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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie
Autoren: Shana Abé
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Unterholz und Farn. Sie hatte geduldig gewartet, aber seit Juni war kein Hirsch mehr auf dem Hügel zu sehen gewesen. In dieser Nacht war die Kuhle noch immer leer und gehörte nun ganz ihr.

    Clarissa fand die Stelle, rollte sich zusammen und zog die Knie an die Brust; ihr Arm war wie ein Kopfkissen unter ihrer Wange. Von hier aus konnte sie beinahe das ganze Tal überblicken, die schwarzen, wie mit Spitze geränderten Bäume und den sternengebürsteten Himmel. Der Mond hing prall und makellos über ihrem Kopf; sie lehnte sich zurück und blickte schläfrig empor, bis sie das vertraute Gesicht in seinen Schattierungen erkannte, den Mann im Mond … der zu ihr herablächelte …
    Sie träumte. Sie träumte von einer Brise, dann einem Wind, schließlich einem mächtig drängenden Strom gen Himmel. Der Geruch von Rauch, dann Gelächter, rasch und erstickt. Sie hörte, wie jemand zu ihr sprach. Es war Christoff, der ach so wunderbare Dinge über den Schwung ihres Halses, ihre Lippen sagte …
    Clarissa schlug die Augen auf. Der Mond war verschwunden und mit ihm ihr Traum. Sie rollte herum, um sich aufzusetzen, seufzte und zupfte etwas Moos von ihrem Ärmel. Und dann, glasklar, war wieder Christoffs Stimme zu hören.
    »Aber ich kann nicht noch länger bleiben.«
    Sie fuhr zusammen und blinzelte.
    »Oh, nein, nicht jetzt schon«, kam eine andere, lockende Stimme. »Uns bleiben doch noch Stunden, mein Schatz.«
    Sie zuckte zurück und presste die Hände vor den Mund. Melanie. Christoff und Melanie, hier auf dem Blackstone Hill! In der Dunkelheit. Sie war nicht allein.
    Gott sei Dank stand sie gegen den Wind.
    »Dir vielleicht«, sagte Christoff, und er klang belustigt. »Ich werde bei Anbruch der Morgendämmerung erwartet. Ein weiteres kleines Familienfrühstück mit Vater.«
    Jenseits der Büsche, vom Sternenlicht beschienen, befand sich das Paar, eng umschlungen im Gras und mit dem wenigen,
was sie noch an Kleidung trugen. Melanies Haar war unter ihr ausgebreitet wie ein wunderschöner, rotgoldener Wasserfall im Kontrast zu ihrer Haut. Und Christoff, der viel sonnengebräunter war als sie, schlank und ohne Hemd, spielte mit einer ihrer Locken, die er über ihre bloßen Brüste gleiten ließ. Ungeachtet seiner Worte wirkte er nicht, als habe er es eilig, aufzubrechen.
    Clarissa schloss die Augen und ließ das Gesicht in die Hände sinken. Ein Zweig verfing sich in ihrem Zopf und riss scharf an ihrem Nacken.
    »Bleib«, drängte Melanie in einem kehligen Ton, um den Clarissa sie aus tiefstem Herzen beneidete. »Nur noch eine kleine Weile. Ich verspreche dir … du wirst es genießen.«
    »Daran zweifle ich nicht.« Und Melanie kicherte.
    Stille, oder beinahe Stille, und Clarissa wünschte, sie hätte die Ohren verschließen können, wie sie die Augen zumachen konnte, um nicht die erstickten Küsse und das Reiben der Körper auf dem Gras hören zu müssen. Ihre Wangen brannten in ihren Handflächen.
    »Aber ich kann nicht«, sagte Christoff nach einigen weiteren Minuten dieser Folter. Sie hörte, wie er aufstand. »Wir treffen uns bald, Mel.«
    Clarissa spähte durch die Finger. Melanie lag noch immer auf dem Boden und hatte die Arme über ihrem Kopf ausgestreckt. Sie war halbnackt und versank keineswegs vor Scham im Boden, wie es bei Clarissa der Fall gewesen wäre.
    »Ich wüsste nicht, was dein Vater sagen könnte, das mit dem hier mithalten könnte.«
    Christoff schnürte sein Hemd. »Tatsächlich will er mit mir über die Heirat sprechen. Meine Heirat.«
    »Oh. Sind Sie verlobt, mein Herr?«
    »Noch nicht.«

    »Hmm. Noch nicht. Aber ich frage mich, wer deine Braut sein wird.« Melanie hob ein Bein und bewegte in dem seidenen Licht ihre Zehen. »Du kannst nur eine andere Alpha heiraten. Und wir alle wissen, wer das ist.«
    »Wissen wir das?«
    Melanie lächelte zu ihm empor, bog den Rücken, und Christoffs Hände wurden starr. Sein Haar war ein dunkles, goldenes Gewirr auf seinen Schultern.
    Der Zweig an Clarissas Nacken schmerzte nun heftiger, und sie griff mit äußerster Vorsicht nach oben, um ihn zu lösen.
    »Vielleicht wirst du überrascht sein«, sagte er, doch er klang nicht, als meinte er es ernst.
    »Das glaube ich nicht. Ich bin die Alpha. Jeder weiß das. Und außerdem«, Melanie lachte noch einmal kehlig, »habe ich Grund zu der Annahme … dass du mich recht gerne magst.«
    Der Zweig in Clarissas Hand brach.
    Ihr Körper verkrampfte sich in unmittelbarem Entsetzen. Sie konnte sich nicht bewegen, um ihr
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