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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt
Autoren: Arno Strobel
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hat ein bisschen rumgestöbert, niemand weiß, ob er wirklich etwas gesehen hat, aber eine Überwachungskamera hat ihn gefilmt. Sie hatten wohl gerade Feierabend, als jemand die Aufnahmen gesehen hat. Der Professor hat Ihnen direkt Hans hinterhergeschickt, um den Jungen aus dem Verkehr zu ziehen, und weil keiner wusste, ob er Ihnen schon von dem Kellertrakt erzählt hatte, wurden Sie gleich mit entführt.«
    Daniela sah die Szene wieder vor sich.
Der Arm mit der blauen Tätowierung,
der ihren Jungen in das Auto zog …
    »Ich habe gedacht, das wäre ein Traum gewesen. Wie kann es sein, dass ich mich daran erinnert habe?«
    »Das ist genau der Punkt, mit dem Haas nicht gerechnet hatte«, hakte Wittschorek wieder ein, »damit Sie als sogenannter Empfänger nicht die gleichen Hirnschäden erleiden wie die Spender
,
musste er die neuen Verbindungen in Ihrem Gehirn vorsichtiger erzeugen. Das hat zum einen zur Folge, dass die eingepflanzten Erinnerungen nur die Qualität des Kurzzeitgedächtnisses haben und nach ein paar Tagen mehr und mehr verblassen, wenn sie nicht aufgefrischt werden, und außerdem ist es offenbar nicht möglich, Gefühle und Erinnerungen zu überschreiben
,
die von so ausgeprägter Intensität sind wie die, die eine Mutter an ihr Kind hat. Sie sind einfach zu stark.«
    Mein Junge … Sie haben keinen Sohn … Mein Lukas … Sie hatten nie ein Kind …
    »Jedenfalls hatte Haas schon seit Wochen Sibylle Aurichs Gedächtnisschablone in Synapsia abgespeichert. Es fehlte ihm nur noch jemand, dem er sie aufsetzen konnte. Und als er glaubte, Sie sowieso aus dem Weg räumen zu müssen, hat er sich entschieden, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
    Haas hat im Vorfeld ganz bewusst seine Spender aus verschiedenen Städten ausgesucht, damit niemand die wahre Identität des Empfängers erkennt, wenn der die Erinnerung des Spenders übernommen hat.«
    Daniela schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
    »Das kann ich Ihnen nicht verübeln, Frau Randstatt. Wie sich jetzt leider herausgestellt hat, hat Haas nicht nur Sibylle Aurich entführen lassen, sondern auch eine Frau aus Stuttgart, eine aus Augsburg und einen Mann aus Karlsruhe.«
    »Oh Gott, hat er die etwa auch …«
    Wittschorek nickte, und Daniela schlug die Hände vor das Gesicht.
    »Werden die jemals wieder gesund? Diese arme Frau …«
    Wittschorek machte ein betretendes Gesicht. »Ich weiß es nicht.«
    »Und haben Sie dieses schreckliche Synapsia
-
Ding wenigstens zerstört?«
    »Nein. Es könnte nämlich sein, dass gerade dieses Ding die einzige Möglichkeit ist, diesen armen Menschen zu helfen.«
    Der Gedanke an die unheimliche Apparatur ließ Daniela frösteln. Sie versuchte zu verdrängen, dass Haas mit der Maschine auch in ihrem Kopf herumexperimentiert hatte.
    »Wie war das jetzt mit den verschiedenen Städten?«, fragte sie.
    »Es ist eigentlich ziemlich einfach: Da Sie aus München stammen und Sibylle Aurich aus Regensburg, war abzusehen, dass Sie dort niemand als Daniela Randstatt erkennen würde.«
    »Aber in diesem Krankenhauskeller … –«
    »Die haben den Hausmeister bestochen, damit er ihnen diesen Kellerraum für ein paar Tage zur Verfügung stellt und darauf achtet, dass niemand da reinkommt. Haas konnte nicht wissen, wie Sie reagieren, wenn Sie nach der Prozedur aufwachen. Man hat sich darauf eingerichtet, Sie entweder entkommen zu lassen oder aber Sie sofort wieder zu betäuben, wenn … wenn Ihre Erinnerungen nicht passend gewesen wären. Als Sie diesem Kerl von Ihrem Sohn erzählt haben, wollten die zuerst alles abblasen, aber Haas wollte unbedingt sehen, wie Sie als Sibylle Aurich reagieren würden, und hat entschieden, dass Sie fliehen können. Ab diesem Moment hatten Sie diesen Hans als Schatten, und Robert und ich waren immer auf dem Laufenden, wo Sie gerade sind und was Sie machen. Und natürlich wussten auch Oberkommissar Grohe und meine Kollegen vom LKA Bescheid, aber das haben Haas und Robert natürlich nicht geahnt.«
    »Sie haben mich also tatsächlich als Lockvogel benutzt, Herr Kommissar?«
    Er zögerte. »Wenn Sie so wollen, ja. Aber ich war wie gesagt über jeden Ihrer Schritte informiert und … Sie haben doch gesehen, was diese Irren mit Frau Aurich getan haben. Stellen Sie sich vor, es wäre Haas gelungen, dieses Synapsia an ein Land zu verkaufen, das es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt. Wir mussten sie stoppen.«
    Sie dachte darüber nach und nickte schließlich. »Ja. Ja, Sie
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