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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt
Autoren: Arno Strobel
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und hinter den Glaseinsätzen der Eichenvitrine war Omas bestes Geschirr aufgestellt.
    Als wir an dem Esstisch aus dunklem Holz saßen, blieb Frau Bertels stehen und lächelte uns an. »Darf ich den Herren Polizisten einen Aufgesetzten anbieten? Himbeere, selbst gemacht.«
    Menkhoff winkte ab. »Nein, danke, wir sind im Dienst. Frau Bertels, was können Sie uns über diesen Mann sagen, den Sie gesehen haben, als er der kleinen Juliane Süßigkeiten gegeben hat? Wie heißt er? Wo wohnt er?«

5
    22. Juli 2009
    »Ja, ich bin’s, Bernd. Bernd Menkhoff. Sag mal, kannst du kurz was für mich rausfinden?« Ich schaute meinen Kollegen fragend an, der erwiderte meinen Blick nur flüchtig und drehte sich dann mit seinem Handy so von mir weg, dass ich ihn nicht verstehen konnte.
    Seit wir Dr. Joachim Lichners schäbige Wohnung verlassen hatten, überlegte ich, wer der anonyme Anrufer gewesen sein mochte, dem wir diese seltsame Begegnung kurz vor Schichtende zu verdanken hatten. Jemand, der Lichner eins auswischen wollte? Aber woher hatte derjenige die Handynummer eines Hauptkommissars? Und was versprach sich jemand davon, dass die Polizei bei Lichner anrückt? Oder ging es nur um Lichner und Menkhoff? War es am Ende vielleicht sogar Dr. Lichner selbst gewesen, der … –
    Menkhoff beendete sein Telefonat, und sein Gesicht veränderte sich auf eine Art, die nichts Gutes verhieß. Er nahm das Handy vom Ohr und sagte: »So eine Scheiße. Los, Alex, komm mit!«
    »Aber … Was ist los?« Ohne mir eine Antwort zu geben, verschwand mein Partner wieder in dem düsteren Hausflur der Zeppelinstraße 23a. Während ich hinter ihm die Treppe hochstieg und dabei immer zwei Stufen auf einmal nahm, versuchte ich es noch einmal: »Bernd, jetzt sag schon, wen hast du angerufen? Und was ist los? Warum gehen wir wieder zurück?«
    »Das Schwein hat uns angelogen, Alex«, stieß er keuchend hervor. »Verarscht hat der uns!« Vor Lichners Wohnungstür zog Menkhoff seine Waffe, klingelte und hämmerte gleich darauf mit der freien Faust gegen die Tür. »Machen sie sofort auf.« Ich ging zwei Schritte zurück und zog ebenfalls meine Walther, hielt sie aber auf den Boden gerichtet. Adrenalin jagte durch meinen Körper, als ich das kalte Metall in meiner Hand spürte. Schneller als beim ersten Mal wurde die Tür geöffnet. Als Lichner die Waffe sah, die Menkhoff gegen seinen Bauch richtete, zuckte er zurück. »Was … –«
    »Sie haben uns angelogen, Lichner, sagen Sie mir sofort, wo das Mädchen ist!«, schrie Menkhoff ihn an. »Sofort!«
    »Welches Mädchen? Ich hab Ihnen doch schon … – ich weiß nicht …«
    »Johanna Lichner«, sagte Menkhoff. Er schrie nun nicht mehr, seine Stimme klang kalt. »Laut Einwohnermeldeamt geboren am 18. Juni 2007, wohnhaft hier, in diesem Dreckstall. Ich frage Sie jetzt noch mal: Wo verdammt ist Ihre Tochter, Dr. Lichner?«
    Ich ließ den Psychiater nicht aus den Augen und versuchte zu verstehen, was Menkhoff gerade gesagt hatte. Lichners Tochter? Mit versteinertem Gesicht sah Lichner von Menkhoff zu mir und wieder zurück. »Meine … Tochter? Sind Sie jetzt total verrückt geworden? Ich habe keine Tochter.«
     
    … DAS WESEN  – ab November 2010 überall, wo’s spannende Bücher gibt!

Über Arno Strobel
    Arno Strobel, geboren 1962 in Saarlouis, studierte Informationstechnik. Nach einigen Jahren als IT-Unternehmensberater ging er nach Luxemburg, wo er seitdem bei einer großen deutschen Bank arbeitet. Mit dem Schreiben begann er im Alter von fast vierzig Jahren. Arno Strobel lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Trier.

Über dieses Buch
    »Also gut: Mir fehlen die letzten beiden Monate meines Lebens. Ich war im Keller eines Krankenhauses eingeschlossen und habe dort einen Arzt niedergeschlagen. Ich bin halbnackt durch die Straßen von Regensburg gelaufen und habe mich von einer netten, aber verrückten älteren Dame nach Hause bringen lassen, um hier von meinem Mann zu erfahren, dass er nicht mein Mann ist und ich gar nicht ich bin. Ich kann ihn überzeugen, mich zumindest anzuhören, um dann in meinem Schlafzimmer ein Bild zu finden, das meinen Mann bei unserer Hochzeitsreise zeigt. Mit einer anderen Frau an der Stelle, an der ich gestanden habe. Was um alles in der Welt ist passiert?«
     
    Der Weg durch den nächtlichen Park, der Überfall – all das weiß sie noch, als sie aus dem Koma erwacht. Ihre Erinnerung ist völlig klar: Sie heißt Sibylle Aurich, ist 34 Jahre alt, lebt
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