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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt
Autoren: Arno Strobel
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Schwärmen und hat immer mehr ausgeplaudert.«
    »Aber warum haben Sie nicht da schon was unternommen?«, unterbrach Daniela ihn. »Damit hätten Sie Schlimmes verhindern können.«
    »Leider war das sehr schwierig. Wenn man gegen einen Mann wie Gerhard Haas vorgeht, ohne absolut hieb- und stichfeste Beweise zu haben, riskiert man nämlich seinen Job. In München jedenfalls konnten wir ganz wenig tun, weil schon vorsichtige Anfragen in Bezug auf CerebMed bei den Münchener Kollegen sofort zur Chefsache erklärt und irgendwann einfach verschleppt wurden. An Haas war nicht ranzukommen. Aber vor acht Tagen hat Robert mich angerufen, weil sein Vater mich dringend sprechen wollte. Diese Ehre hatte ich bis dahin noch nicht gehabt und hab mir schon Hoffnungen gemacht, jetzt endlich mal hinter die Kulissen blicken zu können. Dem war dann natürlich nicht so, aber Professor Haas hat mir ungeschminkt zu verstehen gegeben, was er von mir erwartet. Er hatte nämlich in einigen Städten Arztkollegen sitzen, die ihm zugearbeitet haben, unter anderem auch in Regensburg.«
    »Doktor Olaf Kuss?«, fragte Daniela, und Wittschorek sah sie erstaunt an. »Woher wissen Sie das?«
    »Es stand ein Termin in mei… – im Terminkalender von Sibylle Aurich.«
    Für einen Moment schwiegen alle, dann sagte Daniela: »Bitte, erzählen Sie weiter.«
    »Haas hat mir erklärt, es ginge um einen ersten umfassenden Test für seine Methode, Persönlichkeitsstörungen zu heilen. Wobei diese Experimente nicht erlaubt wären, weil die Methode für Tests am Menschen noch nicht zugelassen war, aber es würde natürlich dabei niemand ernsthaft zu Schaden kommen. Er brauchte meine Hilfe, um sicherzustellen, dass seine Testperson keine Schwierigkeiten mit der Polizei bekommt.
    Als Dankeschön würde er mir bei der Aufklärung eines Entführungsfalls helfen. Indirekt hat er zugegeben, dass seine Leute Sibylle Aurich ›überredet‹ hatten, sich als Testperson zur Verfügung zu stellen, weil sie nach einem eingehenden Check durch Dr. Kuss eine optimale Kandidatin war. Dieses ›Überreden‹ war die Entführung der Frau, wie ich kurz darauf von Oliver erfahren habe, der den Fall auf dem Schreibtisch hatte.«
    Wittschorek seufzte. »Klar, ich hätte diesen Kerl am liebsten gleich hochgehen lassen, aber ohne Beweise? Wir hatten ja nichts als seine Andeutung, wir wussten weder, wo Sibylle Aurich ist, noch, was genau Haas eigentlich mit ihr vorhatte.«
    Er betrachtete mit ernstem Gesicht seine Hände. »Vielleicht hätten wir einiges verhindern können, wenn wir gleich eingegriffen hätten, ja – vielleicht wäre es aber auch noch schlimmer gekommen, ich weiß es nicht.«
    Er sah sie wieder an, und Daniela erkannte, wie sehr ihn diese Gedanken quälen mussten.
    »Als Sie dann plötzlich aufgetaucht sind, Frau Randstatt, da hab ich so langsam begriffen, zu was dieser Professor Haas fähig war.«
    »Aber warum haben Sie mich nicht gewarnt? Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass ich nicht Sibylle Aurich bin? Ich … ich bin doch fast verrückt geworden vor Angst um meinen Sohn! Und weil ich nicht wusste, ob ich nicht tatsächlich den Verstand verliere.«
    »Ich habe Ihnen bei unserer ersten Begegnung schon gesagt, dass Sie nicht Sibylle Aurich sind. Mehr konnten wir nicht tun, das wäre zu gefährlich gewesen. Sie hätten nicht mehr authentisch gewirkt, wenn Sie alles gewusst hätten. Wir mussten befürchten, dass die Ihnen etwas antun.«
    Daniela starrte auf ihre Bettdecke. Sie wusste, dass er wahrscheinlich recht hatte.
    »Was hat es mit der Klinik in Regensburg auf sich, mit diesem Keller, wo ich … aufgewacht bin?«
    Wittschorek nickte. »Glücklicherweise haben zwei von Haas’ Mitarbeitern ein umfassendes Geständnis abgelegt, um ihre Haut zu retten, so dass wir zwar noch nicht alles, aber doch schon einiges wissen. Das mit der Regensburger Klinik erkläre ich Ihnen gleich, aber erst mal, wie Sie in diese Geschichte überhaupt reingerutscht sind. Also, offenbar hatten Sie Ihren Sohn öfter am Nachmittag mit ins Büro genommen, weil Sie niemanden hatten, der auf ihn hätte aufpassen können.«
    Er sah Daniela fragend an, und tatsächlich war da grau und verschwommen eine Erinnerung.
    Sie nickte. »Ich glaube, das stimmt.«
    »An einem Nachmittag Anfang letzter Woche ist Lukas wohl auf Erkundungstour gegangen, und die Tür, die in den Keller führt, war offen, weil Robert Haas sie kurz zuvor nicht richtig geschlossen hatte. Lukas ist runter in den Keller,
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