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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie
Autoren: Shana Abé
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versklavt hatte.
    Jahrelang hatte Draumr in ihrem Kopf gesungen wie eine Symphonie. Er hatte ihr das Paradies versprochen, süße Träume bis an das Ende ihrer Tage, und trotz ihres Vorsatzes konnte sie ihn nicht zerstören. Stattdessen schlich sie davon, weit und immer weiter, und mit dem Diamanten in der Faust warf sie sich in das nasse Herz der Erde.
    Die Karpaten sind von Minen durchzogen. Kupfer, Gold und Eisen. Die leeren Gänge schlängeln sich durch Muttergestein und lockeren Erdboden.
    Sie wählte den tiefsten der Schächte. Und sie vergewisserte sich, dass niemand ihr je würde folgen können.
    Weder sie selbst noch sonst irgendjemand begriff, dass die wahren Wurzeln der Drákon schon vor Jahrhunderten zerteilt worden waren, als die ersten ihres Volkes die Burg verließen. Sie konnte nicht wissen, als sie ihren letzten langsamen Atemzug tat, als sie ihre Augen schloss, sich vornüber neigte und diesen kleinen Schritt in das schwarze Nichts tat, dass sie nur eine Strophe in dem Lied ihres Geschlechts war, keineswegs der letzte Ton.
    Denn auch wenn die Zaharen wenige geworden waren und ihr Blut nicht mehr rein war, befand sich die andere Hälfte der Drákon viele grüne Ländereien und ein Meer weit entfernt im Geheimen und in ungezähmter Blüte.
    Und ihre eigentliche Geschichte sollte erst beginnen.

1
    Chasen Manor
Darkfrith, England
1737
     
    Der Sehr Ehrenwerte Christoff René Ellery Langford, Graf von Chasen, war gelangweilt.
    Er hatte beschlossen, diese Tatsache unmissverständlich deutlich zu machen, indem er betont lässig auf seinem Stuhl saß, die Beine ausstreckte und seinen blonden Kopf gleichgültig von allen abwandte, die sich im Arbeitszimmer seines Vaters versammelt hatten. Eine seiner sonnengebräunten Wangen hatte er träge auf die Faust gestützt. Seine grünen Augen waren unter den schweren Lidern kaum zu sehen und hinter braunen Wimpern verborgen. Er folgte dem Gespräch seines Vaters mit dem hochmütigen, grüblerischen Ausdruck, den für gewöhnlich die Jungen oder die Mächtigen aufzusetzen pflegen.
    Es war gewissermaßen eine glückliche Fügung, dass Kit sowohl das eine wie auch das andere war. Sechzehn Jahre alt und weithin als der Erbe seines Stammes bekannt, ertrug er diese Treffen nur, weil sie zu seinen Verpflichtungen zählten. Er sprach nicht. Er machte sich nicht die Mühe, den anderen anwesenden Männern in die Augen zu blicken. Wenn er von seinen Stiefeln aufsah, dann betrachtete er lieber sinnend die Aussicht aus den Tudor-Fenstern. Die sommerüppigen Hügel und die tiefschwarzen Bäume. Die einladenden Wälder...

    Er lauschte der gleichen Debatte, die der Rat nun bei jedem Treffen führte. Er konnte praktisch auswendig mitsprechen, wer was sagen würde.
    »Die Sicherheit des Stammes ist von oberster Wichtigkeit. Wir müssen unser eigenes Überleben sichern.«
    Parrish Grady wieder einmal. Der Mann gab niemals auf. Er war das älteste Mitglied des Rates, mit blauen Augen und spitzer Zunge. Kit betrachtete ihn mittlerweile als seine persönliche Nemesis, wenn auch aus keinem anderen Grund, als dass sich diese Treffen um Stunden länger hinzogen, als es ohne seine Anwesenheit der Fall gewesen wäre.
    Draußen auf einem Hügel in der Ferne tauchte eine Gruppe Mädchen auf. Sie waren etwa in Kits Alter, trugen weiße Röcke, Rüschenschürzen und Strohhüte mit Bändern, die im Wind flatterten. Einige hatten die Arme voller Blumen. Interessiert beobachtete er, wie sie näher kamen.
    »Parrish, selbstverständlich ist unser Überleben von oberster Wichtigkeit.« Kits Vater, der Marquis. »Niemand stellt das in Frage.«
    »Wir brauchen eine reinblütige Frau!«
    »Ich würde sagen, wir tun unser Bestes, was das angeht«, erwiderte Rufus Booke, ein frisch verheirateter Draufgänger. »Aber vielleicht würden Sie es vorziehen, jede Nacht unsere Betten zu kontrollieren.«
    Kit unterdrückte ein Lachen. Er spürte, wie sein Vater ihm einen raschen Blick zuwarf und sich dann wieder abwandte.
    »Ganz richtig, wir brauchen eine Frau«, stimmte der Marquis von Langford zu. »Aber offenbar haben wir keine. Noch nicht. Es gibt mehrere junge Stammesfrauen, die in Frage kommen könnten. Wir können nur hoffen, dass eine von ihnen die Wandlung vollziehen wird.«
    »Hoffen«, wiederholte Grady spöttisch. »Vier Generationen,
und keine Frau hat die Wandlung vollzogen! Was wird mit uns geschehen - mit uns allen -, wenn es auch für unsere Männer unmöglich wird?«
    Schweigen war die
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