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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie
Autoren: Shana Abé
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Leben zu retten - doch das hätte sie tun sollen. Das hätte sie wirklich tun sollen, denn Christoff war innerhalb einer Sekunde bei ihr, ein geschwinder Schatten, und dann schnellte eine Hand zu ihr herunter. Sie wurde auf die Beine gerissen, sodass die Blätter und Zweige um sie herum aufwirbelten.
    »Was zur Hölle …?«
    Mit nur einem Arm hielt er sie in der Luft, und sein Griff war schmerzhaft. Dort baumelte sie hilflos, und ihr Herz schnürte ihr die Kehle zu.
    »Kit!« Melanies Stimme war schneidend. »Was ist los?«
    Und er blickte stirnrunzelnd und mit schief gelegtem Kopf auf Clarissa hinunter. Seine Augen waren glänzend und nachdenklich.
    »Ich war eingeschlafen«, sagte sie törichterweise.

    Er ließ seinen Arm sinken, und ihre Füße fanden wieder Halt auf dem weichen Erdboden.
    »Du!« Melanie war nun neben ihm und presste ihr Kleid vor die Brüste. »Du schon wieder! Du dreckige kleine Spionin!«
    »Nein«, sagte Clarissa. »Nein, ich habe nicht spioniert …«
    »Hast du deine Lektion noch immer nicht gelernt?« Sie machte einen Schritt auf sie zu, die Finger in den Stoff vergraben. »Dir werde ich zeigen, was passiert, wenn du mir weiterhin folgst …«
    »Ich bin dir nicht gefolgt! Ich habe nicht spioniert! Ich war hier und bin eingeschlafen …«
    Melanies Hand klatschte auf ihre Wange.
    »Mel, hör auf damit.« Christoff drängte sich zwischen sie und schob die beiden Mädchen auseinander. Clarissa wandte den Kopf ab und betastete ihren Kiefer. In ihren Ohren dröhnte es. Sie schmeckte Blut.
    »Aber sie war hier, Kit, die ganze Zeit, und hat uns zugesehen!«
    Er warf Clarissa einen Blick aus seinen grünen Augen zu, die halb unter seinem Haar verborgen waren, dann zuckte er mit den Schultern. »Sie hat gesagt, sie sei eingeschlafen.«
    »Sie lügt.«
    »Ich habe nicht gelogen.«
    »Halt den Mund.«
    Clarissa fühlte das Blut auf ihrer Lippe. »Ich brauche auch gar nicht zu lügen. Ich wäre verschwunden, wenn ich gewusst hätte, dass du draußen bist. Jeder in der ganzen Grafschaft weiß, dass du mit jedem Mann hierherkommst, der dich haben will.«
    Sie konnte nicht glauben, was sie da gesagt hatte. Für den Augenblick eines Herzschlags herrschte entsetzliche, undurchdringliche Stille. Alles, was sie hörte, war ihr eigener
unsteter Atem in ihrer Lunge und das langsame Zubodenfallen eines Blattes von einem Busch neben ihr.
    Melanie öffnete den Mund. Christoff legte ihr seine Hand darüber.
    »Das reicht. Um Himmels willen, Mel, sie ist doch nur ein Kind.«
    Wieder warf er Clarissa einen Blick zu, und diesmal war sein Gesichtsausdruck seltsam ernst, als ob er zwischen Zorn und Lachen gefangen sei. »Geh nach Hause. Sofort.«
    Ihre Füße bewegten sich. Rückwärts entfernte sie sich von ihnen und hielt den Blick nicht auf Christoff gerichtet, sondern auf die wie erstarrt dastehende Melanie, die seine Hand von ihrem Gesicht geschüttelt hatte und Clarissas Rückzug mit wutentbrannten Augen verfolgte.
    Ihre Lippen formten lautlos die Worte: Ich kriege dich.
    Christoff steckte sein Hemd in die Kniebundhosen: »Und außerdem, was kümmert es dich, was sie sagt? Sie ist doch nur ein Halbblut.«
    Den ganzen Weg nach Hause hallte Melanies Gelächter in ihren Ohren.
    The Morcambre Courant
    Samstag, 28. März 1742
     
    Junge Frau Opfer der Schneeschmelze?
     
    MISTRESS CLARISSA HAWTHORNE AUS DARKFRITH, DURHAM, WIRD VERMISST, UND ES IST ZU VERMUTEN, DASS SIE IM FLUSS FIER ERTRUNKEN IST. MISTRESS HAWTHORNE PFLEGTE ALLEIN AN DESSEN UFERN UMHERZUSTREIFEN.
    EIN TUCH AUS ROSENFARBENEM POPELINE UND
EIN HUT MIT FRANZÖSISCHER SPITZE WURDEN BEREITS ENTDECKT. TIEFE RISSE IN DEM POPELINE LASSEN EINEN ANGRIFF VON WILDEN TIEREN BEFÜRCHTEN. DER FIER UND DIE UMLIEGENDEN WÄLDER SIND DAFÜR BEKANNT, VON WÖLFEN UND ANDEREN TIEREN HEIMGESUCHT ZU WERDEN, AUCH WENN ENT-SCHLOSSENES JAGEN DEREN VORKOMMEN DEUTLICH DEZIMIERT HAT.
    MISTRESS HAWTHORNE WAR DAS EINZIGE KIND DER WITWE HAWTHORNE UND HÄTTE AM TAGE IHRES VERSCHWINDENS IHREN SIEBZEHNTEN GEBURTSTAG BEGEHEN SOLLEN.
    LASSEN SIE UNS AUS DIESEM UNGLÜCKLICHEN EREIGNIS EINE WERTVOLLE LEKTION LERNEN UND DIE FRISCHEN KNOSPEN UNTER UNSEREN ENGLISCHEN FRAUEN WÄHREND DIESER FRÜHLINGSSCHMELZE SICHER IM INNERN UNSERER HÄUSER BEHALTEN, WO SIE SICH AUF ZARTFÜHLENDE WEISE UM HERD UND HEIM KÜMMERN, BIS SIE, IHRER NATUR ENTSPRECHEND, ZU VOLLER PRACHT ERBLÜHEN.

2
    St. James’s Square, London
April 1751
     
    Letitia, Herzogin von Monfield, war in überaus blendender
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