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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
Autoren: Shana Abé
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Gedränge der Fackeln gegangen und hatte ihre durchdringende Stimme erhoben, um Gehorsam einzufordern.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Lia das Fenster geöffnet. Sie hatte gelauscht, zugesehen und gewusst, dass man sie wegen des Scheins der Kerze hinter ihr gut würde sehen können.
    Vielleicht war es das Wissen, zwei Drachen in ihrer Mitte zu haben. Vielleicht waren sie auch einfach nur daran gewöhnt, sich zu fügen. Aber Lia glaubte, dass es vor allem an Mari lag, die wie eine kalte, lebendige Flamme war. Sie schickte die Ruhelosen zurück in ihre Quartiere, indem sie von ihrem Willen, ihrem Mut und einer gottgegebenen Verwegenheit Gebrauch machte, als sie der Horde von Anderen , die ihren Alpha verloren hatten, die Stirn bot - ein Kind, das noch nicht einmal zur Jugendlichen herangewachsen war.
    Nach und nach verstreuten sich die Leibeigenen. Der Körper
des Prinzen war, wie Lia wusste, zur Kapelle gebracht worden.
    Sie fragte sich, ob Imre einen Platz in seinem Himmel finden würde. Die Flammen, die sich durch ihre Haut gefressen hatten, standen ihr noch lebhaft vor Augen, und sie erhoffte sich, dass Imre für immer ausgestoßen blieb.
    Maricara hatte zum Fenster hochgesehen, wo Lia stand, und sich - vielleicht auch mit Bedacht - vor den Nachzüglern in Rauch verwandelt. Lia war einen Schritt zurückgetreten, damit das Kind neben dem Bett die Wandlung zurück vollziehen konnte.
    Mari legte eine Hand auf Zanes Stirn.
    »Kein Fieber«, stellte sie fest, als hätte sie nicht gerade etwas verhindert, was eine Revolution zu werden gedroht hatte.
    »Nein.« Lia blieb stehen, wo sie war. Einige junge Frauen im Hof hoben Maris Schuhe und ihr zusammengesunkenes, orangefarbenes Kleid auf und hasteten ins Innere der Burg. »Der Arzt sagt, die Kugelwunde sei sauber gewesen. Was wird jetzt mit dir geschehen, Mari?«
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern, ohne den Blick zu heben. »Nichts. Ich nehme an, dass ich meinen Bruder zum neuen Prinzen erheben werde.«
    »Das kannst du tun?«
    Nun sah sie Lia aus kristallklaren Augen an. »Ich kann beinahe alles tun. Dies ist mein Hafen und meine Welt. Imre war tatsächlich der Letzte seiner Art, aber die Leute werden trotzdem einen männlichen Führer haben wollen. Man kann leicht Papiere fälschen, die ihn zu Imres Erben ernennen. Besser mein Bruder als irgendein neuer Herr. Das wird es jedenfalls einfacher machen, sie wieder zur Ruhe zu bringen.«
    »Wie alt ist dein Bruder?«

    »Sieben.«
    »Du wirst noch eine Weile selbst herrschen müssen.«
    »Ja«, erwiderte das Mädchen und strich sich mit ihrem dünnen, anmutigen Handgelenk die Haare zurück.
    »Wir werden bleiben, so lange wir können«, erklärte Lia. »Zane kann noch nicht reisen, und vielleicht wirst du … etwas Nachdruck in deiner Angelegenheit brauchen.«
    »Ja, gerne.«
    Gemeinsam schauten sie auf die schlafende Gestalt im Bett. Zanes Arme lagen schlaff auf der Decke, sein Gesicht war angespannt und hatte tiefe Schatten, und es war noch immer viel zu blass.
    »Dann bist du also doch nicht verheiratet«, sagte Maricara nachdenklich.
    »Nein. Und du auch nicht.«
    Stille senkte sich. Die Kerzen flackerten sehr schwach vom Windzug, der durch die Fensterritzen fuhr. Hinter den Mauern und hinter den Türen bewegten sich und murmelten die Anderen .
    »Gibt es einen Geistlichen in der Burg?«, fragte Lia.
    »Imre mochte es nicht, Gott zu sehr in seiner Nähe zu haben. Der Geistliche lebt zwei Dörfer weiter unten in den Bergen. Es ist ungefähr ein Dreitagesritt dorthin.« Die Mundwinkel des Mädchens hoben sich zu einem Lächeln. »Rauch braucht natürlich weniger lange.«
     
    Gegen zwei Uhr am Nachmittag schlief Lia im Ohrensessel ein. Sie hatte nicht schlafen wollen und sich deshalb wohlüberlegt für diesen Sessel mit seinem harten Rosshaarsitz entschieden. Aber der Schlaf hatte sich trotzdem eingestellt. Sie hatte keine Träume.

    Als sie die Augen wieder öffnete, war das Sonnenlicht vom Teppich zum Bett gewandert. Das Feuer war erloschen und kalt. Die Kerzen waren zu Stumpen heruntergebrannt. Lia zog die Decke, die sie gefunden hatte, ein bisschen höher über ihre Schultern und bewegte sich auf ihrem Sessel, sodass sie nach Zane sehen konnte.
    Er beobachtete sie. Ganz still lag er dort; das harte, klare Licht fiel durch die Vorhänge des Himmelbetts, fing sich in seinem Haar und säumte seine dunklen Wimpern. Einer seiner Mundwinkel war spöttisch nach oben gezogen.
    »Hallo«, sagte er rau.
    »Hallo.«
    »Du
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