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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie
Autoren: Shana Abé
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hatten, wurde aufgefüllt. Den wenigen Anderen, die in die Festung geladen wurden, erschienen die ungeschliffenen Edelsteine rein und seltsam glänzend; ein unregelmäßiges Mosaik aus düsteren, gespenstischen Farben, das die Flure säumte.
    Aber wenn ein Mitglied der Familie vorüberschritt, wenn es mit den Händen die Wände berührte und sie mit den Fingern liebkoste, dann wurde es von der Melodie der Steine wie von Nektar erfüllt. Wieder waren die Tränen aus Eis in Musik getaucht, die nur die Drákon wahrnehmen konnten.
    Einen Stein gab es, der nicht in die Wände eingelassen war. Er wurde in einem Gewölbe aufbewahrt, in einer Vertiefung, wie in einem Verlies, und er stammte noch aus den frühen Tagen, als die erste Welle der Drákon aus dem Land geflohen war. Keinem der Zaharen war es gestattet, ihn zu berühren, obgleich
jeder in der Familie von seiner Stärke wusste. Selbst aus den tiefsten Tiefen der Burg war sein Gesang zu vernehmen.
    Dieser Diamant wurde Draumr genannt. Er war zu mächtig, um zerstört, und zu gefährlich, um betrachtet zu werden. Denn ihn anzusehen würde bedeuten, sich nach ihm zu verzehren - es war der einzig bekannte Splitter der Erde mit der Macht, die Familie selbst auszurotten.
    Mehr als alles andere waren die Zaharen Strategen. Sie begriffen, dass das Geheimnis dieses Diamanten das Geheimnis ihres Niederganges bedeutete. Ergo war es verboten, auch nur seinen Namen zu nennen.
     
    Großer Reichtum zieht immer auch Hass auf sich, und die Zaharen gehörten zu den reichsten Familien der zivilisierten Welt. Man war überzeugt davon, dass ihre Schätze denen Roms in nichts nachstanden und dass der Papst bei seinem einzigen Besuch auf der Burg derart neidisch wurde, dass er nicht ohne eine Handvoll der kalten, rohen Diamanten abreisen wollte, die ihm das jüngste Mädchen der Familie aufnötigte.
    Sie war eine Prinzessin, lieblich und eifersüchtig bewacht. Man erachtete sie als den lebendigen Edelstein des Berges, Gedichte über sie wurden allerorts vorgetragen, und Blumen erblühten zu ihren Füßen. Sterbliche Männer bezwangen die winterlichen Pässe, nur um einen Blick auf sie zu erhaschen, und als der Papst an diesem Morgen ihre bloße Hand berührte und sich von seinem Pferd aus zu ihr hinunterbeugte, erzählte man sich, er habe vor Entzücken geweint.
    Bereits bei ihrer Geburt wurde sie verlobt, und als sie fünfzehn Jahre alt wurde, wollte man sie mit einem adligen Cousin verheiraten. Doch am Vorabend ihrer Hochzeit wurde die Prinzessin aus der Burg geraubt. Sie wurde die Abhänge hinabgetragen
und mit ihr das Einzige in der Welt, das sie davon hätte abhalten können, ihrem Entführer zu entkommen, und das ihre Familie daran hindern würde, ihr zu folgen.
    Draumr.
     
    Der Niedergang der Zaharen nahm seinen Lauf.
    Sie befanden den Verlust der Prinzessin als einen entsetzlichen Schlag. Dass man sie nicht wiederbekommen konnte, war sogar noch schlimmer. Der Mann, der sie geholt hatte, hatte sie geheiratet. Es gab Kinder. Das Blut war besudelt.
    Doch als die Zaharen versuchten, sie zurückzustehlen und den Sterblichen zu zerschmettern, der es gewagt hatte, sie herauszufordern, verschwanden sie vollkommen, Mann für Mann.
    Keiner der Anderen begriff, wie dies geschehen konnte.
    Dieser Sterbliche war ein Niemand. Er war ein Bauer, ein Arbeiter. Aber er hatte die Prinzessin, und er hatte Draumr, und das war alles, was er benötigte. Gegen Ritter und Meuchelmörder, gegen furchteinflößende Tiere. Der Bauer begann, die mächtigste Familie, die das Land je hervorgebracht hatte, auseinanderzureißen.
    Ohne den Befehl ihrer Drákon-Führer lösten sich die Armeen in Chaos auf und verrohten. Aus den einst blühenden Städten verschwanden auch die Menschen.
    Fremde Prinzen witterten ihre Schwäche, und neue Armeen drängten herbei. Die Grenzen der Menschheit zogen immer engere Kreise um Zaharen Yce. Als die Familie begriff, dass sie nicht mehr länger ihre Burg oder ihr Leben verteidigen konnte, waren nur noch weniger als ein Dutzend ihrer Mitglieder am Leben.
    Und die Halbblut-Kinder weit dort unten waren betäubt durch den Bann des träumenden Diamanten.

    Es war die Prinzessin, die diesen Bann schließlich zerschlug. Es war die Prinzessin, die begriff, dass ihr eigenes Leben weniger wert war als das ihres Geschlechts und ihrer Kinder, und so stach sie eines Nachts einen Dolch in das Herz des Bauern und nahm den Diamanten an sich, den er an seinem Körper getragen und der sie
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