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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
Autoren: Shana Abé
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eine Furche davongetragen. Aber selbst Diamanten konnten Risse bekommen. Alles, was nötig war, so wusste er, war die richtige Mischung aus Kraft und Gewicht. Er hatte gestohlene Edelsteine in der Größe von Hagelkörnern gesehen, die von den geschicktesten Händen auf diesem Gebiet in Tropfen und Kugeln zerteilt worden waren. Er hatte erwachsene Männer weinen sehen, wenn ein unbezahlbarer Rubin oder Saphir einen Sprung bekommen hatte, und selbst die besten Juweliere konnten keine perfekte Facette vorausbestimmen.
    Ganz offenkundig bedurfte es nur genügend Willenskraft, um etwas zu zerschmettern.
    Zane benutzte einen Löffel, um den Diamanten aus der Asche zu rollen. Er hob den Schuh und ließ den Absatz mit
aller Macht auf den erhitzten Stein niedersausen. Der Aufprall schmerzte ihn hoch bis zur Wirbelsäule. Die Wunde in seiner anderen Schulter riss wieder auf.
    Nichts sonst geschah. Lia stieß ein leises Stöhnen aus.
    Er schlug erneut zu. Und dann noch drei weitere Male.
    Beim vierten Hieb brach der Absatz ab und Draumr kullerte zurück in die Flammen.
    Zane fluchte leise. Dann griff er beherzt ins Feuer, holte den glühenden Diamanten heraus und schleudert ihn, so hart wie er konnte, gegen die Wand.
    Er zerbrach in Tausende von Splittern. Ein Schauer von hellblauen, leuchtenden Stückchen regnete auf den Boden. Beide Frauen schrien auf.
    Zane schaute Lia an, und seine Finger schmerzten. Sie starrte zu ihm zurück, die Hände über den Mund geschlagen.
    Er sagte: »Ich würde aus ihnen einen Ring für dich machen, wenn ich glauben könnte, du würdest mich nehmen.«
    Und dann wurde er leider ohnmächtig.

22
    Ein ganzer Tag verging.
    Lia wachte an Zanes Seite. In einem Ohrensessel saß sie neben seinem Bett und lauschte auf die unnatürliche Ruhe, die bei Tagesanbruch von der Burg Besitz ergriffen hatte, und sie hielt ihre Sinne geschärft, um jedes Anzeichen von drohenden Schwierigkeiten sofort zu bemerken. Sie aß wenig und schlief noch weniger.

    Aber bislang hatte man sie nicht behelligt.
    Sie saß im Licht, das sich langsam veränderte, und verbrachte die Zeit damit, darüber nachzudenken, was schlimmer gewesen war: zuzusehen, wie der Leibarzt des Prinzen am vergangenen Tag die Bleikugel aus Zanes Schulter mühsam zutage befördert hatte, oder dem Mann helfen zu müssen, den gebrochenen Knochen zu richten.
    Zane war wach gewesen, als die Kugel entfernt wurde. Seine Augen hatten starr Lias Blick gesucht, seine Haut war grau und bleicher als die Laken seines Bettes gewesen. Aber auf seinen Lippen hatte ein grimmiges, dünnes Lächeln gelegen. Er hatte den Blick nicht von ihrem Gesicht abgewandt. Sie hatte seine Hand gehalten und versucht, nicht zu sprechen, denn sie war sich nicht sicher gewesen, was herausgekommen wäre: Entschuldigungen, Liebesgeplapper oder Unsinn. Sie hatte nicht vor den Augen des Arztes zusammenbrechen und weinen wollen.
    Sonnenlicht kroch über die Farben des Webteppichs. Sie kam zu dem Schluss, dass es schlimmer gewesen war, das Bein zu richten. Lia hatte es den Lakaien nicht zugetraut, mit Zane fertig zu werden - sie traute es auch dem Arzt nicht zu, aber sie sah keinen Weg, ihn zu umgehen -, und so hatte sie selbst Zanes Knöchel festgehalten und Maricara seine Schultern, während der Arzt seine Hände auf Zanes Oberschenkel gelegt und ihnen gesagt hatte, wie sie ziehen sollten.
    Zanes Augen hatten sich verdreht, sein Körper war schlaff geworden. Lia hatte sich die Lippen zerbissen, als sie versuchte, nicht laut zu weinen, und sie war froh, dass Zane das nicht sehen konnte.
    Aber auch dieser Tag war schließlich vergangen.
    Der Tod des Prinzen hatte die Gesellschaft auf der Burg in
ihren Grundfesten erschüttert. Zuerst war Panik ausgebrochen; von überallher waren die Leibeigenen zusammengelaufen, und ein Gemurmel, das beängstigende Unruhen ankündigt hatte, war durch die Hallen geweht. Lia hatte es gespürt, und Zane ebenso. In der letzten Nacht hatten sich die Anderen mit Binsenlichtern und Fackeln vor ihrem Fenster unten im Hof versammelt. Lia in ihrem blutbesudelten Kleid hatte an der Scheibe gestanden und sich gefragt, ob ein Drache in ihrer Mitte, der Feuer spucken konnte, ausreichen würde, um sie wieder zurückzudrängen.
    Aber dann war die Prinzessin gekommen. Maricara, jung, mit feucht schimmernden Augen, hatte nichts Geringeres getan, als Lia und Zane das Leben gerettet und vielleicht auch dem ganzen Stamm in Darkfrith. Maricara war allein hinaus in die Nacht in das
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