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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
Autoren: Shana Abé
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klirrenden Geräusch davonkugelte. Es war der einzige Laut, den Zane noch hören konnte, abgesehen vom Atmen des Prinzen und von Lia, die in seinen Armen keuchte und deren Tränen auf den Boden tropften. Draumr kam vor den Füßen der Prinzessin zum Liegen.
    Diese schien weder den Diamanten noch sonst irgendetwas zu bemerken. Kühl und mit leerem Gesichtsausdruck
stand sie über ihrem Ehemann - doch mit einem plötzlichen Schluchzen verzog sich ihr Gesicht schmerzlich. Sie kauerte sich zu Boden, so wenig anmutig wie ein verlassenes Straßenkind, und vergrub ihren Kopf in den Händen. Ein ersticktes, hohes Stöhnen drang zwischen ihren Handflächen hervor.
    Der Prinz hob den Arm und berührte den Saum ihres Kleides.
    Sie trat nach ihm, um sich zu befreien, und kroch weg, doch der Diamant geriet erneut ins Rollen. Er prallte gegen den umgedrehten Tisch und verfing sich in einer der weißen Blüten.
    Lia drehte den Kopf.
    In der Zeit zwischen einem Herzschlag und dem nächsten begriff Zane, was geschehen würde. Lia lag reglos neben ihm, ihr Körper war kalt und nackt und unversehrt. Sie rührte sich nicht, sie zitterte nicht, aber er spürte ihr Vorhaben so untrüglich, als wäre es sein eigenes. Als sein Herz den nächsten Schlag tat, verwandelte sie sich in Rauch.
    Er war ein Dieb, eine Ratte, ein Straßenbengel. Er dachte nicht nach. Er hielt nicht inne, um die Sache richtig einzuschätzen. Er sprang auf und begann, Lia zu verfolgen.
    Sie hätte den Diamanten zuerst erreichen sollen. Sie war ein nebliger Luftstrom, der auf den Tisch zuschoss, eine seidige, graue Wolke, die, nur Zentimeter vor Draumr entfernt, Finger ausbildete und wieder Gestalt annahm. Er hingegen vermochte nichts dergleichen.
    Zane gab den ungleichen Wettstreit auf. Mit der Brust voran warf er sich auf den Boden und rutschte auf seinem weichen Fellmantel mit ausgestrecktem Arm auf den glänzenden Diamanten zu. Vor Schmerz wurde ihm schwarz
vor Augen, aber jenseits dieses Schmerzes spürte er das eisige Gewicht Draumrs in seiner Handfläche. Lias Finger umschlossen seine Faust nur einen winzigen Augenblick zu spät. Gemeinsam prallten sie gegen den Tisch, und die Qualen in Zanes Körper explodierten und wurden unerträglich.
    »Nein«, schrie Lia außer sich und versuchte, seine Hand mit Gewalt zu öffnen. Sie war sehr stark.
    Mühsam gelang Zane ein flacher Atemzug. »Hör auf, Lia, hör auf!«
    Und sie gab nach.
    Als die schwarzen Sonnen in seinen Augen verblasst waren, saß Lia wie eine Statue am Kopfende von Zane, ein Bein untergeschlagen, den Kopf gesenkt, das Gesicht verborgen. Ihre Hand hielt die des Diebes noch immer umschlossen.
    Etwas Nasses tropfte auf sein Handgelenk. Er lag auf dem Rücken, rappelte sich nun unter Schmerzen auf und stützte sich auf seinen Ellbogen; er zog seinen langen Mantel und sein nutzloses Bein an, richtete sich ab der Hüfte auf und lehnte sich an den Tisch hinter ihm.
    Die Flügeltür zum Saal wurde geöffnet. Stimmen wurden laut; ein Schwarm Männer drängte herein. Die Gazevorhänge neben ihnen wehten golden im so entstandenen Luftzug.
    »Prinzessin«, begann Zane mit rauer Stimme. Das Drachenmädchen sah mit roten Augen zu ihm auf; ihre Wangen waren streifig von der heruntergelaufenen Kohle. »Du musst die Leute loswerden. Mit Worten«, fügte er hastig hinzu, während Maricara aufstand.
    In einer fremden Sprache gab sie einen Befehl. Einige Männer
ließen sich jedoch nicht aufhalten, und sie verschärfte ihren Tonfall, streckte einen Arm aus und wies zur Tür.
    Der Körper des Prinzen wurde halb vom Tisch verborgen. Falls einer der Diener ihn sehen konnte, wagte er nicht, Fragen zu stellen. Die Männer verbeugten sich und zogen sich zurück. Maricara hob die Stimme und fügte etwas hinzu, und schließlich schlossen sich die Türen leise hinter den Hinausgewiesenen.
    Dann stand das Mädchen reglos dort - eine Puppe, die darauf wartete, welche Schnüre als Nächstes gezogen würden. Lia rührte sich ebenfalls nicht; ihr Kopf war noch immer gesenkt, und ihre Arme waren um die Schienbeine geschlungen. Ihre Haut wirkte sehr bleich unter dem dunklen Vorhang ihres Haares.
    Zane stöhnte. Er versuchte, sein pochendes Herz zu beruhigen, und wartete, bis er wieder normal atmen konnte, ehe er seine Hand öffnete, um sich den blauen Diamanten genauer anzusehen. Zane war ein Bauer und unbedarft in magischen Dingen; aber, bei Gott, er spürte die Macht, die er da in seinen Händen hielt, fühlte das Sirren, sah das
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