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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten
Autoren: George Pelecanos
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Rhonda eine aufrechtere Haltung annahmen. »Gene, kennst du den Spirituosenladen Saul’s an der Pennsylvania?«
    »Drüben bei der Minnesota?«, fragte Hornsby, ein ganz und gar durchschnittlich aussehender Mann von achtunddreißig Jahren, aufgewachsen in jenem berüchtigten Teil von Northeast, der als Simple City bekannt war.
    »Genau. Mr. Tyree sagt, er hat ein Fleischermesser und seine Kleidung in den Müllcontainer hinter dem Laden geworfen. Ein Paar Nike Twentys in Weiß und Blau sind auch dabei, Größe neuneinhalb, alles in einer Safeway-Tüte.«
    »Papier oder Plastik?«, erkundigte sich Hornsby mit einem kaum wahrnehmbaren Grinsen.
    »Plastik«, antwortete Ramone. »Die Sachen müssten noch dort sein.«
    »Falls die Müllabfuhr nicht in der Zwischenzeit da war«, murmelte Rhonda.
    »Mal nicht den Teufel an die Wand«, sagte Ramone.
    »Ich schicke gleich ein paar Uniformierte hin.« Hornsby nahm einen Schlüsselbund von seinem Schreibtisch. »Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass die Grünschnäbel es nicht versauen.«
    »Danke, Gene.« Ramone wandte sich an seine Kollegin. »Wie sieht es mit dem Durchsuchungsbeschluss aus, Rhonda?«
    »Ganz gut«, erwiderte Rhonda. »Und bis wir ihn haben, betritt niemand Tyrees Wohnung. Ein Streifenwagen steht genau vor dem Hauseingang.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Gratuliere, Gus«, sagte Rhonda.
    »Das verdanken wir allein Bo«, wehrte Ramone ab.
    Bo Green in der Vernehmungszelle erhob sich. Er schaute Tyree an, der sich auf seinem Stuhl ein wenig aufgerichtet hatte. Tyree wirkte, als sei er nach einem schweren Fieber endlich über den Berg.
    »Ich habe Durst. Sie auch, William?«
    »Ich könnte noch eine Dose vertragen.«
    »Was wollen Sie, wieder das Gleiche?«
    »Kann ich diesmal ein Slice kriegen?«
    »Das haben wir nicht da. Wir haben nur Mountain Dew.«
    »Ist auch okay.«
    »Haben Sie noch genug Zigaretten?«
    »Ja, sonst brauch ich nichts.«
    Detective Green sah kurz auf seine Armbanduhr und wandte sich dann der Kamera hoch oben an der Wand zu. »Drei Uhr zweiundvierzig«, sagte er und verließ den Raum.
    Das Licht über der Vernehmungszellentür leuchtete weiterhin grün, was bedeutete, dass das Band noch lief. Im Überwachungsraum las Antonelli die Sportseite der Post und warf hin und wieder einen Blick auf den Monitor.
    Draußen wurde Bo Green von Ramone und Rhonda Willis empfangen.
    »Gut gemacht«, lobte Ramone.
    »Der wollte doch reden«, erwiderte Green.
    »Der Lieutenant sagt, wir sollen Bescheid geben, sobald du was aus ihm rausgekriegt hast«, sagte Rhonda. »Die Staatsanwaltschaft will, wie war das doch gleich, am Puls der Ermittlungen sein.«
    »Rhonda sagt, wir haben Littleton erwischt«, erklärte Ramone.
    »Dieser kleine Wichtigtuer«, kommentierte Green. Gus Ramone strich sich über seinen schwarzen Schnurrbart.

DREI
    Dan Holiday winkte dem Barkeeper und kreiste mit dem Zeigefinger über den noch nicht ganz leeren Gläsern.
    »Dasselbe nochmal«, verlangte er. »Für mich und meine Freunde.«
    Die Männer an der Bar hatten bereits drei Runden getrunken, während das Gespräch von Angelina Jolie über Santana Moss zum neuen Mustang GT übergegangen war. Jeder vertrat seine Meinung nachdrücklich, doch letztendlich ging es um nichts. Die Unterhaltung war nur der Aufhänger für den Alkohol. Man konnte schließlich nicht einfach nur dasitzen und trinken.
    Auf den Hockern saßen Jerry Fink, Teppichvertreter, Bradley West, freier Schriftsteller, ein Innenausbau-Unternehmer namens Bob Bonano und Holiday. Keiner von ihnen hatte einen Chef. Sie alle hatten Jobs, die es ihnen erlaubten, sich ohne schlechtes Gewissen an einem Arbeitstag zu betrinken.
    Sie trafen sich mehrmals die Woche in Leo’s Bar, einer Kneipe an der Georgia Avenue zwischen Geranium und Floral Street, in Shepherd Park. Der Gastraum war schlicht und rechteckig mit einem Eichenholztresen, der vom Eingang bis zur Rückwand verlief, zwölf Hockern, ein paar kleinen Tischen und einer Jukebox voller unbekannter Soul-Singles. Die Wände waren frisch gestrichen, und statt Bierplakaten, Sportwimpeln oder Spiegeln hingen dort Fotos von Leos Eltern in D.C. und von seinen Großeltern in ihrem Dorf in Griechenland. Die Bar war eine Art Oase für die Bewohner des Viertels, weder eine zwielichtige Spelunke noch ein Ort für bürgerliche Zuzügler. Hier konnte man sich einfach auf angenehme Weise mitten am Nachmittag einen antrinken.
    »Himmel, du stinkst«, sagte Jerry Fink, der neben Holiday
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