargas Mario LLosa
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Roger ihn kannte, würde er mit seinen Gefährten für die Sache in den Tod gehen wollen, der er sein Leben verschrieben hatte.
    In Berlin stiegen sie, wie bereits zuvor, im Eden Hotel ab. Am nächsten Morgen begannen die Verhandlungen mit der Regierung. Die Treffen fanden in dem heruntergekommenen,hässlichen Gebäude der Obersten Heeresleitung statt. Hauptmann Nadolny empfing sie stets an der Tür und geleitete sie in einen Raum, in dem sich die Mitglieder der Reichskanzlei und der Armee befanden. Es waren ein paar neue Gesichter hinzugekommen. Als Erstes wurde ihnen mitgeteilt, eine Entsendung von Offizieren werde kategorisch ausgeschlossen. Dafür würden ihnen Waffen und Munition zugestanden. Mehrere Tage lang wurde darüber verhandelt, welches der beste Weg sei, sie an dem bezeichneten Datum sicher an den vereinbarten Ort zu bringen. Schließlich wurde entschieden, die Fracht auf der Aud zu befördern, einem konfiszierten englischen Schiff, das renoviert und frisch gestrichen unter norwegischer Flagge fahren würde. Allerdings dürften weder Roger noch Monteith noch einer der Brigadiers auf der Aud mitreisen. Dieser Punkt löste heftige Kontroversen aus, doch die deutsche Regierung wich von ihrem Standpunkt nicht ab. Die Anwesenheit irischer Landsleute an Bord gefährde die Tarnung, und es würde das Kaiserreich international in eine heikle Situation bringen, sollte das Manöver auffliegen. Daraufhin forderten Roger und Monteith, man solle ihnen eine Möglichkeit verschaffen, gleichzeitig mit der Waffenlieferung nach Irland zu gelangen. Stunden über Stunden wurden Vorschläge und Gegenvorschläge unterbreitet, versuchte Roger, die Anwesenden zu überzeugen, dass er vor Ort seine Gefährten dazu bringen könne, zu warten. Zu guter Letzt willigte die Oberste Heeresleitung ein, Roger und Monteith in einem U-Boot nach Irland zu bringen. Ein Brigadier würde sie stellvertretend für die Truppe begleiten.
    Rogers Weigerung, die Brigade nach Irland reisen und sich dem Aufstand anschließen zu lassen, führte ebenfalls zu großen Auseinandersetzungen mit den Deutschen. Doch er wollte auf keinen Fall das Risiko eingehen, dass die Brigadiers kurzerhand standrechtlich erschossen würden, ehe sie auch nur die Gelegenheit hätten, zu den Waffen zu greifen. Diese Verantwortung würde er nicht auch noch auf sich nehmen.
    Am 7. April teilte die Heeresleitung Roger mit, das U-Boot, in dem sie mitfahren sollten, sei abfahrbereit. Hauptmann Monteith ernannte Unteroffizier Daniel Julian Bailey zum Repräsentanten der Brigade. Er bekam falsche Papiere unter dem Namen Julian Beverly. Die Oberste Heeresleitung bestätigte Roger, nicht fünfzigtausend, immerhin aber zwanzigtausend Gewehre, zehn Maschinengewehre und fünf Millionen Patronen würden am vereinbarten Tag gegen zehn Uhr abends nördlich von Innistooskert Island bei Tralee Bay eintreffen. Ein mit zwei grünen Positionslichtern gekennzeichnetes Boot werde dort warten.
    Von diesem 7. April bis zum Tag ihrer Abreise tat Roger kein Auge mehr zu. Er verfasste ein kurzes Testament, in dem er verfügte, seine gesamte Korrespondenz und Papiere sollten Edmund D. Morel übergeben werden, »einem außerordentlich gerechten und edlen Menschen«, damit Morel anhand der Dokumente »mein Andenken nach meinem Tod ins rechte Licht rücken und meinen Ruf wiederherstellen« möge. Obwohl Monteith ebenfalls ein Scheitern der Erhebung voraussah, drängte es ihn, sich auf den Weg zu machen. Roger und er tauschten sich noch einmal unter vier Augen aus, nachdem Hauptmann Böhm ihnen die Giftkapseln gegeben hatte, um die sie, für den Fall einer Gefangennahme, gebeten hatten. Es handelte sich um Curare aus dem Amazonasgebiet, mit sofortiger Wirkung, wie der Offizier ihnen erklärte. »Das Curare ist ein alter Bekannter von mir«, kommentierte Roger lächelnd. »In Putumayo habe ich gesehen, wie Indios mit Pfeilen, deren Spitzen in dieses Gift getaucht waren, auf Vögel schossen und sie in vollem Flug lähmten.«
    Anschließend tranken Roger und Monteith in einer Kneipe ein Bier.
    »Ich nehme an, es fällt Ihnen ebenso schwer wie mir, aufzubrechen, ohne von den Brigadiers Abschied zu nehmen und ihnen die Situation zu erklären«, sagte Roger.
    »Das wird mir immer auf dem Gewissen lasten«, pflichtete Monteith ihm bei. »Aber es ist die richtige Entscheidung. DerAufstand ist zu wichtig, um zu riskieren, das etwas durchsickert.«
    »Glauben Sie, wir haben eine Chance, ihn aufzuhalten?«
    Der
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